Auf einen Blick
- Paris Motor Show: Rückkehr zur alten Automesse-Stimmung?
- Renault und Dacia glänzen mit neuen Modellen und Konzepten
- Volkswagen-Konzern mit Audi, Skoda und VW vertreten
- Elektroauto-Absatz in Europa muss bis 2025 steigen
- China-Marken wie BYD und Xpeng drängen nach Europa
Es fühlt sich an wie eine Zeitreise. Wenn am Montag die Paris Motor Show (14. bis 20. Oktober) in der französischen Hauptstadt ihre Tore öffnet, könnte fast wieder eine Automesse-Stimmung wie einst aufkommen. Die Heimmarken, allen voran Renault und Dacia, versuchen, der Grande Nation wieder ein wenig von jenem Chromglanz zu verleihen, der Paris einst im Wechsel mit der deutschen Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt am Main zum Pflichttermin im Kalender der Autobranche machte.
Das gebeutelte Stellantis fährt seine französischen Kernmarken Citroën, DS und Peugeot sowie Alfa Romeo und die neu vertriebene China-Marke Leapmotor auf. Der Volkswagen-Konzern kommt mit Audi, Skoda und VW. Auch Kia und die zuletzt notorischen Messe-Schwänzer Cadillac und Ford sind endlich wieder mit dabei. Dabei war die letzte Ausgabe der Paris Motor Show 2022 noch ein Trauerspiel, bei dem nur Druck von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (46) im letzten Moment auch Peugeot und Jeep ergänzend zum Renault-Konzern an die Messe brachte. Wird Paris damit zum Wendepunkt im Niedergang der internationalen Automessen, der mit dem Genfer Autosalon zuletzt ein prominentes Opfer fand?
Wenig bisher Unbekanntes
Dafür lohnt ein Blick auf die schon bekannten Messeneuheiten. Einst riss man an Autoshows staunend die Augen auf ob all der frischen, nie vorher gesehenen Modelle. Doch vor Paris ist das allermeiste schon enthüllt – und steht gar manche Neuheit schon beim Händler. Alfa Romeo Junior, Audi Q6 E-Tron, der überarbeitete BMW 1er und der neue X3: längst bekannt. Audis neuer elektrischer A6 wird immerhin zum ersten Mal öffentlich gezeigt, ebenso der Fünf- oder Siebenplätzer Citroën C3 Aircross, die Elektroversion des Peugeot-Crossovers 408 und das Ford-Explorer-Derivat Capri. Immerhin, Mini zeigt zwei bisher ungesehene Varianten und VW den kürzlich erst präsentierten XL-SUV Tayron.
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Aber wirkliche Weltpremieren komplett neuer Modelle? Fehlanzeige. Mit Ausnahme des Renault-Konzerns: Das neue Flaggschiff Bigster von Tochter Dacia, Renaults Concept Cars Twingo und Embleme, die Studie A390_ss der Sporttochter Alpine und schliesslich die Weltpremiere eines neuen elektrischen Renault 4 – der CEO und erklärte Automesse-Fan Luca de Meo (57) macht Paris zu Renault-Festspielen.
Pladoyer für die E-Mobilität
Doch warum investieren so viele Hersteller in eine Messepräsenz, selbst wenn sie nur wenig Neues zu zeigen haben? Die Antwort dürfte fern der Messehallen liegen: Der Elektroauto-Absatz in Europa läuft harzig, aber für 2025 drohen verschärfte CO₂-Grenzwerte in der Europäischen Union (EU). Die allermeisten hiesigen Autokonzerne dürften diese nur einhalten – und damit teure Strafzahlungen vermeiden –, wenn sie den Stromer-Anteil an ihren Verkäufen massiv erhöhen. Paris bietet in diesem Jahr die letzte grosse Bühne, um die Elektromobilität zu promoten.
Zweitens dürfte es vielen Marken auch darum gehen, einen Kontrapunkt zu den neuen Herstellern aus China zu setzen, die mit langsamen Zuwächsen, aber stetig nach Europa drängen. Die Europa-Frühstarter MG, Ora und Wey bleiben zwar zu Hause. Aber vor allem BYD plant den grossen Aufschlag mit dem Europa-Launch seiner Luxusmarke Yangwang, einer BYD-Weltpremiere und dem kompletten Modellangebot am Stand. Auch die China-Marken Xpeng, Seres, GAC, Skyworth, Forthing und Honqqi richten in Paris aufwendig an.
Vor allem eine politische Messe
Auch wenn die EU nun Einfuhrzölle auf chinesische Fahrzeuge beschlossen hat: Grosse Teile der Autoindustrie lehnen sie ab, weil sie einerseits mit ihren in China produzierten Modellen ebenfalls betroffen sind und mit Handelserschwerungen für europäische Autos in China rechnen. BMW, Mercedes, Volkswagen: Die drei deutschen Hersteller spüren derzeit bereits, wie schwerwiegend sich ein Absatzrückgang in China nach langen Jahren des Booms auswirken könnte.
Das alles gibt der Paris Motor Show eine vor allem politische Note. Aber schön, dass auch das Publikum profitiert und endlich wieder einmal eine gut bestückte Automesse besuchen kann.