Im ganzen Brimborium um Lara Gut-Behrami (32) ging es fast vergessen. Dabei hat Mélanie Meillard (25) einen grossen persönlichen Sieg eingefahren. Rang 17, das beste Riesen-Resultat seit ihrer schlimmen Knieverletzung vor sieben Jahren. Endlich sieht das einstige Supertalent wieder Licht am Ende des Tunnels und vertraut ihrem Körper.
Sie gewann nicht und stand auch nicht auf dem Podest. Sie knackte weder Top 10 noch die Top 15. Und dennoch durfte sich Mélanie Meillard in Sölden wie eine heimliche Siegerin fühlen. «Es ist schön, die Saison so zu beginnen. Das ist ein idealer Start», sagt sie nach ihrem 17. Platz in Sölden (Ö). Nun werden manche sagen: «Wie bitte? Wie kann man nach einer solchen Platzierung zufrieden sein?»
Schmerzen, Operationen, Verzweiflung
Um das zu verstehen, muss man das Rad der Zeit bis in den Februar 2018 zurückdrehen. Damals, kurz vor den Olympischen Spielen in Pyeongchang (SKor), zerfetzte sich das Supertalent aus Hérémence VS im Training das linke Knie. «Ein neues Kapitel in meinem Leben beginnt», sagte die damals 19-Jährige.
Was sie damals nicht wissen konnte: Es war ein Kapitel voller Schmerzen und Verzweiflung. Meillard entschied sich dafür, das Kreuzband mit einer Sehne eines Toten flicken zu lassen. Ein Fehler, für den sie bitter bezahlen musste. Der Fortschritt blieb aus, das Knie tat stets weh, die Frohnatur fiel in ein Loch. Meillard legte sich erneut unters Messer, diesmal verwendeten die Ärzte körpereigenes Material. Dennoch dauerte es Jahre, bis sie wieder in die Spur kam. Im letzten März folgte die Erlösung: Platz 7 in Are (Sd).
Sie gab nie auf – und wird nun belohnt
Und nun Rang 17. Es ist das beste Resultat seit Pyeongchang – zumindest im Riesenslalom. Also in jener Disziplin, in der sich Meillard verletzt hatte und vor der sie danach Angst hatte – Angst vor den auf die Knie wirkenden Kräfte, Angst vor einem erneuten Unglück, Angst vor dem möglichen Karriereende.
«Endlich konnte ich das, was ich im Training zeige, auch im Rennen umsetzen», sagt sie. Vor allem die fünftbeste Zeit im zweiten Lauf gibt Meillard Auftrieb, sie verlor nur 33 Hundertstel auf Gut-Behrami (32) – das alles auf einer Strecke, die ihr wegen der extremen Steilheit nicht besonders liegt.
«Es ist eine Ewigkeit her, seit ich ein so gutes Resultat hatte», sagt sie. Keine Frage: Der Winter kann für Meillard kommen.