Drei Hobby-Astronauten über den Apollo-Simulator
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1968 kam ihnen die Idee:Drei Hobby-Astronauten über den Apollo-Simulator

Schweizer Jugendliche simulierten 1970 einen Mondflug
Die Astronauten von Gretzenbach

Juli 1970: Es war ein Spektakel. Sechs Jungs hatten in Gretzenbach SO eine eigene Raumfahrtkapsel gebaut. Drei von ihnen stiegen ein und simulierten 14 Tage lang eine Mondfahrt – ohne auszusteigen. Fast 50 Jahre später traf BLICK drei der sechs Hobby-Astronauten.
Publiziert: 15.07.2019 um 23:07 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:04 Uhr
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Ruedi Fricker (67), Klemens Schenker (68) und Franz Wiehl (66, v. l.): Die Hobby-Astronauten haben noch ein paar Erinnerungsstücke behalten.
Foto: Stefan Bohrer
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Ralph DonghiReporter News

Klemens Schenker (68) aus Gretzenbach SO schwelgt mit Ruedi Fricker (67) und Franz Wiehl (66) in Erinnerungen. «Es war ein überwältigendes Gefühl, als wir am 26. Juli 1970 unseren eigenen Mondflug starteten», so die pensionierten Lehrer zu BLICK. «Einfach unvergesslich!»

Die drei Freunde hatten mit Peter (67, Zahnarzt) und Herbert Wiehl (68, Physiker), den Brüdern von Franz Wiehl, sowie Hans von Weissenfluh (67, Maschineningenieur) 1968 die Idee, einen Mondflug zu simulieren. Dafür wollten sie eine Kapsel bauen, die am Ende auf dem Parkplatz des Elternhauses der Wiehl-Brüder stand.

Warum wollten die vier Kanti-Schüler und zwei Lehrlinge dies damals tun? «Für uns!», sagt Schenker. «Wir waren in einem Cockpit-Klub und fasziniert von der Weltraumfahrt.»

Die Eltern und viele andere spendeten Material und Geld

So begannen sie, Pläne zu zeichnen und Material zu besorgen. «Früher war alles günstiger. Zudem haben uns unsere Eltern finanziell geholfen. Und unser Sackgeld.» Es hätten auch viele Leute Material gespendet.

Dann startete der fast zweijährige Bau. «Die Gemeinde hat uns gratis Strom geliefert. Das Wasser kam vom Wiehl-Haus.» Damit es nicht heisser als 30 Grad wurde, wurde vom Keller her kühle Luft in die Kapsel geblasen. Fricker: «Heute ginge dies alles nicht ohne Baubewilligung.»

Der Vizeammann plombierte die Tür

Nach 3500 Arbeitsstunden und einem Arzt-Check erfolgte endlich der Einstieg. Der Vizeammann plombierte die Tür. Franz Wiehl, der mit Bruder Herbert und Ruedi Fricker in der Kommandozentrale im Haus sass: «Wir waren stolz, als es endlich losging.»

In der Kapsel sassen Schenker, Peter Wiehl und von Weissenfluh. Mit Overalls samt eigenen Tasa-Stickern: Team Apollo Schweiz Amerika. Fricker: «Unsere Freunde in der Kapsel spielten nach dem Flugplan der Apollo 8. Wir überwachten sie rund um die Uhr.»

Astronauten-Essen in Dosen aus den USA

Alle rund 170 Knöpfe in der Kapsel waren echt. Es gab ein Tagesprogramm. Und: Es war eng. Schenker: «Wenn einer sich bewegte, mussten die anderen zur Seite.» Alles wurde per Kamera nach draussen übertragen. Immer mehr Leute kamen und beobachteten den Bildschirm. Die Kamera diente auch der Gesundheits- und Sicherheitsüberwachung.

Das Astronauten-Essen kam in Dosen aus Amerika. «Nicht so schmackhaft», lacht Schenker. Und die Toilette? «Wir hatten eine Schleuse für frische Luft und Abfälle. Dort haben wir einen Campingstuhl mit einem Loch drin draufgestellt, einen schwarzen Sack drübergezogen und unser Geschäft erledigt.» Wiehl grinst: «Wir draussen haben den Sack entsorgt.» Fricker: «Nur die Urinflasche ging rein und raus.»

Plattenspieler samt Lieblingsmusik in der Kapsel

Auch das Schlafen sei nicht so bequem gewesen, sagt Schenker. Deshalb habe man Gymnastik gemacht. «Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen.» Streit hätten sie nie gehabt. Sie seien aber froh gewesen, einen Plattenspieler samt Lieblingsmusik (Beatles, Stones, Doors) zu haben.

Am 9. August 1970 wurden Schenker, Peter Wiehl und von Weissenfluh rausgelassen. Das halbe Dorf war da, Medien berichteten über den «Mondflug», auch der BLICK. «Wir hatten unser Ziel erreicht», schwärmt Schenker. «Es war vor allem der Moment für die Freunde in der Kapsel», sagt Fricker. «Aber auch für mich war es eine positive Erschütterung, von den Zehen bis ins Hirn», so Wiehl.

Freundschaft ist bis heute geblieben 

Die Kapsel gibt es heute nicht mehr. Jugendliche beschädigten sie bei einem Einbruch. Später sei sie «durch» gewesen.

Geblieben sind den Freunden noch ein paar Kabel, Schalter, Sticker und Erinnerungsordner. Aber vor allem eines: «Eine Freundschaft, die heute noch hält. Das ist das Wichtigste!»

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