Für gewisse Staatsbedienstete bedeutet das Homeoffice eine willkommene Abkehr vom Alltag. Unlängst musste SBB-Chef Vincent Ducrot ein Machtwort sprechen. In praktisch jedem Ferienparadies der Welt habe es Mitarbeiter. Schweizer Lohn kassieren, aber am anderen Ende der Welt im Homeoffice arbeiten. Ducrot stellte eine enorme Abnahme der Leistung fest und zog den Stecker. Seit Juni ist Homeoffice bei den SBB nur noch innerhalb der Schweizer Grenzen erlaubt.
Ähnlich einfallsreich waren gewisse Mitarbeiter des Kundendienstes der Post. Sie haben sich heimlich Arbeitspausen verschafft, indem sie ihre Telefonleitungen lahmlegten. Sie wollten damit den Eindruck erwecken, lange Gespräche mit Kunden zu führen. Dabei waren sie für Kunden nicht mehr erreichbar und mussten keine Anrufe entgegennehmen. Der Kundendienst der Post beschäftigt 319 Mitarbeiter. Insgesamt 22 habe die Post als Sünder entlarvt, wie die «Sonntagszeitung» berichtet.
Bedauern der Post-Führung
Mit dem Tricksen haben die Fehlbaren ihren Kolleginnen und Kollegen einen Bärendienst erwiesen. Die Schummler wurden zwar aufgefordert, sich selber bei ihren Vorgesetzten zu melden. Dabei sei bis hin zur Kündigung gedroht worden. Den Mitarbeitern wurde versichert, dass Strafmassnahmen nach einer Selbstanzeige milder ausfallen.
Offenbar haben sich die Chefs dabei aber im Ton vergriffen. Unschuldige Mitarbeiter fühlten sich unter Generalverdacht gesetzt. Beim Kundendienst der Post habe grosse Verunsicherung geherrscht. Ein Fehler, den man laut Post-Sprecherin Denise Birchler bedaure: «Die Tonalität der Kommunikation wurde dem riesigen Einsatz und Engagement eines Grossteils aller Mitarbeitenden nicht gerecht.»
Dabei hatte die Leitung des Kundendienstes bereits feststellen müssen, dass die Leistung einiger Mitarbeiter im Homeoffice gesunken war. Weil ihre Leistung nicht mehr stimmte, wurde ihnen wurde nahegelegt, wieder ins Büro zurückzukehren. (kes)