Es war der schlimmste Moment ihrer Karriere: Am 10. Februar 2017 riss sich Lara Gut-Behrami beim Slalom-Training das Kreuzband. Sie verlor den Anschluss, verzweifelte beinahe, wurde abgeschrieben und zuweilen gar belächelt. Das ist Vergangenheit: Gut-Behrami biss sich durch, holte WM- und Olympiagold und ist mit 32 Jahren immer noch Weltklasse, wie sie bei ihrem Riesenslalom-Sieg in Sölden bewies. Wie sie das schaffte? Auch dank Slalom-Trainings!
Das erstaunt auf den ersten Blick – schliesslich hätte Gut-Behrami Grund genug, sich nie mehr in einen Stangenwald zu begeben. Sie tut es dennoch. «Der Slalom hilft mir, denn in dieser Disziplin kann ich das Timing für den Riesenslalom aufbauen. Man hat viel weniger Zeit, muss sehr präzise sein – ich brauche den Slalom», sagt sie.
Frehsners Wunsch wird nicht erhört
Gut-Behrami hat schon lange keine Angst mehr vor dem Tanz durch die Kippstangen. Wie schnell sie dabei ist? Niemand weiss es genau. Trainer-Legende Karl Frehsner (84) sagt: «Lara kann alles. Ich würde mir wünschen, dass sie auch im Weltcup Slaloms fahren würde.»
Sie winkt ab. Erstens hat sich der Slalom zunehmend spezialisiert – wer nicht viel Zeit investiert, hat keine Chance auf Top-Platzierungen. Genau diese bräuchte Gut-Behrami wohl, um im Gesamtweltcup Mikaela Shiffrin (28, USA) auf Dauer Paroli bieten zu können.
Mehr zum Skisport
Sie selbst macht sich nach den 100 Punkten von Sölden keine Illusionen: «Ohne Sieg hätte ich nicht alles infrage gestellt. Weil ich nun gewonnen habe, heisst das aber auch nicht, dass ich die grosse Kristallkugel holen werde.»
«Habe andere Werte im Leben»
Im letzten Winter gewann Gut-Behrami den Super-G-Weltcup, wurde im Riesenslalom Gesamt-Zweite und in der Abfahrt Sechste. Dennoch lag sie im Gesamtweltcup letztlich fast 1000 Punkte hinter Überfliegerin Shiffrin (1217:2206).
Und nun? Entscheidend sei, gesund und fit durch den Winter zu kommen, sagt sie. «Mit 18 Jahren war es ein riesiger Unterschied, ob ich einen Sieg mehr oder weniger hole. Mit 32 ist das nicht mehr der Fall, obwohl ich auch jetzt alles gebe. Ich habe andere Werte im Leben – das hilft, um das Ganze lockerer anzugehen.»