Für viele ist es immer noch zu schön, um wahr zu sein. Ausgerechnet der modernste, als Luxusjet bezeichnete US-Kampfjet F-35 soll für die Schweiz nicht nur die beste Lösung sein, sondern auch gleich noch die günstigste. Mit Kosten von total 15,5 Milliarden Franken über 30 Jahre rechnet das Verteidigungsdepartement VBS – zwei Milliarden weniger als das zweitgünstigste Jet-Angebot, das auf dem Tisch lag.
Dabei gilt der Tarnkappenjet im Herstellerland USA wie in anderen Benutzerländern als sehr teuer im Betrieb. Laut dem US-Rechnungshof fällt der Aufwand um 61,7 Prozent höher aus als budgetiert. Wegen der Kostenexplosion kann es sich die US-Armee nicht einmal leisten, mit allen F-35-Jets zu fliegen. Das Programm wurde nur nicht abgebrochen, weil schon viel zu viel Geld drinsteckt.
«Wir werden einen Preisanstieg erleben»
Künftig soll die F-35 sogar noch teurer werden. Das gab der Rüstungskonzern Lockheed Martin bei seiner Halbjahresbilanz in Washington bekannt. «Wir werden einen Preisanstieg erleben, einen moderaten Preisanstieg im Vergleich zu heute», räumte Finanzchef Kenneth Possenriede vor Wallstreet-Analysten ein. Grund dafür sei die Inflation, aber auch gestiegene Leistungsanforderungen der Kunden.
Muss nun auch die Schweiz mit Mehrkosten rechnen? Nein, zeigt sich das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) überzeugt. Die erwartete Inflation sei eingerechnet. Auch sehe die Schweiz keine spezifischen Anforderungen an die Jets vor. Mit bösen Überraschungen rechnet das VBS nicht. Verteidigungsministerin Viola Amherd (59) und ihr Departement betonen, dass die Offerten verbindlich seien, die Preise garantiert.
Pentagon im Widerspruch zum VBS
Der Kauf werde über den amerikanischen Staat abgewickelt. Die USA könnten so zugunsten der Schweiz beim Hersteller die Verbindlichkeit der Preise einfordern.
Beirren lässt sich das VBS auch nicht davon, dass in den Statuten des US-Pentagons nicht von verbindlichen Preisen die Rede ist – sondern nur von Schätzungen. Dort heisst es klipp und klar: «Wenn nicht anders deklariert, handelt es sich bei den Kosten um Schätzungen, die auf den bestmöglichen verfügbaren Daten basieren.»
Und weiter: «Der Käufer verpflichtet sich, der US-Regierung sämtliche Kosten zu entrichten, auch wenn diese den ausgehandelten Preis übertreffen.» Das tönt ganz anders als von den Schweizer Behörden.
Verbindlichkeit ist befristet
Zudem: Verbindliche Offerten gibt es nur für die ersten zehn Jahre. Kommt es in dieser Zeit zu Mehrkosten, zahlt die Schweiz nicht drauf. Doch was dann folgt, ist ungewiss.
Und das Risiko böser Überraschungen scheint gross. Die F-35 kämpft immer wieder mit Kinderkrankheiten. Auch hier will das VBS aber keine Probleme erkennen: Bis zur Auslieferung der Jets würden die schon behoben sein.
Andere europäische Staaten machen da weniger gute Erfahrungen. Etwa die Niederlande. Auch in Dänemark sind Betrieb und Unterhalt deutlich teurer geworden. Gerechnet wird plötzlich mit bis zu 50 Prozent höheren Kosten.