«Wer das tun will, soll es machen»
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Impfchef über Kinderimpfung:«Wer das tun will, soll es machen»

Welche Nebenwirkungen gibts?
Die wichtigsten Antworten zur Kinder-Impfung

Die Zulassungsbehörde Swissmedic hat grünes Licht gegeben für den Corona-Impfstoff von Pfizer für Kinder ab fünf Jahre. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 11.12.2021 um 12:38 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2021 um 15:32 Uhr
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Impfen erlaubt: Die Heilmittelbehörde Swissmedic hat grünes Licht gegeben für die Corona-Impfung von Pfizer/Biontech für Kinder.
Foto: imago images/Laci Perenyi

Der Kinderimpfstoff ist zugelassen. Wann und wo können Eltern ein Kind nun impfen lassen?
Das ist noch nicht klar. Die Zulassung von Swissmedic erlaubt nur grundsätzlich, Kindern ab fünf Jahren den Impfstoff zu verabreichen. Ob diese aber auch allen Kindern empfohlen wird, oder nur unter bestimmten Umständen, hängt von der Empfehlung der eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) und des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ab. Diese steht noch aus, laut Ekif-Präsident Christoph Berger soll sie aber schon in wenigen Tagen kommen. Danach werden wiederum die Kantone die Impfung organisieren.

Wie stark sind Kinder überhaupt durch Corona gefährdet?
Bei Kindern und Jugendlichen ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen aktuell besonders hoch, einzelne Kantone haben deshalb schon die Weihnachtsferien vorgezogen – in erster Linie aber, um die Zirkulation des Virus grundsätzlich zu dämmen. Denn wenn sich Kinder mit Corona anstecken, haben sie meist mildere oder gar keine Symptome, schwere Verläufe sind selten. Sie sind aber auch nicht ausgeschlossen: Sorgen macht vor allem das systemische Entzündungssyndrom Pims, das nach Corona-Erkrankungen auftreten kann. Es gilt zwar gut behandelbar, macht aber Hospitalisierungen bis hin zur Intensivpflege nötig.

Das Abwägen solcher Risiken ist der Grund, weshalb die Impfempfehlungen der EFIK so wichtig sind und die Kantone selten vorwärts machen, bevor diese vorliegt. Die Impfkommission muss abwägen, ob die Vorteile der Impfung Risiken wie die Corona-Erkrankung selbst, aber auch allfällige Nebenwirkungen der Impfungen wettmacht. Möglich ist bei der Kinderimpfung deshalb durchaus, dass die Impfung in einem ersten Schritt nur Kindern mit Risikofaktoren wie zum Beispiel Immunschwächen empfohlen wird.

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Welcher Impfstoff ist zugelassen?
Die Swissmedic-Zulassung betrifft aktuell einzig den mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech. Seit dem 18. November prüft Swissmedic auch eine Zulassung des Moderna-Impfstoffes im rollenden Verfahren. Dies ist aber noch nicht abgeschlossen.

Welche Nebenwirkungen gibt es?
Die Nebenwirkungen sind ähnlich wie bei den Erwachsenen. Laut Swissmedic sind das etwa Schmerzen an der Injektionsstelle und Müdigkeit, in selteneren Fällen Kopf- oder Gelenkschmerzen oder Fieber. Sie sind aber etwas seltener als bei Jugendlichen und Erwachsenen und klangen in der Zulassungsstudie jeweils nach wenigen Stunden oder Tagen wieder ab. Ähnlich wie bei den anderen Altersgruppen waren die Beschwerden nach der zweiten Dosis etwas häufiger.

Was ist der Unterschied zur Impfung bei Erwachsenen?
Die Dosis ist verdünnt. Fünf bis elfjährige Kinder erhalten einen Drittel der Dosis für Erwachsenen und Jugendliche. Statt 30 Mikrogramm mRNA-Impfstoff erhält eine Dosis nur noch 10 Mikrogramm. Laut Swissmedic ist der Impfstoff nicht nur weniger hoch konzentriert, sondern enthält auch andere Puffer-Salze. Das gibt auch einen Vorteil bei der Lagerung: Mit der angepassten Zusammensetzung ist der Kinder-Impfstoff stabiler und kann bis zehn Wochen bei Kühlschranktemperaturen aufbewahrt haben.

Wie wirksam ist die Kinderimpfung?
Laut Swissmedic verhindert die Impfung schwere Verläufe «praktisch vollständig», allerdings sind schwere Verläufe bei Kindern auch sehr selten. In der Zulassungsstudie mit rund 2000 Probanden, bei der einer Kontrollgruppe statt der Impfung eine Kochsalzlösung verabreicht wurde, verhinderte das Vakzin zu 90,7 Prozent symptomatische Infektionen. Der Umfang der Studie ist allerdings sehr klein. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA schätzt, dass die tatsächliche Wirksamkeit beim Schutz vor symptomatischen Infektionen zwischen 67 und 98 Prozent liegen könnte.

Werden Kinder in anderen Ländern schon geimpft?
Ja. Die Vereinigten Staaten etwa haben Pfizer schon Ende Oktober eine Notfallzulassung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren gewährt, beobachtet wurden bislang nur milde oder moderate Nebenwirkungen. Auf europäischer Ebene hat die Arzneimittelagentur EMA Pfizer Ende November für Kinder empfohlen. Italien erlaubt die Impfung schon seit dem 1. Dezember. In Deutschland kommt die Impfung ab kommender Woche 13. Dezember, zurzeit empfiehlt die ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung aber nur für Kinder mit Vorerkrankungen. Gesunde Kinder sollen aber explizit auf Wunsch geimpft werden dürfen. (gbl)

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