Kaiserin Elisabeth (1837–1898) hat eine besondere Beziehung zur Schweiz. Wie viele andere Reisende im 19. Jahrhundert, aber auch etliche Adelige, mag sie die Schweizer Bergwelt. Sie besucht auf ihren Reisen durch unser Land die Innerschweizer Berge, das Berner Oberland, Aussichtspunkte im Tessin und die Gipfel der Waadtländer Alpen.
Dazu muss man wissen: Sisi ist keine gewöhnliche Reisende des 19. Jahrhunderts, als sich die Reichen Europas auf Hügel und Berge in Sänften tragen liessen. Nein, Sisi mag die Berge auch deshalb, weil sie ihrem Bewegungsdrang entgegenkommen. Sie kann hier idealerweise ihrem Fitnesswahn frönen.
Österreichs Kult-Kaiserin Elisabeth (1837–1898) war der Schweiz eng verbunden. Wie eng, zeigt Michael van Orsouw in der grossen Blick-Serie. Der Zuger Historiker, Autor und Aristokratie-Kenner («Blaues Blut», «Luise und Leopold») hat darüber sein neues Buch geschrieben, «Sisis Zuflucht» ist soeben im Verlag Hier und Jetzt erschienen (224 Seiten, gebunden).
Blick-Leserinnen und -Leser erhalten es zum Spezialpreis von 30 (statt 36) Franken. Bestellung mit Rabattcode «Blick-Sisi» an admin@hierundjetzt.ch oder Telefon 043 243 30 73
Österreichs Kult-Kaiserin Elisabeth (1837–1898) war der Schweiz eng verbunden. Wie eng, zeigt Michael van Orsouw in der grossen Blick-Serie. Der Zuger Historiker, Autor und Aristokratie-Kenner («Blaues Blut», «Luise und Leopold») hat darüber sein neues Buch geschrieben, «Sisis Zuflucht» ist soeben im Verlag Hier und Jetzt erschienen (224 Seiten, gebunden).
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Die ganze Serie: Sisi und die Schweiz
So unternimmt sie, als sie auf der Rigi weilt, schon in den frühen Morgenstunden lange Spaziergänge oder richtige Bergtouren. Und am Sonntagmorgen marschiert Sisi etwa von Rigi-Kaltbad über beschwerliche Fusspfade nach Rigi-Klösterli, um dort in der Kapelle «Maria zum Schnee» der heiligen Messe beizuwohnen.
Ihre Unternehmungslust lässt sich auch nicht vom schlechten Wetter auf dem Berg bremsen. Anfang September ist auf der Rigi nämlich bereits der erste Schnee gefallen, der an Schattenhängen knietief liegt. Zeitweilig klebt der Nebel an den Berghängen, manchmal verdeckt ein Schneegestöber die Sicht. Das sind keine Gründe für Sisi, sich nur in Salons oder Hotelzimmern aufzuhalten.
Unterwegs mit Leid und Kummer
Die Zeitung «Die Ostschweiz» hat die Kaiserin beobachtet: «Wer die hohe Dame in ihrer schlanken und trotz einfacher Kleidung dennoch imponierenden Gestalt schon in frühester Morgenstunde, einzig von einem Diener begleitet, die stillen Flanken des Berges aufsuchen oder im melancholischen Dämmerlicht den dunkelnden Tannenpark durchwandeln sah, der wurde unwillkürlich an das tragische Geschick erinnert, das sie und ihr ganzes Kaiserhaus getroffen und das auf ihren Zügen und ihrem ganzen Wesen einen Ausdruck tiefen Leides und Kummers aufgeprägt – und konnte sich eines tiefen Mitgefühls nicht erwehren.»
Die Kaiserin hat ihre Tochter Sophie und ihren Sohn Rudolf verloren. Jetzt ist sie stets in Schwarz gekleidet, mit Schleier, Hut und Fächer vor dem Gesicht, dahinter, meistens verdeckt, ihr marmorweisses und unendlich trauriges Gesicht – die durch die Landschaft hastende Monarchin weckt offensichtlich Anteilnahme, wenn nicht sogar Mitleid. Die Kaiserin verblüfft mit ihrem Marschtempo in den Schweizer Bergen, sie liebt das eilige Voranschreiten, so dass des Öftern ihre Hofdamen aufgeben und sich bereits auf der Route abwechseln müssen.
«Das Steigen ist anziehender als jede erreichte Spitze»
Im Tessin logiert Elisabeth zweimal in Lugano, mit Blick auf den beliebten Monte San Salvatore, von dem sie sich sehr angetan zeigt. Der Berg hat seiner Form wegen den Übernamen «Zuckerhut der Schweiz», in Anlehnung an den weltbekannten Zuckerhut-Felsen in Brasilien, das Wahrzeichen von Rio de Janeiro.
Einmal fährt die Kaiserin mit der Standseilbahn auf den San Salvatore hoch, die damals erst seit drei Jahren in Betrieb ist und elektrisch angetrieben wird, was als sehr modern und einzigartig gilt. Ein zweites Mal bewältigt Sisi die 640 Höhenmeter von Lugano aus den Berggipfel zu Fuss, was grosse Bewunderung in der Öffentlichkeit hervorruft.
Allerdings vermag das nur jene wirklich zu erstaunen, die Sisis Eigenheit als Bewegungsmensch noch nicht früher wahrgenommen haben. Denn der Kaiserin fällt der dreistündige Aufstieg auf den Berg vergleichsweise leicht. Oben auf dem Gipfel zeigt sie sich von der Aussicht auf See, Berge und Stadt beeindruckt. Über ihre Bergerlebnisse schreibt Sisi, sie könne auf den Gipfeln «atmen, freier atmen, wo andere sich verloren fühlen würden». Noch besser gefällt ihr jedoch der Weg dorthin: «Das Steigen ist anziehender als jede erreichte Spitze.»
Täglich einen grossen Schluck Molke
In der Westschweiz schliesslich mag Sisi die Waadtländer Alpen, die gut von Montreux-Territet VD aus zu erreichen sind. So steigt sie zu Fuss nach Les Avants hoch oder nimmt die Bergbahn, um dann weiter nach oben zu gelangen.
Als sie für eine Woche in Interlaken BE unterkommt, entdeckt sie ein besonderes Alpenprodukt: Die Molke, damals «Schotte» genannt, gefällt ihr so sehr, dass sie sich diese täglich bringen lässt. Sisi besucht einen Molkenbetrieb in Oberried am Brienzersee und lässt sich alles erklären. Gegen Bezahlung lässt sie sich eine genaue Herstellungsbeschreibung geben. Die Kaiserin vergisst nicht zu erwähnen, wie das «Intelligenzblatt für die Stadt Bern» gerne rapportiert, dass sie «noch nirgends so vorzügliche und klare Schotte» getrunken habe.