Peter Spuhler (62) kann den Champagner knallen lassen. Sein Unternehmen kriegt den SBB-Zuschlag für 286 neue S-Bahn-Züge. Der Auftrag bringt Stadler Rail 2 Milliarden Franken ein. Das gab die SBB an einer Medienkonferenz am Dienstag in Bern bekannt.
Einsteigen bitte: Kurz nach Bekanntwerden des Zuschlags bricht auch bei Anlegern der Jubel aus. Die Aktie von Stadler Rail reagiert mit einem Kurssprung auf den Milliardenauftrag. Am späten Nachmittag notiert das Papier über 6,7 Prozent im Plus. Das Minus seit Jahresbeginn beträgt somit nur noch 0,7 Prozent.
Stadler Rail mit Hauptsitz in Bussnang TG setzte sich damit gegen den französischen Konkurrenten Alstom und den deutschen Siemens-Konzern durch. Auch sie hatten Offerten bei der im Mai 2020 lancierten Ausschreibung eingereicht.
«Wir sind stolz, dass sich unser bewährtes Flirt-Konzept einmal mehr international durchsetzen konnte. Wir danken den SBB für das uns entgegengebrachte Vertrauen», sagt Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident von Stadler.
Der Flirt von Stadler ist ein einstöckiger Triebzug für den Nah- und Fernverkehr. Mit dem Rahmenvertrag für die SBB hat Stadler seinen Bestseller bis heute über 2500 Mal in 20 Ländern verkauft – vom Polarkreis bis nach Afrika.
Erste Züge bis 2025
Die SBB beschaffen mit den Tochterunternehmen Thurbo in der Ostschweiz und Regionalps im Wallis 286 neue einstöckige Triebzüge für den Regionalverkehr. Die neuen Züge sollen primär gleichartige S-Bahn-Züge ersetzen, die ausgemustert werden. Die ersten Züge sollen ab Dezember 2025 ausgeliefert werden.
Die ersten Züge werden zuerst in der Ostschweiz unterwegs sein, danach in der ganzen Schweiz bis ins Wallis. Das Ziel der SBB: Mit weniger verschiedenen Zugsmodellen Synergien nutzen und so Geld sparen.
Die neuen Triebzüge bieten den Kundinnen und Kunden zahlreiche Verbesserungen. So verfügen die Züge gegenüber den heute eingesetzten Fahrzeugen über mehr Stauraum für Velos, Kinderwagen und grosse Gepäckstücke. Zudem bieten sie guten Mobilfunk- und Datenempfang für unterwegs und Steckdosen in allen Abteilen. Auch leisten die neuen Triebzüge durch eine bessere Motorisierung einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Pünktlichkeit.
Keine Neuentwicklungen
Die Investition sei ein wichtiges Signal für den Regionalverkehr, erklärte SBB-Chef Vincent Ducrot (59) an einer Medienkonferenz in Bern. Die neuen Züge basierten auf bewährten «Plattformen» und seien keine Neuentwicklungen.
Stadler Rail konnte gute Nachrichten gebrauchen. Im Vormonat war bekannt worden, dass der Firma in Österreich wegen eines Formfehlers bei einer dort nicht anerkannten digitalen Signatur ein 3-Milliarden-Auftrag durch die Lappen gegangen war. (nim/pbe/SDA)