Auf einen Blick
- Kia will den Nutzfahrzeugmarkt mit elektrischen PBV-Modellen revolutionieren
- Renault bringt den kultigen Estafette als futuristische Elektro-Studie zurück
- Volkswagen präsentiert neuen Bulli als Transporter und Caravelle
Nichts weniger als eine Revolution auf dem Nutzfahrzeugmarkt ruft Kia auf der gerade stattfindenden IAA Transportation in Hannover (D, noch bis 22. September) aus. Kern ist die rein elektrische, modulare «Platform Beyond Vehicle» (PBV), auf der in Zukunft gleich eine ganze Reihe neuer Transporter aufbauen. Für den koreanischen Autobauer bedeuten die PBV-Modelle gleichzeitig den Einstieg in Europas Nutzfahrzeuggeschäft. Noch handelt es sich bei den gezeigten Fahrzeugen um Studien. Doch bereits nächstes Jahr soll der kleinere PV5 als Personentransporter und Family-Van sowie in verschiedenen Cargo-Versionen unter anderem mit Hochdach auf den Markt kommen.
In einem nächsten Schritt will Kia ab 2026 den grösseren PV7 an den Start bringen – ebenfalls als Personen-Shuttle und reinen Transporter, später auch mit Kühltechniklösungen und Spezial-Umbauten etwa für den Rollstuhlfahrer-Transport. Technische Daten verrät Kia indes erst wenige: Die Reichweiten sollen mindestens 350 Kilometer betragen, die Ladeleistungen bis zu 22 kW an der AC-Wallbox oder 150 kW am DC-Schnelllader. Bestenfalls füllen die PBV-Modelle ihre Akkus in unter 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent. Der PV5 Cargo mit Hochdach soll rund 4,2 Kubikmeter Laderaum bieten.
Renaults Retro-Kurs geht weiter
Ein besonderes Schmankerl hat Renault am Stand in Hannover aufgefahren. Nach 65 Jahren lassen die Franzosen den kultigen Transporter Estafette (gabs schon mal von 1959 bis 1980) auferstehen und setzen damit ihren Retro-Kurs nach dem R5 und R4 bei den Personenwagen auch bei den Nutzfahrzeugen fort. Noch ist der futuristisch gezeichnete Transporter nur eine Studie, doch bereits in zwei Jahren soll der Estafette in ähnlicher Form in Serie gehen – als erstes Fahrzeug auf der neu entwickelten, rein elektrischen FlexEVan-Plattform.
Bei 4,87 Meter Länge soll der Wendekreis nur etwas mehr als 10 Meter betragen. Trotzdem soll der Zukunftstransporter dank einer Höhe von 2,59 Meter viel Flexibilität im Innenraum und eine Kapazität von rund 7,1 Kubikmeter bieten. Zudem sollen zwei elektrische Schiebetüren und ein Rollo statt Heckklappe den Fahrer im Alltag entlasten. Apropos: Zum Aufstehen muss lediglich der Sitz gedreht werden, und bis 1,90 Meter Körpergrösse kann der Chauffeur im Fahrzeug stehen. Daten zu Antrieb und Batteriegrössen nennt Renault noch nicht.
Volkswagens neuer Bulli
Daneben zeigt Renault als Weltpremiere in Hannover zudem den neuen Master mit Wasserstoffantrieb. Der Prototyp wurde von Hyvia, einem Joint Venture der Renault Group und des Brennstoffzellen-Spezialisten Plug Power, auf Basis des Ende 2023 vorgestellten Masters entwickelt, der in Hannover mit dem Titel «Van of the Year 2025» ausgezeichnet wurde. Die neue Generation wasserstoffbetriebener Transporter soll ab 2025 im regulären Produktionsprozess im Werk Batilly (F) neben den anderen Antriebsarten gefertigt werden. Laut Renault soll der Wasserstoff-Master eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern schaffen.
Renaults deutscher Konkurrent Volkswagen nutzt sein Heimspiel in Hannover indes, um mit der wohl wichtigsten Neuheit der Messe aufzufahren. Der mächtig in die Jahre gekommene VW Transporter feiert als neuer T7 endlich seine offizielle Weltpremiere und wird dabei vielfältiger denn je: Der neue Bulli kommt mit Verbrenner-, Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und erstmals auch Elektro-Antrieb und als Kastenwagen, Kombi, Personentransporter Caravelle und Pritsche (VW stellte bereits den neuen Camping-Bulli California vor).
Die TDI-Aggregate leisten zwischen 110 und 170 PS (81 bis 125 kW), die beiden stärkeren Versionen kommen serienmässig mit Achtgang-Automatik und optional mit Allrad. Der VW T7 E-Hybrid bietet eine Systemleistung von 232 PS (171 kW), während die Elektroversionen von Caravelle und Transporter mit 136, 218 oder 286 PS (100, 160 oder 210 kW) angeboten werden und ihre Kraft aus einem 64-Kilowattstunden-Akku schöpfen.
Marktstart Anfang 2025
Der weitgehend von Kooperationspartner Ford auf Basis des Transits entwickelte Transporter wächst in der Länge um stolze 14,6 Zentimeter auf neu 5,05 Meter – die XL-Version streckt sich gar auf 5,45 Meter. Damit wächst auch das Ladevolumen: Bei der Version mit Normalradstand beträgt es bei allen Antriebsarten 5,8 Kubikmeter, wobei die Zuladung bei der Elektroversion 1000, bei den Dieseln 1300 Kilo beträgt. Bei den Selbstzündern beträgt die Anhängelast bis zu 2,8 Tonnen. Die Version mit langem Radstand und Hochdach fasst bis zu neun Kubikmeter.
Der Personentransporter Caravelle kann mit bis zu drei leicht entnehmbaren Einzelsitzen in der zweiten Sitzreihe und – zu einem späteren Zeitpunkt als Kombi – auch mit einer Dreiersitzbank in der dritten Sitzreihe ausgestattet werden. Als einziges Nutzfahrzeug dieser Klasse wird der neue Transporter zudem mit einer Doppelkabine für den Pritschenwagen erhältlich sein. In diesem Fall bietet er zwei Dreier-Sitzreihen. Die Markteinführung des neuen Transporters ist in der Schweiz ab Anfang 2025 geplant – erste Modellvarianten sind bereits im Vorverkauf. Preise kommuniziert VW noch nicht: In Deutschland gehts ab knapp 37'000 Euro als Kastenwagen und ab 39'130 Euro mit Doppelkabine los.