«Wir hätten keinen Ferrari gekauft, wenn es ein VW getan hätte»
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Neuer Kampfjet:«Hätten keinen Ferrari gekauft, wenn es ein VW getan hätte»

F-35 war schlicht zu gut
Der Bundesrat hatte gar keine Wahl

Künftig sollen 36 Kampfjets des US-Herstellers Lockheed Martin den Schweizer Luftraum schützen. Die F-35 hat in der Evaluation den mit Abstand besten Gesamteindruck hinterlassen und ist bei den Gesamtkosten um zwei Milliarden Franken günstiger als der Rest.
Publiziert: 01.07.2021 um 01:47 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2021 um 07:01 Uhr
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Das ist das künftige Schweizer Kampfflugzeug: Der amerikanische Tarnkappenjet F-35.
Foto: Liz Kaszynski
Daniel Ballmer

Das Ergebnis war eindeutig. So eindeutig, «dass der Bundesrat gar keinen Spielraum für politische Überlegungen hatte», stellte Verteidigungsministerin Viola Amherd (59) am Mittwoch vor den Medien klar. Der amerikanische Tarnkappenjet F-35 hat das Schweizer Auswahlverfahren mit Abstand am besten abgeschlossen.

Europäer gehen leer aus

Die F-35 habe nicht nur einen «ausgeprägten technologischen Vorsprung». Sie sei auch klar am günstigsten. Für rund 5,1 Milliarden Franken soll die Schweiz 36 Jets erhalten, über 30 Jahre gerechnet lägen die Kosten bei etwa 15,5 Milliarden Franken – rund zwei Milliarden weniger als beim zweitgünstigsten Kandidaten.

Bei einer solch klaren Ausgangslage habe die Regierung gar keine andere Wahl gehabt, sonst hätte sie das Beschaffungsrecht verletzt. «Der Bundesrat muss sich an das Gesetz halten wie jeder Bürger», betonte Amherd. Damit gehen die anderen Anbieter – Airbus mit dem Eurofighter, Boeing mit der Super Hornet und Dassault mit der Rafale – leer aus.

Unschlagbar günstig

Gerade der günstige Preis überrascht, gilt die F-35 doch im Herstellerland USA wegen zahlreicher Mängel, Verzögerungen und hoher Mehrkosten als Fass ohne Boden. Das als überdimensioniert verschriene Programm wurde nur nicht abgebrochen, weil schlicht schon viel zu viel Geld drinsteckt. «Ich hätte keinen Ferrari gekauft, wenn es ein VW getan hätte – und der Ferrari dreimal teurer wäre», kommentierte Amherd. Aber die F-35 sei eben auch am günstigsten.

Möglich sei das, weil mit dem Jet rund 20 Prozent weniger Flugstunden nötig seien als bei den anderen Fliegern. Grund dafür seien gute Simulatoren-Trainings.

Angst vor unerwarteten Mehrkosten scheint Amherd nicht zu haben – auch wenn aus anderen Bestellerländern mehrfach entsprechende Meldungen zu hören waren. Solche Berichte habe man nicht berücksichtigt. «Die Preise sind Bestandteil der Verträge. Und diese sind in der Regel einzuhalten», betonte sie.

«Bombardierung Berlins war kein Kriterium»

Auch die Eignung für den Luftpolizeidienst wurde mehrfach infrage gestellt. Denn die F-35 braucht länger als die anderen Typen, um die nötige Flughöhe zu erreichen. Auch wurde sie mit ihrer Tarnkappenfähigkeit eigentlich als Erstschlag-Bomber entwickelt. Die Tarnung erlaubt es, weit in fremdes Gebiet einzudringen, um dort Ziele anzugreifen – etwa Berlin, das eine Journalistin als Beispiel nannte.

«Die Bombardierung von Berlin war kein Evaluationskriterium», versicherte Amherd. Der Jet sei für andere Waffensysteme nur schwer zu erfassen. «Die daraus resultierende hohe Überlebensfähigkeit ist für die Schweizer Luftwaffe ein besonderer Vorteil.»

Deutschland bedauert Entscheid

Deutschland reagiert mit Bedauern auf den Entscheid. Das Nachbarland ist mit Italien, Spanien und Grossbritannien am Eurofighter beteiligt. Man habe der Schweiz eine «massgeschneiderte Offerte» gemacht, so die deutsche Botschaft. Nicht nur eine komplette Endmontage der Jets in der Schweiz sei vorgesehen gewesen, sondern auch ein «umfangreiches sicherheitspolitisches Partnerschaftsangebot». Man nehme «zur Kenntnis, dass offenbar nur die militärtechnische Bewertung der Angebote berücksichtigt» wurde. «Das bedauern wir.»

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Auch innenpolitisch stösst die Wahl auf heftigen Gegenwind. SP, Grüne und die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) haben bereits eine Volksinitiative angekündigt, um den Kauf eines amerikanischen Flugzeugs zu verhindern. Die Gegner kritisieren unter anderem die technologischen Abhängigkeiten der Schweiz von Hersteller und Herstellerland. Die Initiative hat kaum Erfolgschancen – aber sie könnte Amherds Fahrplan um mindestens zwei Jahre verschieben.

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