Michela Figini (57)
Die Tessinerin ist noch nicht einmal volljährig, als sie 1984 in Sarajevo in sensationeller Manier Olympia-Gold in der Abfahrt gewinnt. Kurz vor ihrem 19. Geburtstag wird das Wunder-Girl aus der Leventina in Bormio (It) in der Königsdisziplin auch noch Weltmeisterin. Und mit 22 sichert sich «Michi» 1988 den zweiten Gesamtweltcupsieg.
Drei Monate vor Figinis 24. Geburtstag nimmt diese Erfolgsgeschichte ein unerwarteteres Ende. Weil sich ihr Servicemann und der neue Cheftrainer Jan Tischhauser wegen einer Bindungsplatte in die Haare geraten, stellt Figini bei der Verbandsführung ein Ultimatum: «Entweder ihr trennt euch von Tischhauser, oder ich trete zurück.» Weil der Zürcher Oberländer im Winter 1989/90 mit seinem Team zwei Drittel aller Weltcuprennen gewinnt, hält die Verbandsspitze an ihm fest. Figini macht ihre Drohung wahr und kehrt dem Rennsport den Rücken. Mittlerweile ist sie zweifache Mutter und arbeitet gelegentlich als Ski-Expertin für das Tessiner Fernsehen RSI.
Petra Kronberger (54)
Die Salzburgerin ist zwischen dem Dezember 1989 und dem März 1992 die unantastbare Ski-Königin! Kronberger gewinnt dreimal in Serie den Gesamtweltcup, bejubelt bei der WM in Saalbach Gold in der Abfahrt und erkämpft sich in Albertville die Olympiasiege im Slalom sowie in der Kombination. Weil die begnadete Allrounderin zu diesem Zeitpunkt erst 23 Lenze zählt, gehen vor allem die österreichischen Medienleute davon aus, dass ihre Petra auch bei der WM 93 im japanischen Morioka heftig zuschlagen wird.
Doch nach einem mittelmässigen Saisonstart lädt Kronberger am 26. Dezember Hans Adrowitzer, seines Zeichens Sportchef bei den «Salzburger Nachrichten», zum Abendessen ein. Um 22.10 fragt sie Adrowitzer: «Hans, was würdest du sagen, wenn ich zurücktreten würde?» Der Journalist reagiert im ersten Moment ganz cool: «Petra, das ist ja ganz logisch: Irgendwann wirst du tatsächlich zurücktreten.» Doch der Nachsatz von Kronberger haut Adrowitzer schier vom Stuhl: «Ich werde nicht irgendwann zurücktreten, sondern jetzt sofort!» Kronberger begründet ihre Entscheidung mit diesen Worten: «Ich bin der Erwartungshaltung, immer die Beste sein zu müssen, nicht mehr gewachsen.» Seit 2015 ist Kronberger, die zwischenzeitlich für ein Gehalt von 1500 Euro als Kunstführerin in Salzburg arbeitet, beim Österreichischen Skiverband als Frauenbeauftragte tätig.
Hansi Hinterseer (69)
Wenn unser Ski-Papst Bernhard Russi (75) auf das grösste Technik-Talent in der Alpin-Geschichte angesprochen wird, spricht der Urner blitzschnell den Namen Hansi Hinterseer aus. Die Rennfahrer-Biografie des Tirolers ist tatsächlich in vielerlei Hinsicht einzigartig: Mit 15 wird «der Hansi» im ÖSV-Kader aufgenommen, mit 19 realisiert er beim Riesenslalom in Anchorage (USA) seinen ersten Weltcupsieg, zwölf Monate später wird Hinterseer bei der WM in St. Moritz im Riesen Vize-Weltmeister. Doch dann zerstreitet sich der Überflieger mit seinem Vater Ernst (Slalom-Olympiasieger 1960), welcher bis 1974 auch sein Trainer ist. Der Senior bricht mit seinem Junior, weil dieser im Oktober 1975 seine exzentrische Freundin Anneliese Gröderer heiratet.
Nach der Enttäuschung bei den Olympischen Spielen 1976 «dahoam» in Innsbruck (mit fast 7 Sekunden Rückstand 14. im Riesenslalom), meldet er sich 1977 in Furano mit seinem sechsten Weltcupsieg stark zurück. Doch im Jahr danach beendet Hinterseer mit 24 nicht nur seine erste Ehe, sondern zur Überraschung aller auch seine Weltcup-Laufbahn. Er wechselt auf die international unbedeutende Profi-Tour in die USA. Grosse Bedeutung erlangt der ewige Blondschopf ab 1994 in der Musikbranche – als Schlagersänger erobert der Kitzbühler, der 1986 die Bernerin Romana Ferrari geheiratet hat, mit dem Titel «Ich habe dich einfach lieb» die Spitze der dänischen Charts.
Matthias Mayer
Der dreifache Olympiasieger startet ordentlich in die Saison 2022/23. In Lake Louise (Super-G) und in Gröden (Abfahrt) schafft der Österreicher als Dritter den Sprung auf das Podest. Knapp zwei Wochen später besichtigt der 32-Jährige in den Morgenstunden vom 29. Dezember in Bormio den Super-G. Die Trainer sind überzeugt, «dass der Mottl heute ganz heiss ist». Nach dieser Besichtigung wartet der Kärntner tatsächlich mit einer brandheissen Aktion auf. Aber nicht im Rennen, sondern im Interview mit ORF-Moderator Rainer Pariasek.
Die Standard-Frage über den Zustand der Piste beantwortet Mayer mit einem absoluten Knaller: «Die Piste ist gut und ich fühle mich fit – aber ich habe in den letzten Tagen ein bisschen nachgedacht und muss jetzt sagen: Für mich ist die Zeit gekommen, dass ich aus dem alpinen Skiweltcup zurücktrete, weil mir der nötige Biss abhandengekommen ist.» Reporter, Trainer und Teamkollegen glauben im ersten Moment, dass sich Mayer einen Scherz erlaubt hat. Doch der meint es tatsächlich ernst und verabschiedet sich an diesem Tag aus dem Ski-Zirkus.