Opel überarbeitet sein vor drei Jahren noch unter der Regie des einstigen Mutterkonzerns General Motor (GM) lanciertes Topmodell Insignia. Wichtigste Neuerungen des Mittelklassemodells sind ein 174-PS-Turbodiesel und ein neues adaptives Lichtsystem, bei dem jetzt 84 Leuchtdioden je Scheinwerfer die Umgebung vor dem Fahrzeug ausleuchten. Weil jede LED einzeln ausgeschaltet werden kann, um Entgegenkommende nicht zu blenden, fährt man immer mit Fernlicht.
Opel kann derzeit eine Erleuchtung gut brauchen. Im ersten Quartal 2020, als sich die Corona-Krise noch kaum auf den Absatz auswirkte, hat Opel fast 45 Prozent weniger Fahrzeuge in Europa verkauft als noch im Vorjahr. Der Marktanteil sank europaweit auf 4,4 Prozent. In der Schweiz verlor die Marke bis März in gleichem Masse; mit minus rund 85 Prozent büsste sie im April aber deutlicher stärker als der Schweizer Gesamtmarkt ein (minus 67 Prozent).
Unterschied zu Schwestermarken zu gering?
Vor 25 Jahren war dagegen noch jedes achte in Europa verkaufte Auto ein Opel oder ein Fahrzeug der britischen Schwestermarke Vauxhall, die die Opel-Modelle mit Rechtslenkung baut. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer (68) vom Institut für Customer Insight an der Uni St. Gallen sieht die Gründe für den Bedeutungsverlust vor allem in der 2017 erfolgten Übernahme von Opel durch den französischen PSA-Konzern (Citroën, DS, Peugeot). Der feierte Erfolge mit einer Sanierung im Eiltempo: PSA-Chef Carlos Tavares (61) drückte Fertigungskosten, verkleinerte die Entwicklungsabteilung und liess die Modellpalette auf den PSA-Technikbaukasten umstellen. Schon 2018 fuhr Opel erstmals nach fast 20 Jahren wieder Gewinn ein.
Aber jetzt zeige sich laut Dudenhöffer: Bei gleicher technischer Basis der Opel-Modelle nähmen viele Kunden kaum Unterschiede zu den anderen PSA-Marken wahr. Und da sie meist höher eingepreist seien als die Schwestermodelle, könnten sich die Autos von Opel schlechter durchsetzen. Im VW-Konzern wachsen Marken wie Seat, Skoda und VW mit gleichem Technikbaukasten, aber unterschiedlichem Preisniveau nebeneinander. Bei PSA scheint laut Dudenhöffer die Markenführung nicht so gut zu gelingen. Das könne sich mit der derzeit verhandelten Fusion von PSA und Fiat Chrysler Automobiles FCA noch verschärfen: «Kommen jetzt noch Fiat und Alfa in den Verbund, dürften Opel-Marktanteile weiter sinken», so Dudenhöffer.
Modellpalette im Umbruch
Zudem steckt Opel im Umbruch: Der potentielle Bestseller Corsa (kommt erstmals auch als Stromer) steckt gerade in der Anlaufphase und belegt als bestplatzierter Opel derzeit Rang 59 in der Verkaufsstatistik. Der Grandland X, der jetzt erstmals mit Plug-in-Hybrid und 300 PS kommt, rangiert hinter dem Peugeot-Pendant 3008. Und der Mokka X als Bestseller der letzten acht Jahre ist gar nicht mehr erhältlich. Statt mit GM-Technik mit mechanischem Allradantrieb wird er künftig als Elektro-Crossover verkauft.
Letztes der noch unter GM-Regie entwickelten Opel-Modelle ist der Insignia. Dessen erste Generation sicherte als «Auto des Jahres» 2009 («Car of the Year») in Europa nach Finanzkrise und Beinahe-Pleite Opel das Überleben. Jetzt ist seine zweite Generation der letzte Opel mit dem im Schweizer Markt so gefragten mechanischen Allradantrieb.
Mit 122 bis 230 PS
Nach dem Lifting reicht die auf eine neue Generation umgestellte Motorenpalette mit Drei- und Vierzylindern vom 122-PS-Basisdiesel (4,0 l/100 km, ab 36'600 Franken) bis zum 230 PS starken GSi-Sportmodell ab 54'060 Franken. Dieser Vierzylinder und der 200-PS-Turbobenziner verfügen über Zylinderabschaltung, die je nach Fahrsituation zwei Zylinder für geringeren Verbrauch abschaltet. LED-Scheinwerfer und Spurhalte-Assistent sind immer serienmässig; optional und in den höheren Ausstattungen sind auch adaptiver Tempomat, rückenschonende Sitze, Parkassistent oder Head-Up-Display lieferbar. Für die Kombi-Version Sports Tourer werden jeweils 1400 Franken Aufpreis fällig.
Den Auftrieb durch die Überarbeitung kann der Insignia gut brauchen. Derzeit liegt er in der Schweizer Verkaufsrangliste auf Platz 183.