Auf einen Blick
Es sind klingende Namen in der Wirtschaftswelt: Siegfried, Schindler, Swiss Life. Ein Trumpf der drei Konzerne? Der direkte Draht ins Bundeshaus! Sie holen Parlamentarier ins oberste Gremium – und lassen sich das etwas kosten. Während die meisten Grossunternehmen ihre Verwaltungsräte heute lieber mit internationalen Managern besetzen, halten die Konzerne an den Politikern fest.
Kein Nebenjob ist für Volksvertreter lukrativer. Die Mandate in den Top-Verwaltungsräten bringen oft mehr ein als das politische Amt. Schindler, Swiss Life und Siegfried sind börsennotiert, nach Marktkapitalisierung gehören sie zu den 60 grössten Firmen des Landes.
Insgesamt ist die Zahl der Verwaltungsratsmandate unter den 246 Parlamentarierinnen und Parlamentariern zurückgegangen. Die Blick-Auswertung zeigt: Nach den Wahlen 2003 besetzten sie 570 VR-Posten, heute sind es noch 330. Besonders auffällig: Die Schweizer Privatkonzerne haben an direkter Präsenz verloren. Doch drei halten die Stellung.
Die 246 Parlamentsmitglieder verfügen über 330 Verwaltungsratsmandate. Die Blick-Auswertung zeigt: Die meisten VR-Posten, nämlich 105, hält die 46 Mitglieder zählende Mitte-Fraktion.
Erst danach folgt die mit 74 Mitgliedern grösste Fraktion – die SVP mit 101 VR-Mandaten. Die FDP-Fraktion (38 Mitglieder) verfügt über 76 VR-Mandate. Die anderen Fraktionen sind weit abgeschlagen: Die SP (50 Mitglieder) hat 21 VR-Mandate, alle weiteren noch weniger.
100 VR-Mandate entfallen auf den kleineren, aber mit 46 Mitgliedern einflussreicheren Ständerat. Im 200-köpfigen Nationalrat sind es 230 Mandate – und damit relativ betrachtet weniger.
Nimmt man die VR-Posten als Gradmesser für die Verflechtung mit der Wirtschaft, zeigt sich nicht nur ein Rückgang bei Grosskonzernen. Sondern auch, dass viele Mandate auf kleinere Firmen aus dem näheren Umfeld der Parlamentarierinnen und Parlamentarier entfallen.
Gut vertreten sind einerseits Unternehmen, die öffentlich-rechtlich oder staatsnah sind. Und andererseits Firmen, die in stark regulierten Märkten tätig sind. Zum Beispiel die Krankenkassen: Mitte-Ständerat Erich Ettlin (62) etwa ist Vizepräsident der CSS, Mitte-Nationalrat Lorenz Hess (63) ist Visana-Präsident.
Präsent sind auch die Stromkonzerne. SVP-Ständerat Jakob Stark (66) ist im VR der Axpo, SP-Nationalrat Roger Nordmann (51) bei der Groupe E. Und der öffentliche Verkehr ist ebenso ordentlich repräsentiert – beispielsweise ist Mitte-Ständerat Benedikt Würth (57) Präsident der Südostbahn und Grünen-Ständerat Mathias Zopfi (41) Vizepräsident von Bus Ostschweiz.
Die 246 Parlamentsmitglieder verfügen über 330 Verwaltungsratsmandate. Die Blick-Auswertung zeigt: Die meisten VR-Posten, nämlich 105, hält die 46 Mitglieder zählende Mitte-Fraktion.
Erst danach folgt die mit 74 Mitgliedern grösste Fraktion – die SVP mit 101 VR-Mandaten. Die FDP-Fraktion (38 Mitglieder) verfügt über 76 VR-Mandate. Die anderen Fraktionen sind weit abgeschlagen: Die SP (50 Mitglieder) hat 21 VR-Mandate, alle weiteren noch weniger.
100 VR-Mandate entfallen auf den kleineren, aber mit 46 Mitgliedern einflussreicheren Ständerat. Im 200-köpfigen Nationalrat sind es 230 Mandate – und damit relativ betrachtet weniger.
Nimmt man die VR-Posten als Gradmesser für die Verflechtung mit der Wirtschaft, zeigt sich nicht nur ein Rückgang bei Grosskonzernen. Sondern auch, dass viele Mandate auf kleinere Firmen aus dem näheren Umfeld der Parlamentarierinnen und Parlamentarier entfallen.
Gut vertreten sind einerseits Unternehmen, die öffentlich-rechtlich oder staatsnah sind. Und andererseits Firmen, die in stark regulierten Märkten tätig sind. Zum Beispiel die Krankenkassen: Mitte-Ständerat Erich Ettlin (62) etwa ist Vizepräsident der CSS, Mitte-Nationalrat Lorenz Hess (63) ist Visana-Präsident.
Präsent sind auch die Stromkonzerne. SVP-Ständerat Jakob Stark (66) ist im VR der Axpo, SP-Nationalrat Roger Nordmann (51) bei der Groupe E. Und der öffentliche Verkehr ist ebenso ordentlich repräsentiert – beispielsweise ist Mitte-Ständerat Benedikt Würth (57) Präsident der Südostbahn und Grünen-Ständerat Mathias Zopfi (41) Vizepräsident von Bus Ostschweiz.
Fast wie ein Bundesrat
Angefangen bei Siegfried. Beim Aargauer Pharmakonzern läuft es gut, wie seine gestern Dienstag veröffentlichten Zahlen zeigen. Mit FDP-Ständerat Martin Schmid (55) und FDP-Nationalrat Beat Walti (56) sitzen gleich zwei Parlamentarier im Siegfried-Verwaltungsrat. Sie haben die VR-Mandate während ihrer Amtszeit in Bern übernommen.
Schmid wurde 2024 als Vizepräsident mit 253’800 Franken vergütet. Für Walti gab es 222’000 Franken; er vertritt im Gremium den Aktionär Ernst Göhner Stiftung. Bei Siegfried gehören FDP-Politiker quasi zum Inventar im Verwaltungsrat. Früher blieb die Tür ins Bundeshaus dank Ex-Ständerat Felix Gutzwiller (76) weit geöffnet.
Auch der Lebensversicherer Swiss Life holte FDP-Ständerat Schmid in seinen Verwaltungsrat – 2023 belief sich seine Vergütung hier auf total 196'500 Franken. Der Bündner Anwalt, der noch weitere kleinere VR-Mandate innehat, verdient allein mit den beiden Nebenämtern bei Siegfried und Swiss Life rund 450’000 Franken pro Jahr obendrauf. Das ist nur unwesentlich weniger als das Gehalt eines Bundesrats.
Nationalräte bekommen für ihr Amt im Schnitt rund 130'000 Franken, Ständeräte wie Schmid sogar rund 150'000 Franken.
Swiss Life und das Bundeshaus – eine langjährige Verbindung. Schmids VR-Vorgänger war Ex-FDP-Chef Gerold Bührer (76). Bis zur Jahrtausendwende sassen mehrere bürgerliche Parlamentarier gleichzeitig im Verwaltungsrat.
Beim Aufzugskonzern Schindler sucht Patron Alfred N. Schindler (76) «gerne die Nähe zur Politik», wie die «Luzerner Zeitung» schrieb. Im Verwaltungsrat des Schweizer Ablegers Schindler Aufzüge AG sitzen die Ständeräte Pirmin Bischof (65, Mitte) und Hans Wicki (60, FDP). Zuvor hielt der kürzlich verstorbene FDP-Ständerat Rolf Schweiger († 80) den Posten. Wie viel Honorar die Verwaltungsräte erhalten, bleibt geheim – offengelegt werden muss nur, was die Muttergesellschaft zahlt.
Wirtschaftselite ist international
Warum sind Schindler, Siegfried und Swiss Life die Ausnahme unter den Grosskonzernen? Erstens nehmen die Grossen heute bevorzugt über Profi-Lobbyisten oder Verbände Einfluss. Zweitens ist die Parlamentsarbeit aufwendiger: Es gibt ständige Kommissionen, die Vorlagen sind umfangreicher.
Drittens sind die Anforderungen an die Verwaltungsräte börsennotierter Unternehmen gestiegen und die Konzerne globaler geworden. Deshalb rekrutieren die Firmen ihre Aufseher oft im Ausland. Wer es als Parlamentarier noch in einen VR schafft, bringt die nötigen Qualifikationen mit: Walti, Schmid und Bischof sind Wirtschaftsanwälte, Wicki ist Ökonom mit Management-Erfahrung.
«Die Parlamentarier haben immer weniger Zeit für anderes, und die Wirtschaftselite wird immer internationaler», brachte es die «NZZ» einmal auf den Punkt.
Strenge Regeln für «Politik-Söldner»?
Eine besondere Kategorie bilden Unternehmer wie FDP-Nationalrat Simon Michel (48, er leitet den Medtechkonzern Ypsomed) und SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (55, sie führt den Chemiekonzern Ems). Die beiden wurden als Lenker der Familienkonzerne ins Parlament gewählt.
Schmid, Walti und Bischof übernahmen die Mandate in den Top-Verwaltungsräten hingegen erst nach ihrer Wahl ins Parlament, Wicki praktisch zeitgleich. Auffällig ist, dass alle vier in der einflussreichen Kommission für Wirtschaft und Abgaben sitzen. Dort werden zentrale Dossiers wie Steuern, Kartellrecht und Finanzmarkt beraten.
Es gehört zum Milizparlament, dass Politiker ihre Berufserfahrung einbringen. Kritische Stimmen gibt es, wenn es andersherum läuft: Ein Politiker kommt nach Bern, nimmt Einsitz in wichtigen Kommissionen und erhält dann Mandate von Interessengruppen. Man spricht auch von «Politik-Söldnern».
Doch Versuche, strengere Regeln oder mehr Transparenz über Nebenbezüge durchzusetzen, scheiterten meist. So ein Vorstoss von Mitte-Ständerat Beat Rieder (62): Er wollte Parlamentariern zumindest verbieten, bezahlte Mandate anzunehmen, die direkt mit ihrer Kommissionsarbeit zusammenhängen.