Der Bundesrat wartet mit neuen Corona-Massnahmen zu. Er will die Entwicklung der nächsten Tage abwarten und beobachten, wie sich Omikron auf die Spitäler auswirkt.
Einerseits steigen zwar die Fallzahlen rasant, doch die Zahl der Hospitalisierungen ist derzeit stabil – sinkt sogar. Selbst die Zahl der Covid-Intensivpatienten ist leicht rückläufig. Das lässt auf mildere Verläufe bei der Omikron-Variante hoffen.
Andererseits ist unklar, ob auch bei Omikron – wie bei früheren Wellen – die Spitaleinweisungen der Entwicklung der Fallzahlen hinterherhinken. Dann dürften allein wegen der massiv höheren Infektionszahlen eine deutliche Belastung der Spitäler bevorstehen.
Im Moment geht der Bundesrat vom harmloseren Szenario aus und wartet ab.
Risiko bleibt für Ungeimpfte gross
Geht es nach den Corona-Experten des Bundes, dürfte der Bundesrat diese Wette verlieren. Die relative Stabilität der Hospitalisierungszahlen ist nach Einschätzung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) wohl nur ein vorübergehendes Phänomen. BAG-Mann Patrick Mathys rechnet mit einem starken Wiederanstieg in den kommenden Wochen. Das zeige die Entwicklung im Ausland.
Allerdings bedeute ein Anstieg der Hospitalisierungen nicht unbedingt einen Anstieg der Intensivbehandlungen. Der Grund: Die Omikron-Variante führt nach bisherigen Beobachtungen zu weniger schweren Krankheitsverläufen.
Taskforce-Vizepräsidentin Samia Hurst warnte aber, dass das Risiko einer schweren Erkrankung für Ungeimpfte weiterhin sehr gross sei. «Das Risiko für Ungeimpfte entspricht dem Risiko in der zweiten Welle.» Umso wichtiger sei die Impfung.
Personalausfälle werden zum Problem
Für das Gesundheitswesen kommt ein weiteres Problem hinzu: Mit der Omikron-Welle müssen mehr Angestellte in Isolation oder Quarantäne. Das würden die Spitäler mittlerweile auch spüren, sagte der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri.
Die Problematik stellt sich auch für andere Wirtschaftsbereiche: «Diese Welle könnte beim Personal schwerer wiegen», so Hurst. Die Unternehmen müssten sich für diese Situation wappnen.
Neue Massnahmen «nicht auszuschliessen»
Braucht es also auch neue Corona-Massnahmen? Das sei nicht auszuschliesse, sollte man die Omikron-Welle nicht in den Griff bekommen, so Mathys. Er verwies darauf, dass die Schweiz schon heute ein gutes Stück weiter wäre, würden längst bekannte Regeln wie Abstand halten, Maske tragen oder Kontakte reduzieren von allen konsequent eingehalten.
Angesprochen auf die bevorstehenden Ski-Weltcuprennen in Adelboden und Wengen im Berner Oberland und die jüngsten Absagen in der Eishockey-Meisterschaft betonte Mathys, er hoffe, dass solche Veranstaltungen weiterhin stattfinden könnten.
«Von jedem solchen Anlass geht ein Risiko aus», machte er aber klar. Grossveranstaltungen drohten grundsätzlich zu Superspreader-Events zu werden. Dies habe man seit Beginn der Pandemie schon mehrfach gesehen. Mathys sprach von einer Abwägung, was in einer Gesellschaft stattfinden müsse und solle.