«Dieser Umbau und unser neues Zuhause haben sämtliche Erwartungen übertroffen. Es ist einfach nur schön hier», schwärmt Yvonne Fretz (58) und lässt dabei den Blick in die Ferne schweifen.
Im Juli 2017 hat die Familie die verwahrloste Fabrikantenvilla in Koblenz AG samt Nebengebäude auf einem Grundstück von 8000 Quadratmetern für sich und den erwachsenen Sohn gekauft.
«Die Voraussetzung, dass wir das Haus überhaupt kauften, war, dass unser Sohn in eine der umgebauten Wohnungen einziehen wird. Für uns allein wäre insbesondere der Umschwung im Alter nicht zu bewältigen», erklärt Yvonne Fretz gegenüber BLICK.
Ihr Lebenspartner Hans Binkert (68) ist in Koblenz aufgewachsen. Den Kontakt nach Koblenz hat das unverheiratete Paar mit ihrem Sohn immer gepflegt, und sie waren immer aktiv im örtlichen Musik- und Turnverein. Auch als sie 2012 im Fricktal ein neues Einfamilienhaus bezogen haben. «Wir haben immer geplant, dass wir nach meiner Pensionierung wieder in Koblenz etwas kaufen und leben möchten», sagt Hans Binkert.
Umbau zum Minergie-Haus
Durch die engen Kontakte im Dorf hat die Familie erfahren, dass eine 103-jährige Villa verkauft werden soll. Sie kauften das geschichtsträchtige Gebäude für knapp eine halbe Million Franken.
Seit 2011 stand die Villa samt Nebengebäude nach einem Brand leer. Bis dahin wurde die Villa einer Fabrikantenfamilie, die im Textilbereich mit Strickwaren und Näharbeiten ihr Geld verdiente, noch bewohnt, wurde aber schlecht unterhalten und verwahrloste stetig. Dadurch war aber die heruntergekommene Liegenschaft aus dem Jahr 1914 für die Binkerts erschwinglich. Trotzdem beläuft sich der Baukredit der neuen Eigentümer, die seit August 2019 im umgebauten Haus leben, auf rund 1,5 Millionen Franken.
Hans Binkert, der vor seiner Pensionierung als Projektleiter im Energiebereich tätig war, übernahm die Bauleitung vor Ort und führte einige Vorarbeiten für die Handwerker aus. «Ein Jugendfreund, der bis zur Pensionierung als Architekt tätig war, hat uns zudem zu einem Freundschaftspreis Umbaupläne, die vorher nie realisiert wurden, zur Verfügung gestellt», sagt Hans Binkert. So konnte Geld gespart werden.
Zwei Generationen und ein Jugendfreund
Im ersten Stockwerk zur Hofseite bewohnt jetzt ein Jugendfreund von Yvonne Fretz die umgebaute Dreizimmerwohnung. Sohn Urs Binkert mit Ehefrau Ana Cristina bewohnen die Vierzimmer-Maisonettewohnung unter dem Dach mit grosszügiger Terrasse, und in der grossen Vierzimmerwohnung im Erdgeschoss wohnen die Eltern Yvonne Fretz und Hans Binkert.
«Alle unsere Zimmer sind über 20 Quadratmeter gross, und wir haben für meinen Vater, der zeitweise im Tessin lebt, extra ein Gästezimmer von 26 Quadratmetern in unsere Wohnung integriert», sagt Yvonne Fretz.
Auf verborgenes Gartenhaus gestossen
In einem der Nebengebäude hat die Familie Traktoren eingestellt, die sie auch bei den Umgebungsarbeiten auf dem riesigen Grundstück nutzen. An den alten Traktoren schrauben die Binkert-Männer aber auch gern in der Freizeit.
Der Garten war vor dem Kauf komplett von Brombeeren überwuchert und verwildert. Die ganze Familie hat sich in mühsamer Arbeit durch das Grundstück gekämpft und es wieder zugänglich gemacht. «Diese Arbeit hat sich gelohnt. Wir sind dort zufällig auf ein verborgenes und überwachsenes Gartenhaus mit Strom und Sitzplatz zwischen Reben gestossen. Da können wir jetzt mit unseren Freunden im Sommer grillieren» erzählt Yvonne Fretz. Die weiteren Umgebungsarbeiten sowie die Terrassen und Aussenwege wollen die neuen Besitzer in den nächsten Wochen machen. «Ich befürchte aber, unser Garten mit so viel Umschwung wird eine Neverending Story», sagt Bauherrin Fretz lachend.
Ein Geheimnis im Keller
Im anderen Nebengebäude hat sich Sohn Urs, der Musik studiert hat, einen Party- und Hobbyraum mit Musikzimmer eingerichtet. Dort unterrichtet er auch seine Musikschüler.
Ausserdem wollen Urs Binkert und seine Ehefrau künftig veganen Käse herstellen. Dazu haben sie eine zusätzliche Gastroküche eingebaut. «Eine Bewilligung für eine Besenbeiz haben wir nicht, aber für private Feiern mit unseren Freunden aus den Vereinen haben wir dort genug Platz», so Yvonne Fretz.
Im Keller ist unter anderem schon mal ein Weinkeller gebaut. Bei den Umbauarbeiten im Keller ist die Familie aber noch auf ein weiteres Geheimnis der Villa gestossen: zwei verschlossene Tresore. Yvonne Fretz: «Wir haben keine Ahnung, was sich darin befindet. Wir konnten die Tresore bis jetzt nicht öffnen, um das Geheimnis zu lüften.»