«Die Inflation sollte auch ein Thema werden»
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Gewerkschaftsboss:«Die Inflation sollte auch ein Thema werden»

Pensionskassen haben Rekord-Vermögen angehäuft
Über 1000 Milliarden – aber Ältere haben wenig davon

Die Pensionskassen horten ein Vermögen von über 1000 Milliarden Franken – so viel wie nie zuvor. Und trotzdem macht eine toxische Mischung aus tiefen Zinsen, sinkenden Umwandlungssätzen und Teuerung die 55- bis 70-Jährigen zur Verlierer-Generation.
Publiziert: 14.05.2022 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2022 um 11:51 Uhr
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Der Gewerkschaftsbund schlägt Alarm: Die 55- bis 70-Jährigen werden in der beruflichen Vorsorge zur «Verlierer-Generation».
Foto: imago/photothek
Ruedi Studer

Erst mal leer schlucken und tief durchatmen! Das mussten in den letzten Jahren wohl die meisten, wenn der neue Versicherungsausweis der beruflichen Vorsorge (BVG) im Briefkasten landete. Denn der Trend zeigte vor allem in eine Richtung – nach unten.

Lag der Umwandlungssatz bei den sogenannt umhüllenden Kassen, die Obligatorium und Überobligatorium mischen, im Jahr 2010 im Schnitt bei 6,74 Prozent, sank er bis 2021 auf gerade noch 5,52 Prozent. Das heisst: Auf 100'000 Franken angespartes Altersguthaben gibt es rund 5500 Franken Rente pro Jahr. Bis 2025 soll der Durchschnittssatz gar auf 5,3 Prozent sinken. Das zeigt die jüngste Pensionskassen-Studie von Swisscanto.

Geknausert wurde auch bei der Verzinsung. In den letzten zehn Jahren wurden die Altersguthaben im Schnitt noch mit 2,1 Prozent verzinst, in den letzten zwei Jahrzehnten waren es rund 2,6 Prozent. Und das, obwohl die Performance der Kassen teils deutlich höher ausfiel.

200 Franken weniger – pro Monat

Mit massiven Folgen für die Renten: Bezog eine frisch pensionierte Person 2015 noch 2372 Franken monatlich, waren es gemäss Pensionskassen-Statistik des Bundes fünf Jahre später nur noch 2156 Franken.

Stossend: Während die Neurentner darben, geht es den Pensionskassen so gut wie schon lange nicht mehr. In den letzten Jahren hat sich ihre Bilanzsumme massiv erhöht. 1063 Milliarden Franken hatten sie Ende 2020 auf der hohen Kante. Letztes Jahr verbuchten die Kassen so glänzende Renditen, dass die Bilanz auf 1100 bis 1200 Milliarden Franken zugenommen haben dürfte.

Fragt sich bloss, wann die Versicherten und Rentner vom Manna profitieren. Immerhin: Letztes Jahr lag die Verzinsung der Altersguthaben im Schnitt bei rund 3,5 Prozent. Und die UBS-Pensionskasse erhöht für einzelne Neurentner-Jahrgänge die Renten – ein Einzelfall, der Signalwirkung haben könnte.

Toxische Mischung für Rentner

«Es braucht auf breiter Front eine Trendwende», sagt Gewerkschaftsboss und SP-Nationalrat Pierre-Yves Maillard (54) zu Blick. Erst recht, weil die anziehende Teuerung – im April lag sie bei 2,5 Prozent – für eine toxische Mischung sorgt. «In den letzten zehn Jahren wurden die Altersguthaben in der zweiten Säule historisch tief verzinst, die Umwandlungssätze drastisch gekürzt, und nun frisst die steigende Inflation den Wert der bereits zu tiefen Pensionskassen-Renten auf», wettert Maillard. «Es droht eine Verlierer-Generation!»

Zu dieser zählt Maillard die heute 55- bis 70-Jährigen. «Sie erhalten eine viel tiefere Rente, als sie beim Einstieg ins Arbeitsleben erwartet haben», moniert er. «Der Rentenverlust beträgt hier gut 20 Prozent.» Die Abbau-Massnahmen der Pensionskassen hätten zu Wackelrenten und sozialer Verunsicherung geführt. «Jetzt zeichnet sich angesichts der Zinswende ab, dass dieser Leistungsabbau nicht gerechtfertigt war.»

Erst recht, weil die Umverteilung von den Aktiven zu den Rentnern weitgehend ausgemerzt worden sei. Während die Jüngeren nun von der Zinswende und hohen Pensionskassen-Reserven profitieren würden, brauche es auch gezielte Massnahmen für die «Verlierer-Generation».

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«Leistungsabbau sofort stoppen»

«Der Leistungsabbau muss sofort gestoppt werden», fordert Maillard. Und auf Vorrat beschlossene Senkungen von Umwandlungssätzen und technischen Zinsen müssten rückgängig gemacht werden. «Die Pensionskassen haben genügend Geld auf der Seite, damit auch die Renten dieser Übergangsgeneration angehoben werden können», macht der Gewerkschaftsboss klar.

«Weiter braucht es eine gesetzliche Lösung zum Ausgleich der Teuerung», so Maillard. Denn: «Wird hier nicht rasch korrigiert, verlieren die Renten an Wert – und die Pensionäre müssen den Gürtel noch enger schnallen.»

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