Es tönt viel zu schön, um wahr zu sein: Nur rund 5 Milliarden Franken sollen die vom Bundesrat beantragten 36 Stück des US-Tarnkappen-Jets F-35 kosten, inklusive Bewaffnung. Obwohl das bewilligte Kostendach 6 Milliarden Franken beträgt. Eine satte Einsparung von 1 Milliarde Franken also. «Die F-35A ist nicht nur der modernste Jet, sondern auch jener mit den weltweit höchsten Verkaufszahlen», erklärte Verteidigungsministerin Viola Amherd (59) den Preisvorteil im Blick-Interview. «Mit anderen Produkten ist es ja auch so: Sie werden günstiger, je mehr sie verkauft werden.»
Doch eben, die Rechnung ist ohne die Teuerung gemacht. Schlägt man diese drauf, kommt der Kaufpreis gleich gesalzener daher, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Während die Teuerung in der Schweiz seit Jahren relativ tief ist, ist sie in den USA deutlich gestiegen. Der Bundesrat rechnet in seiner Armeebotschaft 21 mit einer US-Teuerung von 2,1 Prozent bis 2025. Summiert man diese bis zum Zahlungszeitpunkt im Jahr 2029 auf, kosten die F-35 6,047 Milliarden Franken, so die Berechnung des «Tages-Anzeigers».
Die Zeitung berichtet, dass das Verteidigungsdepartement sogar erwogen habe, an der Medienkonferenz zum Kampfjet-Entscheid den Preis inklusive Teuerung zu kommunizieren. In internen Berechnungen sei das VBS auf knapp 6,2 Milliarden Franken gekommen. Doch schliesslich wurde der Preisstand vom Februar 2021 kommuniziert: 5,068 Milliarden.
Amherd spricht von «Kaffeesatzlesen»
Bundesrätin Amherd äusserte sich an der Medienkonferenz vor den Sommerferien zur Teuerung denn auch unklar. «Wie die Teuerung sich entwickelt, das können wir jetzt nicht sagen, das sind Prognosen. Wir haben Prognosen gemacht auf den Zahlungszeitpunkt hin, und da ist der Typ immer noch im Rahmen des bewilligten Volumens», wird sie zitiert. Einen Betrag könne sie nicht nennen, weil das Kaffeesatzlesen wäre.
Da das vom Stimmvolk bewilligte Kostendach von 6 Milliarden Franken ebenfalls der Teuerung unterliegt, dürfte dieses bis zum Kaufzeitpunkt um 6,3 Milliarden betragen – und könnte daher ziemlich ausgereizt werden. Der «Tages-Anzeiger» spricht denn auch von «Finanzkosmetik in Milliardenhöhe».
Der Verpflichtungskredit, über den das Parlament im Rahmen der Armeebotschaft 2022 entscheiden wird, soll die ausländische Teuerung dann aber beinhalten, verspricht die Rüstungsbehörde Armasuisse. Diese sei «zwischen dem US-Staat und der US-Industrie verbindlich festgelegt».
Ob die F-35 im Vergleich zu den anderen drei Konkurrenten dann immer noch ein Schnäppchen ist, wird sich weisen. Für die Gegner von SP, Grünen und GSoA sind die Zahlen jedenfalls Wasser auf die Mühlen – beziehungsweise ein weiteres Argument für ihre Volksinitiative «Stop F-35», für welche derzeit Unterschriften gesammelt werden. (rus)
