«Wir waren eigentlich etwas überrascht, dass wir den Zuschlag zum Kauf des alten Schulhauses erhalten haben», sagt Fritz Zwahlen (56) zu BLICK. Fast zufällig habe er 2016 von einem Immobilienmakler erfahren, dass das ungenutzte Schulhaus mit einer Turnhalle aus dem Jahr 1910 in Schwarzenburg BE zum Verkauf steht. «Ein solches Umbauprojekt zu realisieren, hat mich schon lange interessiert», erklärt der gelernte Schreiner.
Noch wohnt und arbeitet Familie Zwahlen auf dem elterlichen Bauernhof im benachbarten Milken BE, wo sie auf dem Hof auch eine eigene Firma für Baukonzepte betreibt. Ehefrau Marlis (49) arbeitet ebenfalls im Familienbetrieb mit. Die Firma mit Werkstatt befindet sich auf dem abgelegenen Bauernhof, wo Zwahlens zusammen mit ihrer 19-jährigen Tochter und der 90-jährigen Mutter leben. «Auch auf unserem Hof bin ich seit 1998 immer wieder mit Umbauten beschäftigt. Es ist eine Leidenschaft und Faszination von mir, Altes zu erhalten und wieder zu verschönern», sagt Fritz Zwahlen.
Hohe Investition und viel Risiko
Trotz der Eigenleistungen und der eigenen Firma, die sich auf Umbauprojekte spezialisiert hat, war das Schulhausprojekt eine grosse Herausforderung und auch finanziell ein riskantes Unterfangen mit Kosten gegen fünf Millionen Franken. «Wir haben uns aber dafür entschieden, weil es für uns auch eine Altersvorsorge ist und wir im Alter dort leben könnten», so Ehefrau Marlis.
Mit dem überraschenden Kaufzuschlag für das ungenutzte Schulhaus, das Zwahlens erworben haben, waren Ideen gefragt. Die zwei Gebäude auf einer Grundstückfläche von 3740 Quadratmetern, die in einer guten Grundsubstanz standen, sollten erhalten und in der ursprünglichen Form zu Wohnzwecken umgebaut werden. «Es bestand die Variante Mietwohnungen oder Eigentumswohnungen. Die Grösse, der Umschwung, der Pausenplatz – all dies waren Kriterien, die miteinbezogen werden mussten», erklärt Bauherr Zwahlen.
Schliesslich hat sich das Ehepaar Zwahlen entschieden, drei Eigentumswohnungen und drei Reihenhäuser zu realisieren. Marlies Zwahlen erklärt: «Eines der Reihenhäuser könnten wir für uns behalten. Das könnte dann unser Alterswohnsitz werden.»
«Idee vom Innenausbau war möglichst loftmässig»
Es folgte eine lange und intensive Planungsphase für dieses aussergewöhnliche Projekt. Dabei haben Fritz und Marlis Zwahlen ihre Ideen immer wieder angepasst. Ein Jahr nach dem Kauf wurde ihnen die Baubewilligung erteilt.
Im Januar 2018 konnte dann die erste Umbauetappe im alten Schulhaus beginnen. Es folgten Abbrucharbeiten im Innern und letztendlich wurde bis zum Kellergeschoss vollkommen alles ausgehöhlt, um Schall und Tragfähigkeit der Decken zu gewährleisten. Die Decken wurden neu betoniert, um in der Einteilung der Zimmer fast frei zu sein. «Die Idee vom Innenausbau war möglichst loftmässig: mittig in einem Kubus die Sanitäranlagen, wo früher die Garderoben der Schüler waren, ringsherum grossflächige Räume und alles auf einer Etage», erklärt Zwahlen.
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So entstanden im ehemaligen Schulhaus auf drei Etagen drei moderne und komfortable Eigentumswohnungen mit 170 bis 196 Quadratmetern. Der Umbau ist nach Minergie-Standard ausgeführt und der Strom wird mit einer gemeinsamen Photovoltaikanlage für Elektro, Wärmepumpen-Heizung und Warmwasser selber produziert.
Noch während der Umbauphase wurden alle drei Wohnungen verkauft. Parallel zum Innenausbau begann die Umgestaltung des früheren Schulpausenplatzes mit Rasen-Kinderspielplatz, Parkplatz für Autos sowie Velos und alleeähnliche Bepflanzungen mit Kastanienbäumen und Hecken.
Reihenhäuser in der ehemaligen Turnhalle
Eine neue Herausforderung folgte für die Bauherrschaft mit dem Umbau der neueren Turnhalle mit darüberliegenden Schulräumen aus dem Jahr 1961. Aus Turnraum mit Nasszellen im Erdgeschoss, den darüber liegenden drei Schulzimmern mit Lehrerzimmer und WC-Anlagen wurden nach dem Umbau drei aneinandergereihte Häuser auf jeweils zwei Etagen.
Im Erdgeschoss der Häuser sind im Bereich des ehemaligen Turnraumes und der Nasszellen jetzt moderne Wohn- und Küchenbereiche auf 110 Quadratmetern. Im Obergeschoss finden sich neu Kinderzimmer, Elternschlafzimmer und Bäder. «Alle Räume weisen sehr viel Volumen auf, da es sich um einen in der Zeit der 60er-Jahre modernen Baustil handelt», erklärt Zwahlen. Zu jedem Reihenhaus gehört eine gedeckte Terrasse und eigene Rasenfläche sowie viel allgemeine Umgebung auf dem gesamten Grundstück des ehemaligen Schulhausareals.
Noch keine konkreten Umzugspläne
Das Ehepaar Zwahlen ist glücklich mit seinem gelungenen Umbauprojekt. Alles verlief wie geplant und termingerecht. Bis auf ein Haus sind alle Wohneinheiten verkauft und fertig ausgebaut.
Der Innenausbau der letzten zwei Reihenhäuser ist noch nicht fertig. «Dafür fehlte uns bei aller Arbeit bis jetzt die Zeit», sagt Fritz Zwahlen lachend. Vorläufig eilt es dem naturverbundenen Ehepaar damit auch nicht. «Solange wir noch erwerbstätig und mobil sind, bleiben wir gern auf unserem Bauernhof in Milken und vermieten in dieser Zeit das Reihenhaus in Schwarzenburg», erklärt Zwahlen.
Das elterliche Bauernhaus aus dem Jahr 1957 bleibt wohl im Familienbesitz. Marlis Zwahlen lachend: «Unsere Tochter hat ihr Interesse bereits angemeldet.»