Angetrieben durch das Bedürfnis nach Freiheit verbinden die Zürcherinnen Andrea Forgacs (34) und Dunja Kalbermatter (39) Wohnen, Arbeiten und Reisen auf kleinstem Raum – in einem umgebauten Kastenwagen.
«Wir sind schon mehrmals im Leben ausgebrochen. Unser starkes Unabhängigkeits- und Freiheitsbedürfnis hat uns immer angetrieben, uns von unnötigem Ballast zu lösen», erzählt die Online-Psychologin Dunja Kalbermatter im Gespräch mit BLICK.
Fast alle Arbeiten selber ausgeführt
Kalbermatter ist Anfang 2020 gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin Andrea Forgacs in einen Citroën Jumper gezogen. Den Wagen hat sich das Paar im Sommer 2019 für rund 30'000 Franken angeschafft und anschliessend eigenhändig umgebaut.
Etwa sechs Monaten dauerte der Innenausbau des Kastenwagens, den sie liebevoll «Frida» nennen. «Bis auf die Anschlüsse für Elektrik, Solaranlage und Wasser haben wir den Ausbau komplett selber vorgenommen», erzählt die Psychologin. Kostenpunkt: 15’000 Franken.
Vorwissen hatte das Pärchen praktisch keines. «Ich habe mir das meiste selber beigebracht oder auf Youtube angeschaut und dann unseren Bedürfnissen entsprechend angepasst», sagt Andrea Forgacs, die die Hauptarbeit des Umbaus übernahm.
Wohnung in der Schweiz behalten
Anfang Jahr sind dann die beiden Frauen mit ihrer Hündin und nur mit dem Notwendigsten in ihre frisch umgebaute kleine Wohnung auf vier Rädern gezogen.
Ihre Zweizimmerwohnung in Zürich haben sie noch behalten und sie sind in Zürich auch angemeldet. «Dahin möchten wir vorläufig auch alle zwei bis drei Monate zurückkehren,» so Kalbermatter.
Ende Februar hat das Paar seine Reise mit Frida in den sonnigen Süden gestartet und befindet sich momentan in Spanien. «Wir besitzen nun zwar viel weniger, aber wir haben dafür viel mehr Freiheit und Energie für andere Dinge gewonnen», sagt Forgacs.
Von unterwegs aus arbeiten
Das Paar möchte mit ihrem Beispiel andere Menschen ermutigen und motivieren, den eigenen Lebenstraum zu verwirklichen. Als Illustratorin und als Online-Psychologin können die beiden Frauen dank Internet, überall wo es ihnen gefällt, ihren Lebensunterhalt verdienen.
«Die Fahrerkabine haben wir so umgebaut, dass ich dort ungestört und vertraulich meine Beratungen und Coachings machen kann. Und wir produzieren da auch unsere Podcasts», so die Psychologin. Auf Camping-Plätzen füllen Forgacs und Kalbermatter ihre Frida mit Strom und Wasser auf und waschen ihre Wäsche.
Vom Umgang mit Konflikten
Wie geht man beim Leben und Arbeiten auf so engem Raum mit Streit und Konflikten um? «Unstimmigkeiten oder Streit kommen bei uns, wie auch vor dem Einzug in die Frida, selbstverständlich vor. Der Unterschied ist, dass wir einem Konflikt nicht mehr so leicht aus dem Weg gehen können. Das hat zur Folge, dass wir alles sofort regeln müssen», erklärt Kalbermatter.
«Selbstverständlich gibt es aber auch Möglichkeiten für Eigenzeiten. Zum Beispiel bei einem Spaziergang in der Natur mit unserer Hündin oder durchs Zurückziehen in den abgetrennten Fahrerraum», ergänzt Forgacs.
Coronakrise in Spanien aussitzen
Das Einzige, was dem Paar unterwegs fehlt, sind Familie und Freunde. Wann sie diese wiedersehen, ist wegen der Coronakrise derzeit noch unklar. Statt wie vorgesehen nach Portugal weiterzureisen und dann den Sommer in der Schweiz zu verbringen, stecken die beiden Frauen noch immer in Spanien fest.
«Unser Quarantäne-Aufenthaltsort ist auf einer Finca im Gebiet La Corona - kein Scherz - in der Nähe von Cartagena», erzählt Kalbermatter lachend.
Weil das Reisen aktuell wegfällt, bleibt dem Paar dafür mehr Zeit, sich um ihr Online-Business zu kümmern. «Wir nutzen diese Zeit und können unsere Projekte schneller vorantreiben.»
Vor fünf Jahren hat das Ehepaar Hutter mit Hündin Kalea den Alltag und die Schweiz hinter sich gelassen und reist seither in einem VW-Bus durch Amerika.
Vor fünf Jahren hat das Ehepaar Hutter mit Hündin Kalea den Alltag und die Schweiz hinter sich gelassen und reist seither in einem VW-Bus durch Amerika.