Keine CO₂-Privilegien mehr
Autoimporteure ärgern sich über Bundesrat

Der Bundesrat ändert ab 1. Januar 2022 die CO₂-Flottenberechnung neuer Personenwagen. Das war zu erwarten. Die missbilligende Reaktion der Autobranche auch.
Publiziert: 25.11.2021 um 13:46 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2021 um 09:12 Uhr
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FDP-Ständerat Damian Müller brachte mit seiner Motion alles ins Rollen.
Foto: Keystone
Raoul Schwinnen

Für eine schrittweise Einführung der neuen CO₂-Zielwerte galt einst auch für 2022 noch ein erleichterndes 95-Prozent-Phasing-in sowie für Kleinserien- und Nischenhersteller höhere CO₂-Spezialziele. Damit ist nun Schluss, hat der Bundesrat gestern entschieden.

Nach der Ablehnung des totalrevidierten CO₂-Gesetzes durch das Stimmvolk passt er die CO₂-Verordnung an und streicht ab 1. Januar 2022 das Phasing-in und die Spezialziele für die Kleinserien- und Nischenhersteller. Damit schlägt die Schweiz bei den Klimazielen für Neuwagen einen eigenen Weg ein. Im Gegensatz zur EU gelten bei uns künftig auch für Modelle von Klein- und Nischenmarken dieselben CO₂-Zielwerte wie für alle anderen Neufahrzeuge.

Strafe für E-Erfolge

Gross ist die Entrüstung über diese Entscheidung beim Importeursverband Auto Schweiz. «Der Bundesrat bestraft die Autobranche für die Elektromobilitäts-Erfolge», schimpft Auto-Schweiz-Sprecher Christoph Wolnik. Beide Änderungen werden kaum den CO₂-Ausstoss senken, sondern lediglich die Kosten erhöhen, auch für die Kunden, ist Auto Schweiz überzeugt. «Trotz der Ablehnung des teuren CO₂-Gesetzes an der Urne begibt sich der Bundesrat mit seiner Entscheidung zurück auf den Pfad der Kostentreiberei», ereifert sich der Sprecher des Importeurverbands.

Bundesrätin und Umweltministerin Simonetta Sommaruga betonte nach dem Scheitern des CO₂-Gesetzes an der Urne, dass die künftige Klimapolitik ohne neue Abgaben und Verbote auskommen sollte. Vielmehr wolle man Anreize zum klimafreundlichen Verhalten setzen.

Statt Dank gibts Knüppel

Einen stärkeren Anreiz für den Vertrieb umweltfreundlicher Fahrzeuge kann Auto Schweiz bei der vom Bundesrat nun beschlossenen kurzfristigen Verschärfung der CO₂-Vorschriften für neue Personenwagen allerdings nicht ausmachen. Auto-Schweiz-Sprecher Wolnik betont: «Aktuell ist bereits jeder vierte Schweizer Neuwagen ein E-Auto oder ein Plug-in-Hybrid. Damit haben wir das einstige Ziel von 15 Prozent Steckerfahrzeugen fürs Jahr 2022 deutlich übertroffen.» Und spürbar verärgert fügt er an: «Zum Dank für unsere Bemühungen werden uns in einer schwierigen Phase mit Corona und Chipkrise vom Bundesrat jetzt zusätzliche Knüppel zwischen die Beine geworfen.»

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