Die Omikron-Welle stellt nicht nur das Gesundheitswesen vor eine Herausforderung, sondern die gesamte Wirtschaft. Denn: Wer sich mit dem Coronavirus infiziert, muss für zehn Tage in Isolation. Nahe Kontaktpersonen müssen für zehn Tage in Quarantäne – sofern sie nicht geimpft oder genesen sind.
In einzelnen Kantonen gelten allerdings schärfere Bestimmungen, da müssen auch Geimpfte und Genesene bei nahen Kontakten mit Omikron-Fällen in Quarantäne – etwa in den Kantonen Aargau, Bern und Tessin. Nun wird diskutiert, ob es auch schweizweit eine solche Verschärfung braucht.
Personalausfälle drohen
Die Krux dabei: Mit strengen Quarantäneregeln fallen immer wieder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Erst recht, wenn mit Omikron die Fallzahlen weiter explodieren. Weil sehr viele Menschen auf einmal erkranken können, stehen sowohl Spitäler als auch andere Bereiche der Grundversorgung vor einem Stresstest. In der Energie- und Lebensmittelversorgung oder beim öffentlichen Verkehr könnte es aufgrund von Personalausfällen zu Störungen kommen.
Um dies zu verhindern, steht eine Verkürzung der Quarantänefrist zur Debatte. «Es liegen verschiedene Varianten auf dem Tisch, wie man der neuen Herausforderung begegnen kann», sagte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) diese Woche an der Medienkonferenz der Corona-Experten des Bundes. Was auf nationaler Ebene festgelegt werde, sei noch offen.
Und der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri erklärte, dass man allenfalls die Gewichtung ändern müsse. Es stelle sich die Frage, «ob es noch die richtigen Kontakte sind, die jetzt in Quarantäne müssen, oder ob wir uns vor allem auf die nahen Kontakte beschränken müssen». Und dort würde man dann keinen Unterschied mehr machen zwischen Ungeimpften, Nicht-Geboosterten und Genesenen. «Das muss dann auch schweizweit einheitlich werden.»
7-Tage-Regelung im Fokus
Dem Vernehmen nach ist eine entsprechende Anpassung in Vorbereitung. Voraussichtlich schon nächste Woche dürften die Vorschläge den Kantonen in die Konsultation gegeben werden.
Im Fokus steht dabei eine Verkürzung der Isolations- und Quarantänedauer von zehn auf sieben Tage. Im Fall der Isolation aber nur für Infizierte ohne Symptome, bei der Quarantäne nur für negativ Getestete.
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Zudem ist angedacht, dass bei der Quarantäne der Personenkreis stark eingeengt wird. Demnach solle es nur jene treffen, welche in «engem sozialen Kontakt» mit Infizierten sind. Dies betrifft vor allem Personen, die im gleichen Haushalt wohnen. Doch auch hier soll es Ausnahmen geben: Die Quarantäne trifft nur jene, deren Impfung mehr als vier Monate zurückliegt. Das heisst: Geboosterte – aber auch Genesene – wären weiterhin von der Quarantäne befreit.
Auch eine auf fünf Tage verkürzte Quarantäne wie in den USA ist noch nicht ganz vom Tisch. Allenfalls könnte diese als Variante ebenfalls zur Diskussion gestellt werden. Rein wissenschaftliche wäre die 5-Tage-Frist wohl vertretbar. Beobachter rechnen aber mit Vorteilen für die 7-Tage-Frist – die zwei zusätzlichen Tage würden einer gutschweizerischen Sicherheitsmarge entsprechen.
Noch läuft der Austausch unter den Fachleuten. Mit welchen Varianten der Bund definitiv in die Konsultation steigt, ist aber noch offen.
Im europäischen Trend
Mit einer 7-Tage-Regel würde sich die Schweiz nach europäischen Vorreitern richten. Spanien beispielsweise verkürzt die verordnete Isolationsdauer nach einer Corona-Infektion ohne Symptome von zehn auf sieben Tage. Geimpfte, die Kontakt zu einem Infizierten hatten, müssen sich in Spanien nicht isolieren.
Bereits zuvor hatte Grossbritannien eine Verkürzung von zehn auf sieben Tage eingeführt, sieht aber vorerst von einer weiteren Reduzierung ab. Das Thema wird derzeit auch in Italien sowie in Deutschland diskutiert.