Zwischen 1867 und 1898 besucht eine noble Frau die Schweiz immer wieder. Sie nennt sich «Madame de Tolna» oder «Gräfin von Hohenembs», bleibt für mehrere Wochen – und scheint über unerschöpfliche Geldmittel zu verfügen. Sie steigt jeweils in den teuersten Hotels ab, reist im eigenen Salonwagen der Eisenbahn an, lässt sich von einem ganzen Tross von Hofdamen und Bediensteten sowie weiterem Personal begleiten.
Den Zeitgenossen und vor allem den Hoteliers von damals ist schnell klar: Es kann sich nicht um eine gewöhnliche Madame handeln oder um eine durchschnittliche Gräfin, wie es viele gibt. Bei der geheimnisvollen Reisenden mit dem majestätischen Benehmen handelt es sich um die berühmte Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn.
Österreichs Kult-Kaiserin Elisabeth (1837–1898) war der Schweiz eng verbunden. Wie eng, zeigt Michael van Orsouw in der grossen Blick-Serie. Der Zuger Historiker, Autor und Aristokratie-Kenner («Blaues Blut», «Luise und Leopold») hat darüber sein neues Buch geschrieben, «Sisis Zuflucht» ist soeben im Verlag Hier und Jetzt erschienen (224 Seiten, gebunden).
Blick-Leserinnen und -Leser erhalten es zum Spezialpreis von 30 (statt 36) Franken. Bestellung mit Rabattcode «Blick-Sisi» an admin@hierundjetzt.ch oder Telefon 043 243 30 73
Österreichs Kult-Kaiserin Elisabeth (1837–1898) war der Schweiz eng verbunden. Wie eng, zeigt Michael van Orsouw in der grossen Blick-Serie. Der Zuger Historiker, Autor und Aristokratie-Kenner («Blaues Blut», «Luise und Leopold») hat darüber sein neues Buch geschrieben, «Sisis Zuflucht» ist soeben im Verlag Hier und Jetzt erschienen (224 Seiten, gebunden).
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Mit dem Reisen unter falschem Namen will Sisi die Schweizer Öffentlichkeit nicht in die Irre führen. Solche Decknamen sind damals bei der Prominenz üblich. Damit signalisieren die adeligen Prominenten: Ich bin zwar in der Schweiz, aber nicht in offizieller Mission, sondern reise rein privat und will in Ruhe gelassen werden. So gibt es keine offiziellen Empfänge mit Stadtpräsidenten, Landammännern, Regierungschefs oder Bundesräten und somit auch keine Staatsempfänge mit allen diplomatischen Gepflogenheiten. Auch Sisi nutzt die Annehmlichkeiten dieses anerkannten Inkognito-Reisens.
Regelmässig Ärger
Gerade in den Schweizer Städten ist Elisabeth froh und dankbar, wenn sie unerkannt bleibt. Denn sie ärgert sich über Massenaufläufe, aber auch über Einzelpersonen, die ihr zu nahe kommen und ungefragt mit ihr zu reden anfangen. Deshalb steigt die Kaiserin, als sie 1867 zweimal in Zürich weilt, nicht in einem noblen Hotel ab, sondern lieber in der Dépendance des Hotels Baur au Lac, in der etwas abseits gelegenen Villa Venedigli. Hotelier Johannes Baur stellt diese auch anderen Prominenten zur Verfügung, etwa dem König von Schweden oder der russischen Zarin – und eben auch Kaiserin Elisabeth im Januar und August 1867.
Als Sisi 1892 zum ersten Mal Bern besucht, freut sie sich darüber, wie frei sie sich zwischen Bahnhof und Bärengraben bewegen kann. Schon ein Jahr später nervt sie sich über die Zudringlichkeit vieler Zaungäste. Einer ihrer Begleiter bittet einen Polizisten, doch bitte die aufdringlichen Kinder von der Kaiserin fernzuhalten, die Sisi ungefragt umringen und anstarren. Doch der Polizist, kritisiert das «Grazer Volksblatt», «lehnte eine solche Intervention ab». Die Kaiserin muss eigene Tricks anwenden. So betritt sie etwa das Hotel Falken, wartet dort einige Augenblicke, um eine falsche Fährte zu legen, und verlässt das Haus durch einen Hintereingang …
Aufdringliche Briten
Vor allem, wenn Sisis Ehemann Kaiser Franz Joseph mit in die Schweiz reist, ist das Anonymbleiben besonders schwierig. Zweimal ist dies der Fall, nämlich 1867 in Schaffhausen und 1893 in Montreux. Dort sind es vornehmlich Gäste aus England, die einen Blick auf die prominenten Habsburger werfen wollen. Doch im Vergleich zu Wien, Budapest oder anderen europäischen Städten kann sich die Kaiserin in der Schweiz verhältnismässig frei bewegen, mit oder ohne Kaiser.
Sie schleckt in Zürich Glace im Sprüngli, isst in Schaffhausen Lachs mit Aussicht auf den Rheinfall, durchkreuzt Luzern während acht Stunden, freut sich in Bern über die Tiere im Bärengraben, picknickt in Lausanne und mag die Stadt Genf mit ihrem südländischen Flair besonders. Ihrer Hofdame sagt Sisi: «Ich liebe Genf mit seinem kosmopolitischen Treiben.» Die Worte fielen am Abend vor ihrer Ermordung in Genf ...!