Die Waldbrandsaison in Kalifornien hat eigentlich erst gerade begonnen. Doch bereits jetzt gelten die diesjährigen Brände als die schlimmsten seit Beginn der Aufzeichnung. Laut Behörden sind bereits über 19'000 Quadratkilometer Land verkohlt – das entspricht etwa der Hälfte der Fläche der gesamten Schweiz!
In San Francisco wird es nicht mehr dunkel in der Nacht. Der Himmel erscheint in einem rot-orangen Licht – 24 Stunden und 7 Tage die Woche. Auch in San Diego hat man wegen des Rauches seit über einer Woche keinen blauen Himmel mehr gesehen. Dort erreichte die Luftqualität vergangene Woche den bedenklichen Wert von 220 – doppelt so hoch wie gleichentags in der chinesischen Smog-Hölle Peking.
Kalifornier sind sich Waldbrände gewöhnt. Doch dass Jahr für Jahr ein neuer Negativrekord aufgestellt wird, ist auch für die Menschen im Goldstaat neu. Wissenschaftler machen dafür den Klimawandel verantwortlich. Sie sehen es als erwiesen an, dass die Klimakrise Wetterextreme wie Trockenheit und Hitze verschärft, die zu heftigeren Waldbränden beitragen. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom (52) sagte es diese Woche so: «Kalifornien ist Amerika im Schnelldurchlauf.»
Wie Trump und Biden den Klimawandel angehen
Obwohl die Amerikaner an der Westküste die Auswirkungen der Erderwärmung schon jetzt zu spüren kriegen, ist der Klimawandel im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf kaum Thema. Wenn der republikanische Kandidat Donald Trump (74) darüber sprechen muss – wie bei seinem Besuch diese Woche in Kalifornien – dann leugnet er in gewohnter Manier die Erkenntnisse der Wissenschaft.
Der demokratische Kandidat Joe Biden (77) hat sich zwar als Retter des Klimas positioniert. Im Juli sagte er: «Es gibt keine folgenschwerere Herausforderung, der wir uns im nächsten Jahrzehnt stellen müssen, als die hereinbrechende Klimakrise.» Einen Plan hat Biden auch schon vorgestellt. Aber so richtig bewirtschaften will er das Thema dann doch nicht. Es kommt bei ihm frühestens an vierter oder fünfter Stelle – das war vor der Corona-Pandemie nicht anders. Komisch, wenn es doch die «grösste» Herausforderung ist.
Warum die Klimakrise kaum Thema ist
Bidens Zurückhaltung ist politischer Natur. Denn der Klimawandel lässt die amerikanischen Wähler mehrheitlich kalt! Laut einer aktuellen Umfrage des Pew-Forschungszentrums kommt das Thema auf der Sorgenliste der Bürger erst an elfter Stelle! Europa erlebte 2019 den Greta-Hype, die USA machte da nie mit.
Sowieso haben die Amerikaner eine ganz andere Vorstellung vom Klimaschutz als die Europäer. Den individuellen CO2-Fussabdruck zu verringern? Ist hier kein Thema. Auch nicht bei den politisch eher links eingestellten US-Amerikanern. Die Menschen in den Vereinigten Staaten glauben vielleicht an Technologien wie Elektrofahrzeuge oder Solarkollektoren. Aber die grosse Mehrheit ist entschieden gegen staatliche Regulierungen.
Dass jetzt in Kalifornien Menschen in den Flammen sterben, Zehntausende auf der Flucht sind und vielleicht ihr ganzes Hab und Gut verlieren, ändert nichts an der politischen Dynamik. Der Klimawandel wird im November bei den Wahlen nicht die zentrale Rolle spielen, welche die Problematik eigentlich verdient hätte. Donald Trump interessierts nicht, Joe Biden wills nicht. Beides ist bedenklich.
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Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
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