Noch immer können es viele kaum glauben. Ausgerechnet das modernste, als Luxus-Jet verschriene US-Kampfflugzeug F-35 soll für die Schweiz nicht nur die beste Lösung sein, sondern auch gleich noch die günstigste – in Beschaffung und Betrieb. Der Fünfer und das Weggli!
Rund 5,1 Milliarden Franken sollen die 36 F-35 kosten, nochmals gut zehn Milliarden die Betriebskosten über 30 Jahre. Total: 15,5 Milliarden Franken. Rund zwei Milliarden weniger als das zweitgünstigste Jet-Angebot, das auf dem Tisch des Bundesrats lag.
Für viele ist das zu schön, um wahr zu sein. Im Herstellerland USA wie in anderen Benutzerländern gilt der Tarnkappen-Jet als sehr teuer im Betrieb. Die Flugstunde koste etwa doppelt so viel wie bei der Super Hornet von Boeing. Bundesrätin Viola Amherd (59) aber beharrt darauf. «Wir haben verbindliche Offerten», betont die Verteidigungsministerin mantramässig. Die Zahlen sollen garantiert sein.
Verbindlich nur für die ersten zehn Jahre
Doch ganz so sicher wie bisher dargestellt ist das nicht. «Garantien, dass die Kosten nach 40 Jahren nicht höher oder tiefer sind, kann ich nicht geben», räumte Darko Savic vom Bundesamt für Rüstung Armasuisse am Freitag vor Medienvertretern ein. Verbindliche Offerten gibt es nur für die ersten zehn Jahre. Kommt es in dieser Zeit zu Mehrkosten, zahlt die Schweiz nicht drauf. Doch was dann folgt, ist ungewiss.
Und das Risiko von bösen Überraschungen erscheint gross. Die F-35 kämpft immer wieder mit Kinderkrankheiten. Die US-Politik entschied sich vor allem gegen einen Abbruch des Programms, weil schlicht schon viel zu viel Geld drinsteckt. Ein Bericht des US-Verteidigungsministeriums vom Februar 2020 zählte total 873 Software-Mängel auf. Hinzu kamen Probleme bei der Treffsicherheit der Bordkanone.
Selber hochgerechnet – trotz schlechter Erfahrungen
Die Schweiz kenne diese Liste natürlich. «Diese Punkte machen uns aber keine Sorgen», so Savic. «Bis zur Auslieferung unserer Jets werden sie behoben sein.» Andere europäische Staaten machen da weniger gute Erfahrungen. Etwa die Niederlande. Auch in Dänemark fiel der Kauf von F-35 günstiger aus als erwartet. Betrieb und Unterhalt dagegen sind deutlich teurer geworden. Gerechnet wird plötzlich mit bis zu 50 Prozent höheren Kosten.
Solche Erfahrungen hat die Schweiz in ihre Überlegungen gar nicht erst einbezogen. «Das wäre sinnlos», findet Savic. Schliesslich habe die Schweiz ja die verbindlichen Offerten. Ohnehin seien Vergleich zwischen den einzelnen Ländern nur schwer zu ziehen. Zu unsicher seien veröffentlichte Zahlen, zu unterschiedlich die jeweiligen Voraussetzungen.
Aufgrund der Offerten hat Armasuisse deshalb die Betriebskosten für die folgenden 20 Jahre bis 2060 hochgerechnet. «Die Berechnungen sind realistisch», versichert Savic. Sie enthielten die wesentlichen Kostenelemente, auch seien die Erfahrungswerte der heutigen F/A-18-Flotte einbezogen. Von verbindlichen Zahlen aber kann nun plötzlich keine Rede mehr sein. (dba)