Die Omikron-Variante breitet sich in der Schweiz rasant aus und dominiert nun das Geschehen. Die Variante ist bereits für mehr als die Hälfte aller Infektionen verantwortlich, wie Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag an einer Medienkonferenz erklärte.
Und die Fallzahlen nehmen nach einer gewissen Stagnation wieder zu. Nach über 36'000 Neuansteckungen über das verlängerte Weihnachtswochenende vermeldete Mathys «über 13’000» neue Fälle seit Montag. «Omikron ist in der Schweiz angekommen und bereitet sich schnell aus.» Und auch für die kommenden Tage und Wochen ist die Situation düster: «Die Fallzahlen werden deutlich und rasch zunehmen.»
20'000 Fälle täglich
So rasch wie Omikron habe sich zuvor noch keine Variante verbreitet, kommentierte Taskforce-Chefin Tanja Stadler die Entwicklung. Omikron werde in den nächsten Wochen nahezu 100 Prozent der Neuansteckungen ausmachen.
Wie schnell die Fallzahlen steigen würden, seien aber nicht klar – das hänge von den Kontakten und Massnahmen ab. Allerdings hat die Taskforce verschiedene Szenarien berechnet. Und in allen seien um 20’000 Fälle täglich schon in der ersten Januar-Woche plausibel, so Stadler.
Spitäler kommen unter Druck
Für die Experten ist klar: Mit Omikron steigt der Druck auf die Spitäler weiter. Aktuell liegen 336 Covid-Patienten auf den Intensivstationen. Stadler betonte erneut die Wichtigkeit der Booster-Impfung, mit welcher der Schutz vor einer schweren Erkrankung deutlich gesteigert werden könne.
Ungeimpfte warnte sie davor, sich darauf zu verlassen, dass Omikron mildere Verläufe hervorrufe. Omikron sei zwar im Vergleich zu Delta milder, aber schwerer im Vergleich zur Ursprungsvariante. Die Schwere der Omikron-Verläufe liege also irgendwo dazwischen.
Sie machte klar: «Durch die rasche Ausbreitung von Omikron könnte eine grosse Anzahl Menschen gleichzeitig erkranken.» Mit hohen Infektionszahlen wird es eine hohe Zahl an Spitaleinweisungen geben. «Das Spitalwesen wird sehr stark unter Druck kommen.»
Hilferuf aus Luzern
Eine Situation, welche im Kanton Luzern für einen Hilferuf an den Bundesrat sorgt. Der Kanton bereitet sich nämlich bereits auf harte Triage-Entscheide vor. Es sei absehbar, dass man diese in Einzelfällen treffen müsse, erklärte Gesundheitsdirektor Guido Graf (63). Er forderte den Bundesrat deshalb zum raschen Handeln auf: «Wir brauchen schweizweit schärfere Massnahmen!» Kantonale Massnahmen würden nur zu einem Flickenteppich führen, das müsse man um jeden Preis verhindern.
Der Hilferuf bleibt in Bern vorerst ungehört. «Natürlich machen nationale Massnahmen in gewissen Bereichen Sinn», sagte Mathys. Er fügte aber auch gleich hinzu, dass die Kantone dies vor einigen Wochen noch nicht gewollt hätten. «Nationale Massnahmen machen da Sinn, wo wir einen Flickenteppich verhindern», so Mathys. Doch auch die Kantone hätte eine Verantwortung. «Ich will hier aber nicht ein Schwarze-Peter-Spiel machen, wer sich nun bewegen muss.»
«Jeder kann einen Beitrag leisten»
Mathys betonte zudem, dass jeder Einzelne mit seinem Verhalten einen Beitrag leisten könne. «Wir müssen die Kontakte reduzieren und so sicher wie möglich machen. Das können wir alle selber.» Dafür brauche es keine Anweisung. «Vielleicht ist es zu simpel, um es wirklich umzusetzen. Aber wir können alle einen Beitrag leisten, dass Omikron nicht anrichten kann, was es anrichten kann.»
Auch Taskforce-Chefin Stadler betonte: «Es braucht eine massive Reduktion der Kontakte für eine Reduktion der Infektionen.» Wie das geschehe, sei eine politische Frage.
Mit Blick auf den Schulbeginn im neuen Jahr befand sie: Regelmässiges Testen zweimal die Woche sei sinnvoll. Ebenso Masken für alle Schüler, regelmässige Lüften oder CO2-Messgeräte in den Schulzimmern.