Darum gehts
- Pianistin Ruth B. starb 1993 an Arsenvergiftung durch ihren Ehemann
- Gerichtsmediziner bewiesen Mord durch Analyse des Mageninhalts
- Kurz zuvor schloss der Ehemann eine Lebensversicherung in Höhe von 250'000 Franken auf seine Frau ab
Rätsel um die Todesursache
Es war ein Spätsommertag im Jahr 1993 im Neuwiesen-Quartier in Winterthur ZH. Die international bekannte Konzertpianistin und Klavierlehrerin Ruth B.* (†39) gab am Nachmittag des 24. August noch eine Musikstunde. Später sagte sie, dass sie sich nicht wohlfühle. Gegen 19.30 Uhr ging sie zu Bett, so die Aussage ihres Mannes. Am nächsten Morgen war sie tot.
Der plötzliche Tod der Frau gab zunächst Rätsel auf. Ihr Ehemann Richard C.** (zum Tatzeitpunkt 39) erklärte, seine Frau habe sich mehrfach erbrochen, unter Übelkeit und starkem Durchfall gelitten. Viereinhalb Monate und eine Vielzahl an Analysen und Untersuchungen später stand die Todesursache endlich fest: Ruth B. starb an einer Arsenvergiftung.
Die Ermittlungen
Ganze sieben Gutachten musste der Gerichtsmediziner Peter X. Iten verfassen. Immer wieder tauchten neue Thesen und Gegenthesen auf. Klar schien: Dem Opfer war am 24. August noch am Nachmittag ein erstes Mal Arsen verabreicht worden. Doch nun hing alles von einer entscheidenden Frage ab: Erhielt Ruth B. am Abend oder in der Nacht weitere Dosen des Gifts?
Rund 15 Monate nach dem Tod von Ruth B. wurde der Ehemann verhaftet. Ein einprägsamer Streit der Gutachter vor Gericht folgte. Zentraler Streitpunkt: der Zeitpunkt der Gifteinnahme. Von der Verteidigung hiess es, Ruth B. hätte die tödliche Giftdosis auch am Morgen einnehmen können. Sie brachte Suizid ins Spiel, wie es im Podcast «Dialogplatz» des «Landboten» heisst.
Gerichtsmediziner entlarvte den Täter
Neben Pfefferminztee fand sich im Magen des Opfers eine hohe Menge Arsen. Skurril: Iten hielt den Geschworenen den Mageninhalt unter die Nase, damit sie den Pfefferminztee herausriechen konnten.
Anhand der hohen Arsenmenge konnte der Gerichtsmediziner beweisen, dass das Gift immer wieder über den Abend verteilt und im Tee versetzt verabreicht worden sein musste. Zu diesem Zeitpunkt war nur der Ehemann zu Hause, wodurch ausschliesslich er als Täter infrage kam.
Die Kaltblütigkeit der Tat
Ruth B. litt nach den mehrfachen Giftdosen Todesqualen – während ihr Mann ihr dabei zusah und immer wieder nachlegte.
Am Abend telefonierte Richard C. noch mit dem Bruder seiner Frau und schilderte die Symptome, berichtete Blick damals. Sein Schwager riet, den Notarzt zu alarmieren. C. behauptete jedoch: «Sie wollte keinen Arzt. Und fühlte sich besser. Als ich am folgenden Morgen nach ihr schaute, atmete sie nicht mehr.»
Arsen kennt man vor allem aus Krimis («Arsen und Spitzenhäubchen»), schliesslich galt es früher als beliebtestes Mordgift. Auch in Böden und Trinkwasser sind zu hohe Arsenwerte gefährlich für Mensch und Tier. Sie können im schlimmsten Fall die Produktion von weissen und roten Blutkörperchen vermindern, Hautveränderungen und Lungenreizungen auslösen. Weitere Folgen: Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten, Hautkrankheiten, Herzstörungen und Hirnschäden – dies bei langfristiger Aufnahme selbst kleinster Mengen des Gifts.
In der Schweiz darf das Trinkwasser darum maximal zehn Mikrogramm Arsen pro Liter enthalten. In arsenbelasteten Gebieten wird zudem empfohlen, kein Gemüse anzubauen. In der Landwirtschaft wird der Arsengehalt des Futters gemessen. Ist er zu hoch, wird reagiert.
Arsen kennt man vor allem aus Krimis («Arsen und Spitzenhäubchen»), schliesslich galt es früher als beliebtestes Mordgift. Auch in Böden und Trinkwasser sind zu hohe Arsenwerte gefährlich für Mensch und Tier. Sie können im schlimmsten Fall die Produktion von weissen und roten Blutkörperchen vermindern, Hautveränderungen und Lungenreizungen auslösen. Weitere Folgen: Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten, Hautkrankheiten, Herzstörungen und Hirnschäden – dies bei langfristiger Aufnahme selbst kleinster Mengen des Gifts.
In der Schweiz darf das Trinkwasser darum maximal zehn Mikrogramm Arsen pro Liter enthalten. In arsenbelasteten Gebieten wird zudem empfohlen, kein Gemüse anzubauen. In der Landwirtschaft wird der Arsengehalt des Futters gemessen. Ist er zu hoch, wird reagiert.
Das Motiv
Kurz vor der Tat schloss Richard C. eine Lebensversicherung auf seine Frau ab. Im Fall ihres Todes sollte er 250'000 Franken erhalten. Vor dem Zürcher Geschworenengericht gab der Mann im Februar 1998 an, das sei «nur aus steuerlichen Gründen» geschehen. Doch Ermittlungen brachten zum Vorschein, dass der Mann eine Geliebte hatte, mit der er ein gemeinsames Leben führen wollte.
Das Urteil
Am 6. März 1998 sprach das Gericht Richard C. wegen Mordes schuldig. Die Tat gab er selbst zwar nicht zu, die Beweislast gegen ihn war jedoch hoch genug. Der Geschworenengerichtspräsident Christian Huber befand das Gutachten der Gerichtsmediziner als überzeugend und fügte an: «Der Angeklagte wusste: Seine Frau würde sich wegen seiner Geliebten nicht scheiden lassen.»
Am 8. September 1998 wurde C. schliesslich zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach 16 Jahren wurde er wegen guter Führung entlassen.
* Name bekannt
** Name geändert