Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes ist sicher: Das Gesundheitswesen wird wegen Omikron in den kommenden Wochen sehr stark unter Druck kommen. Noch stärker, als es in vielen Regionen bereits heute ist. Um die 20'000 Covid-Ansteckungen pro Tag dürften Anfang Jahr registriert werden.
Aus Sicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler höchste Zeit, zu handeln. An der Corona-Medienkonferenz äusserte sich Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler nur verhalten zu konkreten Massnahmen, die aus ihrer Sicht nun angezeigt wären, um die Omikron-Welle zu brechen. Deutlich wird das Experten-Gremium aber im neuen Lagebericht, der zeitgleich zur Medienkonferenz veröffentlicht wurde. Darin macht es eine Einschätzung der Lage öffentlich, die man bereits Mitte Dezember zuhanden des Bundesamts für Gesundheit (BAG) abgegeben hatte.
Beizen-Lockdown und Beschränkung auf zwei Haushalte
Darin hält die Taskforce fest, dass eine Überlastung des Gesundheitssystems nur abgewendet werden kann, wenn man es schaffe, die Omikron-Ausbreitung zu verlangsamen. Es brauche «deutlich verstärkte Anstrengungen, um die Virus-Zirkulation zu bremsen», so die Taskforce. Und zwar selbst für den bestmöglichen Fall, dass die Impfung bei Omikron gleich gut vor einer schweren Erkrankung schützt wie bei der Delta-Variante. Das weiss man heute noch nicht mit Sicherheit.
Die Taskforce sprach sich schon zu diesem Zeitpunkt unter anderem für einen Teil-Lockdown aus. Die Schliessung aller Orte, an denen keine Maske getragen werden kann, sei eine Massnahme, die stark bremsend wirken würde. Das würde unter anderem Restaurants betreffen. Zudem schlägt das Gremium vor, private Treffen auf maximal zwei Haushalte zu beschränken. Eine solche Regelung hatte vergangenen Winter gegolten.
Verschärfungen an Schulen
Als eine weitere sinnvolle Massnahme nennt die Taskforce regelmässige Massentests und CO2-Sensoren an Schulen. Aus Expertensicht sollten Schülerinnen und Schüler nicht nur einmal, sondern zweimal wöchentlich ins Röhrchen spucken. Für die Hochschulen empfiehlt die Taskforce die Rückkehr zum Fernunterricht.
Daneben betonen die Expertinnen und Experten, dass eine «massive Erhöhung» des Booster-Tempos und eine rasche Impfung der Kinder unter zwölf Jahren wichtig wären, um die Spitäler zu entlasten. Und: Die Taskforce macht sich für die Selbsttests stark, mit denen man sich daheim rasch testen kann. «Ein massiver und schneller Ausbau der Kapazität für Schnelltests kann dazu beitragen, dass Ansteckungen schnell identifiziert werden und durch Selbstisolation Ansteckungen vermieden werden können», schreibt sie.
Sollte sich herausstellen, dass Omikron nicht nur viel ansteckender ist, sondern auch häufiger zu schweren Erkrankungen führt, wäre ein Lockdown unumgänglich, so die Wissenschafter damals.
FFP2-Masken im Zug und im Kino
Ein zentrales Mittel, um Omikron in den Griff zu bekommen, ist die Maske. Die Taskforce empfiehlt in gewissen Situationen das Tragen einer FFP2-Maske. Eine Labor-Studie habe gezeigt, dass das Risiko, sich innerhalb von 20 Minuten anzustecken, ohne Maske 90 Prozent betrug, mit korrekt getragenen Hygienemasken 10 Prozent und mit FFP2-Masken 0,14 Prozent.
Die Autoren gingen davon aus, dass die Ansteckungswahrscheinlichkeiten im täglichen Leben – und nicht im Labor – nochmals zehn- bis hundertmal tiefer seien. «FFP2-Masken reduzieren also das verbleibende Risiko von 0,1 bis 1 Prozent einer Infektion bei medizinischen Masken auf 0,001 bis 0,014 Prozent und geben so insbesondere in Situationen mit erhöhter Exposition einen zusätzlichen Schutz», schreibt die Taskforce. Weil die FFP2-Maske das Atmen etwas erschwert, bietet sie sich laut Taskforce vor allem «in Situationen ohne oder mit nur leichter körperlicher Betätigung» an, wie im öffentlichen Verkehr, im Kino oder an einem Konzert.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hingegen spricht weiterhin keine allgemeine Empfehlung für das Tragen von FFP2-Masken aus. Es stellt sich auf den Standpunkt, dass die Maske nur nützt, wenn man sie richtig trägt – und das traut der Bund der Schweizer Bevölkerung offenbar nicht zu. Patrick Mathys vom BAG sagt lediglich, dass das Tragen einer FFP2-Maske «situativ im Einzelfall» Sinn machen könne. (lha)