Seit bald 40 Jahren lebt das Ehepaar Hugo (78) und Ursula (73) Kreyenbühl in Stetten AG. Fast 30 Jahre davon mit ihren drei Kindern in einem 180 Jahre altem Haus, das der Familienvater selber umgebaut hat.
Angebaut daran war ein weiteres Haus mit Scheune. «Ein Teil der Scheune gehörte schon uns», erzählt Hugo Kreyenbühl BLICK beim Besuch. 2015 ergab sich für das Ehepaar die Möglichkeit, das angrenzende Wohnhaus mit dem zweiten Scheunenteil ebenfalls zu erwerben. «Wir wollten für uns eine altersgerechte Wohnung daraus machen», sagt die Ehefrau.
Ihren alten Hausteil, der sich über vier Etagen erstreckt, wollten sie ihrem Sohn und dessen Familie übergeben. «Unser Sohn mit seiner Frau und unseren drei Enkelkindern wohnte vorher zur Miete auch in Stetten.» So wurde der Hauskauf und der geplante Umbau zum Familienprojekt.
Geplatzter Umbauplan ermöglicht Traumhaus
Allerdings zeigte sich schnell, dass der neuerworbene alte Hausteil in einem denkbar schlechten Zustand war und sich die hohen Umbaukosten und der Aufwand nicht mehr lohnen würden.
Der Plan wurde geändert: «Unser Traum war schon lange, ein Vollholzhaus. Inspiriert hat uns ein Hotel in Österreich, das nur aus Holz, Stein und Glas gebaut wurde. Dort fahren wir seit Jahren in die Ferien», erzählt Ursula Kreyenbühl.
Statt eines Umbaus hat das Ehepaar zusammen mit Hugo Kreyenbühls Bruder, einem pensionierten Architekten, neue Pläne für die erworbene Liegenschaft geschmiedet. Unter Beizug eines weiteren Architekten und einer Holzbaufirma entstand die Idee eines angebauten Mehrfamilienhauses aus Mondholz. «Uns ist ein gesundes Wohnklima und Nachhaltigkeit wichtig. Seit Jahren haben wir uns anhand von Büchern und Vorträgen über Vollholzbauten informiert und sind begeistert davon», erklärt der pensionierte Gärtner Kreyenbühl.
Im Juni 2017 erfolgte der Abriss des alten Hausteils. Einzig für den neuen Carport konnte ein Teil des alten Holzes der Scheune wiederverwertet werden. Im August 2017 war der Baustart. Bereits Ende April 2018 konnte das Ehepaar in seine neue Viereinhalbzimmer-Wohnung im Erdgeschoss einziehen. Die darüber liegende Wohnung mit identischem Grundriss wurde kurz darauf vermietet und auch in der Dreieinhalbzimmer-Wohnung ist eine Familie eingemietet.
Nachhaltiges Familienprojekt mit Eigenleistung
Ein besonderes Highlight im Innenausbau sind für die Ehefrau die recycleten Glastablare in den Küchenschränken. «Die konnte uns der Küchenbauer besorgen.» Bis auf die Plattenböden in den Nassräumen sind die gesamten Wohnungen innen wie aussen aus Weisstannenholz aus der Schweiz.
Kreyenbühls haben sich für Mondholz entschieden. Dieses wird nach dem forstwirtschaftlichen Mondphasenkalender bei abnehmendem Mond geschlagen und soll darum über besondere Qualitäten in Bezug auf Stabilität, Haltbarkeit oder auch Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge verfügen. «Alles Holz in unserem Haus ist verdübelt wie früher üblich und nicht verleimt», erklärt Holzliebhaber Kreyenbühl und zeigt dies an seinen Wänden und den Schränken.
Holzdübel seien schon früher verwendet worden und hätten sich bewährt, erklärt er und zeigt dies anhand eines alten Bauernschranks, den er geerbt hat, im Wohnzimmer. Zusammen mit der ältesten Tochter hat der Rentner in allen drei Wohnungen sämtliches Holz mit verdünntem Bio-Essig angestrichen. «Dadurch behält das Holz seine Farbe und vergilbt nicht.»
Bei den Umgebungsarbeiten und im Garten hat der ehemalige Gärtner ebenfalls fleissig angepackt. Auch jetzt kümmert er sich auf dem rund 1600 Quadratmeter grossen Grundstück um den Bio-Garten und Aussenbereich sowie um die Hühner. «Mein Mann muss immer etwas werkeln können», sagt die Ehefrau. Dafür hat er im Kellergeschoss neben dem Heizraum mit der Luft-Wärmenpumenheizung eine bestens eingerichtete Werkstatt für sich. «Das war mir wichtig», sagt Hugo Kreyenbühl lachend.
Das Ehepaar Kreyenbühl ist glücklich, dass es sich seinen Traum vom modernen Holzhaus erfüllen konnten. «Wir wollten kein Chalet, sondern ein nachhaltiges und modernes Bio-Holzhaus», sagt Ursula Kreyenbühl. Das Paar freut sich auch, dass viele Dorfbewohner den angebauten Neubau als gelungen bezeichnen.
Alterswohnsitz mit Familienanschluss und Rückzugsmöglichkeit
Das Familienprojekt mit dem Holz-Neubau der Kreyenbühls an alter Stelle hat gegen 1,8 Millionen Franken gekostet. Das war es dem Ehepaar und ihren erwachsenen Kindern aber wert. «Für uns ist dieses Haus ein Glücksfall. Hier können wir bleiben, auch wenn wir irgendwann nicht mehr so fit sind. Darauf haben wir beim Bau auch geachtet», sagt Ehefrau Ursula.
Bis dahin geniessen es Hugo und Ursula Kreyenbühl aber noch, die drei Enkelkinder regelmässig zu betreuen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Abgrenzungsprobleme kennen Kreyenbühls nicht. «Wir haben unsere Kinder und Enkel in der Nähe und geniessen das auch. Trotzdem können meine Frau und ich noch genug Zeit zu zweit verbringen.»