Der Entscheid hat eingeschlagen wie die sprichwörtliche Bombe, in diesem Fall natürlich aus dem Kampfjet: Der Bundesrat hat sich für die F-35 des US-Konzerns Lockheed Martin entschieden. Und damit drei anderen Herstellern eine Absage erteilt: Boeing mit seiner Super Hornet, Frankreich, das seine Rafale der Herstellerfirma Dassault ins Rennen geschickt hat, und Airbus mit dem Eurofighter, an dem die Länder Deutschland, Italien, Spanien und Grossbritannien beteiligt sind.
Zweifel an Amherds Offerten
Die Rüstungskonzerne sind vor den Kopf gestossen. Offiziell drückt man höflich das Bedauern über den Entscheid aus und dass man nun die Gründe analysieren wolle. Inoffiziell ist das Unverständnis gross, wie Gespräche mit Insidern zeigen. Denn die F-35 hat selbst in den Vereinigten Staaten einen schlechten Ruf und gilt als pannenanfällig und teuer – was sogar der US-Rechnungshof moniert. Dass Verteidigungsministerin Viola Amherd (59) dies als «Gerüchte» abgetan hat, irritiert.
Auch was die längerfristigen Kosten der Jets betrifft, gibt es Zweifel. «Wir haben verbindliche Offerten», betonte Amherd vor den Medien, die eigenen Experten hätten alles auf Niet und Nagel überprüft. Mit 15,5 Milliarden Franken über 30 Jahre schnitt die F-35 am besten ab – mit Abstand. Nur: Dass die Offerten so verbindlich sind, wie Amherd herausstrich, wird hinter den Kulissen bezweifelt. Diese Kosten über den ganzen Lebenszyklus könne man gar nicht antizipieren, üblich seien Zielwerte, keine Fixpreise. Sollte Lockheed solche versprochen haben, wäre das laut einer Quelle gar weltweit ein Novum.
Deutliche Diplomaten
Mit anderen Worten: Der Ferrari mag schöner glänzen und im Kaufpreis günstiger sein als der VW, doch Ersatzteile, Wartung und Benzin gehen über die Jahre dann eben doch mehr ins Geld. Am deutlichsten wird Airbus: Der Konzern betont, dass es sich beim eigenen um ein «glaubwürdiges wirtschaftliches Angebot» gehandelt habe – und deutet damit an, dass die Lockheed-Version wohl als nicht ganz so glaubwürdig angesehen wird.
Dem Vernehmen nach sind auch die Herstellerländer sauer, allen voran Deutschland, wo man sich fragt, wozu nun drei Jahre lang Angebote erarbeitet wurden. Das offizielle Statement der Bundesrepublik ist selbst für Diplomatensprech relativ deutlich: Man bedaure, dass die Schweiz offenbar «nur die militärtechnische Bewertung» berücksichtigt habe.
Sowohl die deutsche Botschaft als auch Airbus betonen, man werde den weiteren politischen Prozess im Auge behalten und bleibe gesprächsbereit. Wenn also das Volk oder aber das Parlament die F-35 doch noch zum Absturz bringen, dürften die europäischen Nachbarn bereitstehen.