Umbau in Eigenregie
Verwahrlostes Gebäude wird zu Traumhaus

Gabi (50) und Andy (56) Wandeler-Tritschler haben 2008 durch Zufall ein Haus in Zell LU gefunden. Das verwahrloste Zweifamilienhaus haben sie zu einem Traumhaus umgebaut.
Publiziert: 04.06.2020 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2020 um 12:14 Uhr
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Kaum zu sehen vor lauter Bäumen und Sträucher, stand das heruntergekommene Haus mit Baujahr 1928 in Zell LU. Ihm drohte der Abbruch.
Foto: Picasa 3.0
Corine Turrini Flury

Verborgen hinter Bäumen und Sträuchern lag das unbewohnte Haus aus dem Jahr 1928 in Zell LU fast wie im Dornröschenschlaf. Andy Wandeler-Tritschler (56) war zufällig mit seinem Auto auf dem Heimweg nach Willisau LU, als er beim Vorbeifahren das Verkaufsschild für die Liegenschaft entdeckte. Kurzentschlossen wendete er seinen Wagen.

«Das ganze Grundstück war völlig zugewachsen und von vielen Bäumen verdeckt. Ich machte einen Rundgang um das baufällige Gebäude. Sofort fühlte ich mich wohl in dieser Umgebung. Das alte Haus mit seiner Seele hat es mir angetan», erzählt der Allrounder und Teilzeitmitarbeiter einer Sicherheitsfirma zu BLICK.

Ein Versprechen an die ehemaligen Besitzer

Das alte Haus aus dem Jahr 1928 wurde ursprünglich als Zweifamilienhaus von einem Lehrer erbaut und stand schon lange leer. «Es galt als Abbruchobjekt. Inzwischen wurde aber der historische Wert erkannt, und das Haus wurde vom Kanton Luzern 2016 als erhaltenswerter Bau eingestuft», erzählt Wandeler-Tritschler.

Das Ehepaar erkannte den historischen Wert des Gebäudes schon bei der Besichtigung und versprach den früheren Eigentümern, ihn beim Umbau zu erhalten. «Wir wollten, dass das Haus wieder im alten Glanz da steht, mit all seinen Geschichten und der Seele, mit den alten knackenden Balken», so der Hausherr.

Erstes gemeinsames Zuhause

Im Juli 2008 kauften Gabi und Andy Wandeler-Tritschler das Haus und begannen mit den Umbauarbeiten. «Wir haben fast alles selber gemacht und konnten bereits im Januar 2009 einziehen.»

Das frisch umgebaute Haus wurde das erste gemeinsame Zuhause des Paares. Bis dahin lebte sie in Huttwil BE und er in Willsau LU. «Wir sind schon seit 1996 zusammen und haben lange nach etwas Passendem gesucht. Die Lage war für uns beide perfekt ,und die eher hohen Räume liessen uns die Möglichkeit, alles nach unseren eigenen Ideen umzubauen.»

Die Fassade, das Dach und die Umgebungsarbeiten wurden im Frühling 2009 in Angriff genommen. Dabei engagierte das Paar Handwerker zur Unterstützung. «Der Garten ist aber vor allem das Werk meiner Frau. Da ist sie als Floristin die gute Fee mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung», so Wandeler-Tritschler.

Aus dem alten Zweifamilienhaus wurde mit viel Liebe zum Detail und Arbeit ein geräumiges und modernes Einfamilienhaus. «Nach der Arbeit in unseren Geschäften, war der Umbau mit viel Körpereinsatz für uns ein Ausgleich, um den Kopf freizukriegen. Es war anstrengend, aber uns machte das viel Freude», erzählt Gabi Wandeler-Tritschler.

Umbau vom Keller bis zum Dach

Im Erdgeschoss der ehemaligen Dreieinhalbzimmer-Wohnung wurde aus der Stube, dem Schlafzimmer und der Küche ein einziger Raum. «Wir haben diese Räume jeweils mit einem Segmentbogen abgestützt. Das ergab einen besonderen Charme. Das ehemalige Musikzimmer und «Anke-Rümli», ein unbeheizter Vorratsraum, der früher zum Kühlen von Speisen diente, wurde zum Musikzimmer.»

Im Obergeschoss wurden das ehemalige Wohnzimmer und das Schlafzimmer zu einem offenen Raum. Dort haben Gabi und Andy Wandeler-Tritschler sich je ein Büro eingerichtet. Die alte Küche wurde zum modernen Badezimmer mit Eckbadewanne, grosser Dusche und Doppellavabo umgebaut.

Aus dem alten Zimmer wurde das Schlafzimmer, mit einem Durchgang zur Ankleide, welche sich im ehemaligen Bad befindet. Das gesamte Dachgeschoss mit grossen Fenstern auf alle Seiten und dem Mansardenzimmer wurde bis auf die alte Balkenlage ausgehöhlt und neu aufgebaut. Der offene Raum mit 90 Quadratmetern mit Cheminée, verfügt neu über eine Küche mit Bar. «Das war eine Vorausplanung, falls das Haus irgendwann wieder zu einem Zweifamilienhaus umgebaut werden sollte», so der Bauherr.

Der grosse Keller mit Heiz- und Wäscheraum verfügt neu über ein Atelier für die kreative Ehefrau. Den alten Kartoffelkeller hat das Ehepaar zum Weinkeller umgebaut. «Mit dem natürlichen Lehmboden ist das ein idealer Ort für einen guten Tropfen Wein», so Wandeler-Tritschler.

Fundstücke und kreative Ideen

Das Ehepaar hat nicht nur neu gebaut und gekauft, sondern sich auch gezielt auf die Suche nach Raritäten aus der Vergangenheit gemacht. So haben sie die Mauern mit alten Ziegeln verschönert und die Eingangstore mit einem alten Steinbogen selber gemacht.

Das geschmiedete Eingangstor von 1834 ist ein Fundstück aus einem alten Pfarrhaus aus dem Jura, und das seitliche Tor hat die Bauherrschaft unterhalb vom Schloss Lenzburg gefunden und gekauft. In einer alten Badewanne, die im Garten verbaut wurde, vergnügen sich heute Frösche.

Traum vom Sommerhaus nach schwerer Krankheit erfüllt

Das letzte grosse Bauprojekt haben die Bauherren 2019 abgeschlossen. «Schon lange wollten wir die alte Schafweide, die inzwischen Bauland ist, oberhalb vom Haus kaufen. Ein Sommerhaus war schon lang ein Traum meiner Frau.» Im Januar 2018 ergab sich dann die Möglichkeit zum Kauf. Gabi Wandeler-Tritschler erkrankte davor schwer. Als sie sich schliesslich wieder erholt hatte, verwirklichte sich das Paar den Traum: «Wir erstellten umgehend Pläne mit vielen Visionen meiner Frau.»

Das Sommerhaus wurde mit viel Eigenleistung erbaut. Zudem wurde dieses Projekt als Abschlussarbeit mit einem Zimmermann-Lehrling im vierten Lehrjahr erbaut. Das Dach wurde mit den alten Ziegeln von der ehemaligen Militärküche im Dorf gedeckt. «Das passt wieder zum Charme des alten Hauses», erklärt die Ehefrau.

Auch die ganzen Umgebungsmauern hat das Paar selber erstellt. Andy Wandeler-Tritschler: «Jeden Tag ein bisschen mehr, bis es irgendwann fertig war. Wir staunten selber immer wieder, wie unsere Kreativität, trotz oft schmerzenden Rücken, uns mit Stolz, grosser Freude und Zufriedenheit erfüllt.»

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