Reserve für den Omikron-Notfall
Appenzell sucht dringend Impf- und Pflegepersonal

Angesichts der Omikron-Welle will der Kanton Appenzell Innerrhoden die Personal-Reserven aufstocken. Es werden Pensionierte und Wiedereinsteigerinnen gesucht, die im Notfall Patienten behandeln könnten. Und beim Boostern unterstützen könnten.
Publiziert: 28.12.2021 um 13:53 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2021 um 14:53 Uhr
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In Appenzell Innerrhoden gibt es kein Spital. Patientinnen und Patienten müssen ausserkantonal versorgt werden.
Foto: imago images/ZUMA Wire
Lea Hartmann

Der Kanton Appenzell Innerrhoden bereitet sich für den Notfall vor. Seit diesem Sommer gibt es im ganzen Kanton kein Spital mehr. Corona- und andere Patienten, die nicht ambulant behandelt werden können, müssen in anderen Kantonen versorgt werden. Doch was, wenn die umliegenden Spitäler alle voll sind?

Für diesen «worst case» sucht Appenzell nun Personal. Per Online-Formular können sich Pflegefachpersonen und andere Menschen mit Ausbildung im Gesundheitswesen bewerben. Einzige Voraussetzung ist, dass man gesund und geimpft ist. Der Kanton hofft vor allem auf Bewerbungen von Pensionierten oder Wiedereinsteigerinnen nach der Babypause.

Notfall-Plätze im Pflegeheim

Aktuell habe man im Kanton beim medizinischen Personal keine Reserven mehr. «Nun wollen wir den Pool an Reserveleuten wieder aufstocken», sagt der stellvertretende Kantonsarzt Markus Schmidli. Sollte es für Patienten kein Bett mehr in einem Spital geben, würden man sie gemäss Drei-Stufen-Plan zuerst zu Hause durch Spitex und Hausarzt betreuen. Zudem würden freie Betten im Pflegeheim genutzt. In einer zweiten und dritten Phase kämen Patientinnen und Patienten auf die Akut- und Übergangspflegestation im kantonalen Gesundheitszentrum, die man entsprechend aufstocken würde.

Gefragt ist aber auch Personal, das bei Bedarf beim Impfen helfen könnte. Wegen eines «voraussichtlich erhöhten Bedarfs nach Auffrischungsimpfungen» fasst der Kanton die Eröffnung eines zweiten Impfzentrums ins Auge.

«Wunsch nach Booster ist bisher verhalten»

Der stellvertretende Kantonsarzt Schmidli macht klar, dass er nicht damit rechnet, dass fürs Impfen wirklich zusätzliches Personal gebraucht wird. «Der Wunsch der Innerrhödler nach dem Booster ist bisher verhalten.» Von den 1000 Terminen diese Woche seien erst 600 vergeben. «Möglicherweise impfen wir am Freitag gar nicht mehr, weil niemand mehr kommt», sagt Schmidli. Appenzell ist schweizweites Impfschlusslicht – gerade einmal 55,6 Prozent der Bevölkerung sind doppelt geimpft.

Im Sinne einer Eventualplanung müsse man aber auf alles vorbereitet sein, so Schmidli. Appenzell hat deshalb auch bereits beim Bund angefragt und angekündigt, dass allenfalls Hilfe der Armee beansprucht werden muss. Ein offizielles Gesuch hat der Kanton aber noch nicht eingereicht.

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