Die Volkswagen AG in Wolfsburg (D) muss den grössten Teil der CO₂-Sanktionen der Schweizer Autobranche für 2021 zahlen: Mit rund 75'000 verkauften Fahrzeugen und einem CO₂-Schnitt von 120,8 g/km je Neuwagen kommt die VW-Gruppe, die vom grössten Schweizer Autoimporteur Amag importiert wird, auf rund 21,6 Millionen Franken zugunsten des Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF). Damit trägt der VW-Konzern u.a. mit den Marken Audi, VW, Skoda und Seat, Porsche und Bugatti rund drei Viertel der Gesamt-Sanktionssumme von 28,1 Millionen Franken.
Die Summe treibt der Fakt nach oben, dass die Sportwagenmarken Porsche und Bugatti aus dem VW-Konzern mit der VW-Gruppe verrechnet wurden – obwohl diese gar nicht seitens der Amag in die Schweiz importiert werden. Ausserdem schlägt bei der VW-Gruppe das hohe Verkaufsvolumen zu Buche: Obwohl die Abweichung ihrer Neuwagenflotte vom CO₂-Zielwert von 118 g/km nur 2,8 Gramm beträgt, multipliziert sich diese mit den rund 75'000 angerechneten Autos und 103,50 Franken je Gramm Abweichung.
Massiv gesunkene Strafzahlungen
Aber: Damit ist es der VW-Gruppe dank des steigenden Anteils von Steckerfahrzeugen – also reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden – gelungen, ihre Sanktionssumme gegenüber dem Jahr 2020 massiv zu senken. Bei einer Summe von 132 Millionen Franken für die gesamte Branche 2020 wurden damals rund 111,5 Millionen Franken fällig.
Auf Platz zwei mit weitem Abstand findet sich Subaru mit knapp 4,1 Millionen Franken. Für die Marke wirkt sich in diesem Jahr der Wegfall einer Sonderregelung für Hersteller mit geringeren Stückzahlen aus. Per Motion vor zwei Jahren angestossen, zielte der Wegfall der Sonderregel eigentlich auf PS-starke Boliden von Ferrari, Lamborghini oder McLaren – trifft jetzt aber die Volumenmarke Subaru mit voller Härte. Subaru-Importeur Emil Frey AG als Nummer zwei der Schweizer Autoimporteure bleibt in diesem Jahr sanktionsfrei.
Diese zwölf Autoimporteure (plus private Importeure) müssen für 2021 CO₂-Sanktionen bezahlen:
CO₂-Sanktionszahlen 2021 | ||
Emissionsgemeinschaft / Marke | Abweichung vom CO₂-Zielwert in g/km | Sanktion in CHF |
VW-Gruppe / u.a. Audi, Seat, Skoda, VW | 2,8 | 21'603'720.60 |
Subaru Schweiz AG | 33,5 | 4'092'969.60 |
Schmohl AG / Bentley | 28,7 | 478'242.45 |
Marc A. Rey / Lamborghini | 18,1 | 331'582.95 |
Replace Car GmbH / Direktimporteur | 8,0 | 107'112.15 |
Ssangyong Schweiz AG | 24,3 | 71'706.60 |
Max Heidegger AG / Alpina | 7,3 | 70'266.15 |
Matterwerk GmbH / McLaren | 14,7 | 69'510.60 |
Schöni Cars / Direktimporteur | 0,2 | 27'303.30 |
Genesis Motors Switzerland AG | 1,2 | 17'191.35 |
Remu Auto / Direktimporteur | 16,6 | 9473.30 |
Neidhart AG | 8,2 | 5092.20 |
Auto Kunz / Direktimporteur | 36,0 | 3726.00 |
Einzelimport (z.B. von Privatpersonen) | 1'119'344.60 | |
Quelle: Bundesamt für Energie BFE | gesamt: 28'053'662.65 |
Viele bleiben sanktionsfrei
Neben der Emil Frey AG (u.a. mit Citroën, DS, Kia, Lexus, Opel, Peugeot, Suzuki, Toyota) blieben zahlreiche weitere Importeure unter dem CO₂-Zielwert. Trotz des hohen Anteils PS-starker Modelle der Sporttöchter M GmbH und AMG müssen BMW und Mercedes für 2021 keine Sanktionen zahlen. Auch Bersan Automotive, Importeur von Nissan und Hyundai unter dem Dach der neuen Astara-Gruppe, bleibt sanktionsfrei; ebenso Ford, FCA (u.a. Alfa Romeo, Fiat und Jeep), Honda, Renault und Volvo. Und, logisch, auch die Elektromarken Aiways, Polestar und Tesla zahlen nichts.
Angesichts der aktuell hohen Anteile von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden könnten im kommenden Jahr die CO₂-Sanktionen bereits kein Thema mehr sein. Allerdings fallen für 2022 bisherige Übergangsregelungen, die eine Erreichung des CO₂-Zielwertes leichter machten, weg.