Nie zuvor hat ein Weltcup-Event schon vor der Premiere so viele Schlagzeilen verursacht wie die Zwei-Länder-Abfahrt in Zermatt-Cervinia. Unmittelbar nach der Präsentation des Streckenplans kritisierten mehrere Top-Athleten und Trainer das Vorhaben vor allem aufgrund der geplanten Länge. «Ich glaube aber nicht, dass es der Sicherheit unseres Sports dient, wenn man zu Beginn eines Weltcup-Winters auf einer Höhe von 4000 Metern eine Abfahrt startet, deren Laufzeit zweieinhalb Minuten betragen soll», unkte Italiens Speed-Gigant Dominik Paris (34, dreifacher Kitzbühel-Sieger, Super-G-Weltmeister 2019) im August 2021 im Blick.
Das Team um OK-Chef Franz Julen nahm sich die Kritik zu Herzen und verkürzte die Streckenlänge. Der Start befindet sich neu auf 3720 Metern und liegt damit knapp über 200 Meter höher als in Beaver Creek. Zur Ruhe ist das Projekt Matterhorn-Abfahrt dennoch noch nie gekommen. In den letzten Wochen löste die «Gran Becca» einen medialen Tsunami aus, nachdem die Walliser Baukommission (KBK) mitgeteilt hatte, dass eine sehr geringe Fläche der Piste ausserhalb der genehmigten Ski-Zone liege. Doch zwölf Tage vor dem geplanten Rennstart zeichnet sich ein Happy End ab.
Von der FIS mit Vorbehalt abgesegnet
Die Crew um Rennleiter Rainer Senoner hat die Streckenführung dahingehend korrigiert, dass diese kleine beanstandete Fläche nicht mehr benötigt wird. «Ich möchte mich entschuldigen, dass uns bei der Planung ein Fehler unterlaufen ist. Es war nie unsere Absicht, etwas falsch zu machen, wir haben immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Unser Team hat letzte Woche schnell und perfekt reagiert. Unser angepasster Streckenplan befindet sich auf der Schweizer Seite jetzt wieder innerhalb der erlaubten Zone», versichert Präsident Julen.
Hannes Trinkl (55), seines Zeichens Ex-Abfahrts-Weltmeister und aktueller Speed-Verantwortlicher der FIS, hat anlässlich der Schneekontrolle am letzten Samstag die Piste mit dieser marginal angepassten Streckenführung abgesegnet. Einen Vorbehalt hat der Österreicher jedoch angemeldet: «Im Gletscherbereich ist die Piste aufgrund der Schneefälle in den letzten Tagen noch zu weich.»
Auf dem Gletscher verzichten die Verantwortlichen bei der Pistenpräparation auf Wasser, dennoch ist Julen überzeugt, dass man auch dieses Defizit beheben wird. «Bei unseren Sommer-Trainingspisten haben wir schon zur Genüge bewiesen, dass wir mit der Maschinen-Präparation sehr kompakte Strecken hinbekommen. Sobald sich die Wetterlage in den nächsten Tagen verbessern wird, werden wir das auch bei der finalen Präparation der Gran Becca hinbekommen.»