Die SBB erholen sich nur langsam von der Corona-Pandemie. Die Nachfrage zieht zwar an, heisst es in einer Mitteilung. Allerdings nur langsam: In der ersten Jahreshälfte lag die Auslastung 25 Prozent tiefer als noch vor Corona. Konkret heisst das: In den ersten sechs Monaten des Jahres transportierten die SBB täglich 763'000 Passagiere.
Das schlägt sich auch in den Büchern nieder: Die SBB verbuchen für das erste Halbjahr einen satten Verlust von fast 400 Millionen Franken. Das ist – rechnet man die Bundesgelder heraus – sogar noch mehr als im ersten Halbjahr 2020. 2019, also vor der Krise, lag das Halbjahresergebnis mit 279 Millionen noch deutlich im Plus.
Die finanzielle Situation sei denn auch «sehr angespannt», schreiben die SBB. Die Verschuldung ist stark angestiegen, auf 17,7 Prozent. Eigentlich dürfte sie höchstens 6,5 Prozent betragen, so schreibt es der Bund vor. Die Liquidität bis Ende Jahr ist nur dank Unterstützung durch den Bund gesichert. Seit Beginn der Pandemie hat der Bund 400 Millionen Franken eingeschossen.
Es drohen Sparrunden
In der Zukunft drohen nun aber happige Sparrunden. Wo genau der Sparhebel angesetzt wird, schreiben die SBB nicht. Fest steht aber: Nur mit Sparmassnahmen und Effizienzsteigerungen kann das Unternehmen wieder in eine finanziell stabile Lage kommen.
Für die SBB besonders problematisch ist der weiterhin anhaltende Homeoffice-Trend. Nur noch 395'000 Menschen leisten sich heuer ein Generalabonnement (GA). Vor einem Jahr waren es noch 459'000. Vor zwei Jahren gar 493'000. Auch die Halbtax-Abos gingen zurück, allerdings weniger stark, um knapp 1 Prozent auf 2,7 Millionen Abos. Sowohl bei den GAs als auch bei den Halbtax-Abos nehmen die Verkäufe derzeit aber wieder zu, so die SBB.
Die Kehrseite der Medaille: Die SBB-Züge waren im ersten Halbjahr durch die tieferen Passagierzahlen pünktlicher. Die Zugpünktlichkeit liegt gemäss dem Unternehmen bei 92,7 Prozent. Das ist insbesondere in Anbetracht der heftigen Schneefälle im Winter sowie der starken Unwetter im Juni bemerkenswert.
Klimadiskussion wird langfristig helfen
Auch die Zufriedenheit der Kunden ist im Aufwind, sie beträgt aktuell 77,5 Punkte. Im Vorjahr waren es noch 73,3. Auch diesen Umstand führen die SBB auf die tiefere Auslastung zurück. Wer mehr Platz hat im Zug, erlebt die Fahrt tendenziell als angenehmer. Auch die Maskenpflicht werde weiterhin gut eingehalten, loben die SBB in ihrem Halbjahresbericht.
Für die Zukunft bleiben die SBB trotz allem optimistisch: Es werde zwar noch etwas dauern, bis sich die Passagierzahlen vollständig von der Pandemie erholen. Langfristig werde das Zugfahren aber wieder stark anziehen, so die Prognose. Dies unter anderem dank dem Bedürfnis nach klimafreundlicher Mobilität.
Lokführerengpass hält noch Monate an
Trotz tiefroter Zahlen rekrutieren die SBB denn auch weiterhin zusätzliches Personal, etwa Lokführerinnen und Zugbegleiter. Bei den Lokführern kämpfen die SBB schon länger mit einem Engpass. In den kommenden Monaten wird es daher unweigerlich zu kurzfristigen Zugausfällen kommen, wenn jemand ausfällt. Besonders davon betroffen sind laut SBB die Region Zürich sowie die Westschweiz. Bis Ende Jahr soll der Engpass dann aber behoben sein. 200 Lokführer schliessen bald ihre Ausbildung ab. (sfa)