Wie gehts eigentlich der US-Edelmarke?
So will Cadillac endlich wieder durchstarten

In einer neuen Serie betrachtet Blick Automarken, von denen man jüngst eher wenig hört. Wie geht es zum Beispiel eigentlich der US-Luxusmarke Cadillac? In Amerika lala, in Europa gar nicht. Aber in China blüht das Geschäft. Jetzt kommt das E-Zeitalter.
Publiziert: 11.03.2022 um 16:27 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2022 um 12:05 Uhr
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Einst war Cadillac eine führende Luxusmarke. Der Heckflossen-Trend etwa kam von Cadillac (im Bild ein 1959er Modell).
Foto: Getty Images/Car Culture
Timothy Pfannkuchen

Cadillac – welch ein Glanz: Heckflossen, Chrom satt und blubbernde Achtzylinder. Cadillac – welch ein Desaster: Fast wäre die US-Edelmarke in die Pleite gerutscht und erfand sich vor 20 Jahren neu. Heute ist Caddy trotz gelungener Modelle in Europa tot und kämpft in Amerika hart. Aber in China läuft es dafür richtig rund.

Blicken wir erst zurück: Die Marke hiess zuvor, kein Scherz, Henry Ford Company. Henry Ford (1863–1947) hatte sie nach einer Pleite verkauft, ehe er seine neue Ford Motor Company zu Ruhm führte. Derweil benannte Henry Leland (1843–1932) den Laden 1902 zu Cadillac um. Wieso? Der französische Gründer der Autostadt Detroit, Antoine Laumet de La Mothe, trug den Adelstitel eines Sieur de Cadillac.

Lange fährt Cadillac voran

Der nach einem Kaff in Südfrankreich benannte Adelstitel funktioniert prächtig als Autoname: «Caddy» floriert und wird 1909 von General Motors (GM) gekauft. Am Rande: Leland gründet danach Lincoln und verkauft die Marke später als Cadillac-Erzkonkurrent an Ford. Aber nicht Lincoln oder Chrysler-Imperial werden zu dem US-Luxus schlechthin, sondern Caddy. Duesenberg etwa geht daran gar zugrunde.

Auch in Europa und gerade in der Schweiz gilt die Marke bis in die 1960er-Jahre als Speerspitze des Autobaus und Inbegriff des Luxus. Innovation ist Trumpf, Cadillac erfindet den elektrischen Anlasser, baut den ersten Grossserien-V8 und lange vor den Europäern Luxus wie (bereits 1952!) Abblendautomatik ein. Und setzt Style-Trends wie in den 1950er-Jahren jenen zu Panoramascheiben und Heckflossen.

Wurde fast zu Tode gespart

Doch Erfolg macht träge, die Ölkrise der 1970er-Jahre wird zur Cadillac-Krise: Die hemmungslos gewachsenen Luxusliner sind zu fett. GM reagiert mit Kleckern statt Klotzen: Wie später bei Saab wird nicht gesundgeschrumpft, sondern totgespart. Bestes Beispiel ist der 1982er Cadillac Cimarron: Wieso den kompakten Cavalier der GM-Budgetmarke Chevrolet kaufen, nur weil er jetzt Cadillac-Logos trägt?

Cadillac wird beliebig, die Welt verliert das Interesse – und übernimmt umgekehrt den US-Luxusmarkt: BMW, Mercedes oder neue Marken wie Lexus greifen zu, die Cadillac-Kundschaft vergreist. Ende der 1990er-Jahre scheint ein Ende von Cadillac möglich. Doch dann die Wende: Cadillac erfindet sich neu. Seit der eigenständigen Linie von CTS und Co. oder Escalade ist Cadillac seit der Jahrtausendwende wieder wer, auch bei jüngeren Kunden. Nur: Die Konkurrenz ist hart, im letzten Jahrzehnt stagnierten die nach der Wende zunächst stark angestiegenen US-Verkäufe schon wieder.

Amerika lala, China prächtig

In den USA kam Cadillac, einst für bis zu 320'000 US-Verkäufe im Jahr gut, 2021 auf 118'000 Verkäufe und lag hinter BMW (über 336'000 Verkäufe), Mercedes (329'000), Tesla (313'000) oder Lexus (304'000). In Europa waren es letztes Jahr nur ein paar hundert Autos und in der Schweiz noch nicht mal ein Dutzend. Dies, obwohl aktuelle Modelle wie der XT4 in Europa durchaus konkurrenzfähig wären.

Ist Cadillac also schon wieder in der Krise? Nein – dank China! Am chinesischen Automarkt legen die Amis ständig zu und verkauften etwa 2021 gut das Doppelte (233'000) wie in den USA. Global die Zukunft entscheiden dürfte die E-Offensive. Mit Modellen wie dem 2013er Plug-in-Hybrid ELR war Cadillac zu früh, er floppte. Aber bis 2030 soll Cadillac ganz elektrisch werden, wozu Mutter GM gleich mehrere Milliarden in die Hand nimmt. Den Start dazu macht noch 2022 der E-SUV Lyriq.

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