Amerika hat in diesem Sommer zweifach gebrannt: Auf den Strassen wird gegen den Rassismus demonstriert, teilweise arten Proteste in Gewaltexzesse mit Toten aus. In Kalifornien erlebt man eine Klima-Katastrophe – die schlimmsten Waldbrände seit Beginn der Aufzeichnung! Hinzu kommt die Coronavirus-Pandemie, die bislang über 205'000 Menschenleben gefordert hat. Millionen sind plötzlich ohne Job.
In Cleveland (Ohio) streiten sich derweil zwei weisse Herren im Alter von 74 und 77 Jahren in der chaotischsten TV-Debatte aller Zeiten. Ohne sich dabei zuzuhören. Ohne Respekt voreinander. Ohne der Aufgabe gewachsen zu sein, dass so gespaltene Land wieder zu einen. Was Donald Trump (74) und Joe Biden (77) am Dienstagabend bei der ersten TV-Debatte dargeboten haben, ist ein Spiegelbild des heutigen Amerika.
Trump ausser Rand und Band
Der Hauptschuldige für dieses traurige Polit-Schauspiel ist der US-Präsident. Er hat am Dienstagabend sämtliche Auftritte von 2016 gegen Hillary Clinton (72) nochmals übertrumpft. Nicht in Sachen Beleidigungen – da konnte er nicht an seine Darbietung von vor vier Jahren anknüpfen. Dafür hat er mit einer hochaggressiven Art, die selbst für einen Donald Trump bemerkenswert ist, jegliche politische Debatte im Keim erstickt.
Nicht ein einziges Mal hat er seinen Gegner ausreden lassen – obwohl sich die beiden Lager auf eine zweiminütige ungestörte Redezeit geeinigt hatten. Trump war derart aggressiv, dass sogar der konservative Fox-News-Moderator Chris Wallace (72) die Schnauze voll hatte. Auch die Amerikaner waren bedient – zwei von drei Befragten sind enttäuscht über die TV-Debatte, wie eine Schnellumfrage zeigt.
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Warum Biden der Sieger ist
Es war Trumps Taktik, dass man kaum über Themen wie die Corona-Pandemie, den strukturellen Rassismus oder die Gesundheitsversicherung diskutieren konnte. Doch der US-Präsident hat den Bogen wohl überspannt. Es wäre der Abend gewesen, wo er die weissen Frauen in den Vorstädten hätte überzeugen müssen. Nur dank ihnen ist er 2016 ins Weisse Haus gewählt worden. Gemäss den letzten Umfragen vor der Debatte sind sie Trump in Scharen davongelaufen. Mit dem rüpelhaftesten Auftritt in seiner Debatten-Karriere hat er diese Frauen kaum zurückgewonnen.
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Joe Biden ist deshalb der Sieger dieser Debatte – die eigentlich keinen Gewinner verdient hätte. Der Demokrat hatte leichte Aussetzer, fiel mit Beleidigungen auf und blieb inhaltlich grösstenteils blass. Mit einem Trump ausser Rand und Band kann er sich das locker leisten.
Zurücklehnen kann sich Biden trotzdem nicht. Wer weiss schon, was in der nächsten Debatte passiert. Ob es eine solche überhaupt noch braucht, ist nach dem peinlichen Schauspiel vom Dienstagabend fraglicher denn je.
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