In der Westschweiz brauchen Pendlerinnen und Pendler derzeit besonders viel Geduld. Der Regioexpress zwischen Vevey VD und Annemasse (F): fällt aus. Die S-Bahn zwischen Palézieux VD und Lausanne: fällt ebenfalls aus. Auch Reisende in Genf, Yverdon-les-Bains VD und Freiburg sind betroffen. Schuld ist ein Lokführermangel. Er beschäftigt die SBB seit Jahren.
Die Bahn gelobt Besserung. Den Lokführern ist das allerdings nicht genug. In einem Newsletter schiesst der Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter scharf gegen den eigenen Arbeitgeber. Die Lokführer würden unter Druck gesetzt, mehr zu arbeiten, so der Verband: «Das dauernde Telefonieren und Betteln beim Lokpersonal um zusätzliche Arbeitstage hat zu Verschleisserscheinungen geführt.»
Lokführer haben 30 Freitage zugute
Im Schnitt habe jeder der 2300 Lokführer bei den SBB aufgrund der Extra-Einsätze 30 Freitage zugute. «Ein grosses Darlehen an die SBB», so der Verband. Die Zugstreichungen in der Romandie seien daher ein «guter Entscheid».
Die SBB zeigen sich optimistisch, dass der Lokführermangel nächstes Jahr behoben ist. «Schweizweit werden in den nächsten sechs Monaten 200 Lokführerinnen und Lokführer ihre Ausbildung abschliessen», schreiben die SBB dazu.
Pandemie hat Lokführer-Ausbildungen unterbrochen
Die Lokführer glauben ihren Chefs offenbar aber nicht mehr. «Das löst nur noch Traurigkeit aus», steht dazu im aktuellen Verbands-Newsletter. Ähnliche Versprechen hätten die SBB nämlich schon vor zwei Jahren gemacht. Geworden sei daraus nichts.
Die SBB begründen dies mit der Pandemie: Wegen Corona mussten Lokführerausbildungen nämlich unterbrochen werden. Damit habe sich der Personalmangel weiter zugespitzt.
Lohnniveau wird angehoben
Immerhin: Den Lokführern winkt nun mehr Lohn. «Dies ist nach Jahren des Mangels richtig und zukunftsweisend», lobt der Verband. Damit würden weniger junge Lokführer in andere Berufe oder Abteilungen abwandern. Bis das Früchte trägt, dauert es aber noch. Die Zugausfälle in der Romandie halten daher vorerst noch an. (sfa)