Vorstoss im Nationalrat: Gleiche Klimaziele für alle Autos
Subaru und Suzuki bald teurer wegen Ferrari & Co?

Heute entscheidet der Nationalrat, ob er die CO2-Privilegien von Klein- und Nischenherstellern streichen will. Dies könnte allerdings nicht nur Sportschlitten von Ferrari & Co verteuern, sondern auch Kleinwagen von Subaru und Suzuki.
Publiziert: 10.03.2021 um 01:37 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2021 um 23:23 Uhr
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Heute entscheidet der Nationalrat, ob er den Vorstoss von FDP-Ständerat Damian Müller annehmen will.
Foto: Keystone
Raoul Schwinnen

Wie in der EU gelten auch in der Schweiz für Luxusmodelle und Sportwagen von Kleinherstellern wie Aston Martin, Ferrari oder McLaren weniger strenge CO2-Grenzwerte. Mit «dieser Ungerechtigkeit» will FDP-Ständerat Damian Müller aufräumen und fordert deshalb: gleiche Klimaziele für alle Neuwagen. Per Motion soll der Bundesrat zu einer entsprechenden Regeländerung aufgefordert werden. Müllers Vorstoss fand in der vorberatenden Kommission des Nationalrats mit 13 zu 7 Stimmen bei 3 Enthaltungen bereits Zustimmung. Heute entscheidet nun die grosse Kammer.

Zur Erklärung: Seit 1. Januar 2021 gilt in der Schweiz und in der EU ein durchschnittlicher CO2-Grenzwert von 118 Gramm pro Kilometer für die Neuwagenflotte eines Herstellers. Wird dieser Wert überschritten, setzt es Bussgelder ab. 2018 waren es in der Schweiz 31,7 Millionen, 2019 bereits 78,1 Millionen Franken. Und für 2020 dürfte der Wert noch höher sein (liegt aktuell noch nicht vor).

CO2-Bussen in der Schweiz

Jahr: Summe in Fr.

2012: 3,5 Mio.

2013: 5,1 Mio.

2014: 1,7 Mio.

2015: 12,6 Mio.

2016: 2,4 Mio.

2017: 2,9 Mio.

2018: 31,7 Mio.

2019: 78,1 Mio.

Jahr: Summe in Fr.

2012: 3,5 Mio.

2013: 5,1 Mio.

2014: 1,7 Mio.

2015: 12,6 Mio.

2016: 2,4 Mio.

2017: 2,9 Mio.

2018: 31,7 Mio.

2019: 78,1 Mio.

Sportwagenhersteller im Visier ...

Für Kleinhersteller, die jährlich weniger als 10'000 Autos in Europa verkaufen, und für Nischenhersteller mit 10'000 bis 300'000 Fahrzeugen gilt jedoch ein abgeschwächtes Klimaziel. So darf beispielsweise ein Ferrari sanktionsfrei 302 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen – also weit mehr als das doppelte normaler Neuwagen. In den Genuss solcher Privilegien kamen in der Schweiz 2019 rund 14'000 der 312'000 verkauften Neuwagen.

... Kleinwagen würden auch teurer

Wenig begeistert von Damian Müllers Forderung nach gleichen Klimazielen für alle Autos und einem Schweizer Alleingang ist natürlich die Auto-Lobby, allen voran die Importeursvereinigung Auto Schweiz. Sie befürchtet, dass sich der Handel mit exklusiven Fahrzeugen ins benachbarte Ausland verlagern könnte. Von dort können sie sechs Monate nach Kauf ohne CO2-Busse in die Schweiz importiert werden. «Bei der Forderung nach gleichen CO2-Grenzwerten für alle Autos würden aber auch beliebte Kleinwagen, etwa von Subaru oder Suzuki, teurer», gibt Auto-Schweiz-Sprecher Christoph Wolnik zu bedenken.

Denn die beiden Allrad-Marken mit ihren teils weniger CO2-freundlichen Antrieben sind zwar in der Schweiz populär, spielen aber europaweit eine deutlich kleinere Rolle und kommen deshalb als Nischenanbieter ebenfalls in den Genuss der weniger strengen CO2-Limite. «Würde man für Suzuki den gleichen Massstab wie für alle anderen Marken anwenden», erklärt Wolnik, «verteuerte sich allein der Preis des Kleinwagens Swift um mehr als sechs Prozent.»

Kompensieren ist möglich

Was Auto Schweiz nicht sagt: Emil Frey, als Importeur der beiden Marken Subaru und Suzuki, hätte die Möglichkeit, im Fahrzeugpool mit Modellen anderer Marken mit tieferen CO2-Werten den Flottenwert unter den Grenzwert zu drücken. Das praktiziert Emil Frey heute schon mit Marken wie Jaguar oder Land Rover, die zum Beispiel von den CO2-günstigeren Toyota-Hybrid-Modellen oder den ebenfalls eher sparsamen Citroën und Peugeot «kompensiert» werden können.

Vermutlich geht es FDP-Ständerat Müller bei seinem Vorstoss in erster Linie um die Anbieter von Luxussportwagen und ihre kaufkräftige Klientel. Er sieht nicht ein, warum für sie eine Ausnahme gemacht werden soll. Zumal für Sportwagenhersteller Porsche, der mit seinen Stückzahlen nicht unter die Nischenhersteller fällt, wie für alle anderen Marken auch die strenge Limite von 118 g/km CO2 gilt. Und so darf man gespannt sein, wie sich heute der Nationalrat entscheiden wird.

Auch im Ausland wird diskutiert

Übrigens ist das heute im Schweizer Parlament behandelte Privileg auch im Ausland nicht unumstritten. Die EU diskutiert ebenfalls darüber, die höhere CO2-Limite für Nischenhersteller ab 2028 abzuschaffen – das weniger strenge Limit für Kleinhersteller (also Luxusmarken) soll aber bestehen bleiben. Allerdings gut möglich, dass auch darüber nochmals verhandelt wird. Hat doch die EU ihr Klimaziel kürzlich für 2030 erneut deutlich verschärft.

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