«Dass ich zum Corona-Helden ausgezeichnet werde, ist nett gemeint. Doch eigentlich hasse ich es. Denn: Dass ich der Frau, die im Parterre meines Wohnhauses in Eschenbach mit ihrem Kosmetikstudio eingemietet ist, während des Lockdowns die Miete erliess, ist für mich keine Heldentat, sondern selbstverständlich. Von jemandem Geld für Räumlichkeiten zu verlangen, die er nicht benutzen darf – das ist, wie wenn ich eine Person ohne Führerschein dazu zwingen würde, bei mir einen Ferrari zu leasen.
Dass ich über die Sache mit dem Mieterlass auf Facebook schrieb, hatte nichts damit zu tun, dass ich stolz auf mich gewesen wäre. Ich habe es getan, um darauf aufmerksam zu machen, dass Kleingewerbler und Selbständige während der Pandemie komplett im Stich gelassen werden. Bis zum heutigen Tag hat sich an ihrer Situation in Sachen Mieterlass nullkommanichts geändert.
Vermieter haben Panik, zu wenig zu verdienen
Dass der Eintrag auf Facebook viral ging und mir Tausende Menschen gratulieren, ist für mich ein Zeichen dafür, wie sehr wir uns in der Schweiz an die Gier gewöhnt haben. Wenn sich ihr jemand nicht hingibt, wird er bejubelt, weil er eine derart grosse Ausnahme ist.
Der hat gut reden, werden sich jetzt vielleicht manche denken. Und klar: Als jemand, der einen Teil seines Elternhauses vermietet, bin ich in einer privilegierten Position. Doch jede Art von Vermieter – vor allem die grossen Immobilienfirmen – muss ein paar Monate ohne Mieteinnahmen wegstecken können. Sonst hat er so schlecht gewirtschaftet, dass er in der Branche schlichtweg nichts verloren hat.
Kommentar zu Corona-Helden
Und wenn es einem Liegenschaftsbesitzer tatsächlich so schlecht gehen sollte, dass er unters Existenzminimum fällt, kann er im schlimmsten Fall Sozialhilfe beziehen. Aber so weit wird es bei kaum einem Vermieter kommen. Sie haben jetzt einfach Panik, dass sie aufgrund der Pandemie weniger verdienen könnten als sonst, während diejenigen, von denen sie bezahlt werden, um ihre Existenz fürchten müssen. Für mich ist das eine Sauerei.
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Meine Mieterin konnte ihr Kosmetikstudio inzwischen wieder öffnen. Sie arbeitet – wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Auf meinem Blog habe ich ein Formular zum Download bereitgestellt, mit dem diejenigen, die es nötig haben, eine Mietreduktion von ihrem Vermieter erbitten können. Es wurde schon mehr als 8000-mal heruntergeladen. Kürzlich hat mich jemand auf der Strasse angesprochen, ob ich Ivo Kuster aus den Medien sei. Als ich bejahte, sagte er: Dank Ihnen hat mir mein Vermieter die Hälfte der Miete für mein Café erlassen. So etwas freut mich dann schon.»