Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat im letzten Jahr global für viel Aufsehen gesorgt. Bloss hatte dies nichts mit Raumfahrt zu tun, sondern mit einem Modetrend. T-Shirts und Pullis mit dem blauen Nasa-Logo drauf sind unter jungen Menschen zum Renner geworden.
Seit den 1990er-Jahren hat die Nasa zwar einen Haufen innovativer Projekte angebrochen, doch null davon durchgezogen. Sie hat als Ikone des Westens im Wettlauf ins All ausgedient, der Auftrag der symbolischen Verteidigung der Marktwirtschaft mit Abermilliarden aus der Staatskasse ist längst erfüllt.
Bleibt man bei dieser Lesart, hat sie immerhin den Aufstieg von Elon Musk (48), Jeff Bezos (55) oder Richard Branson (68) zu Multimilliardären ermöglicht. Die Tech-Titanen bauen jetzt mit ihrem eigenen Geld Raketen und Flugzeuge, um zum Mond und weiter ins All zu fliegen. Musks Unternehmen heisst SpaceX, Bezos' Blue Origin und Bransons Virgin Galactic.
Eine Branche, so klein wie der Kanton Uri
Total gibt es 375 private Firmen in der Branche, grösstenteils in den USA. Die Zahl stammt von Space Angels, einer Raumfahrt-Investmentfirma. Dass es überhaupt so eine Firma gibt, zeigt, dass sich hier ein Markt entwickelt hat.
Ja, er ist noch klein – die Space Angels verwalten nur rund 40 Millionen Franken. Die gesamte Branche hat in den letzten zehn Jahren 19 Milliarden Franken an privaten Investitionen eingesammelt. Das entspricht der Wirtschaftsleistung des Kantons Uri während der gleichen Zeit. Oder dem Jahresbudget der Nasa.
Elon Musks Hauptmotivation für Weltraumreisen: «Falls es einen Dritten Weltkrieg gibt, dann sollten wir sicherstellen, dass es anderswo genügend menschliche Zivilisation gibt, um sie zurückzubringen und das dunkle Zeitalter zu verkürzen.»
Die meisten anderen wollen vor allem Geld verdienen. Einerseits geht das mit Arbeiten für den Staat: So flog zum Beispiel Virgin Galactic im Februar im Auftrag der Nasa ins All, um Materialien zu testen. Die zwei Piloten im Flugzeug namens Spaceship Two flogen bei dreifacher Schallgeschwindigkeit auf eine Höhe von 100 Kilometern über Meer.
Musk und der Japan-Milliardär
Der Plan ist, dies ab nächstem Jahr auch mit Touristen zu machen – sechs Personen haben hinter den Piloten Platz. Ein Billett für den dreistündigen Flug mit fünf Minuten Schwerelosigkeit kostet 250'000 Franken. Bisher hat Virgin Galactic damit 80 Millionen eingesammelt.
Grund genug, um an die Börse zu gehen, wie Besitzer Branson letzte Woche verkündet hat. Schon 2021 will er mit seinem All-Unternehmen Gewinne schreiben. Auf den Mond wird er mit dieser Technologie aber niemanden schiessen können.
Musk dagegen will 2023 den japanischen Milliardär Yusaku Maezawa (43) dort hinbringen – Preis unbekannt –, Bezos 2024 zuerst Roboter und dann Menschen.
Die Nasa hat hingegen angekündigt, mit ihren Raketen zunächst um den Mond kreisen und erst 2028 wieder dort landen zu wollen. Anders als alle anderen will sie dort dann aber eine feste Station einrichten, wo Astronauten dauerhaft «wohnen» und spätere Trips zum Mars vorbereiten. Gelingt dies, hätte sie endlich ihre Pionierrolle zurück.