Foto: Sven Thomann

Ski-Boss Urs Lehmann
Acht oder neun Medaillen? «Das ist pure Mathematik»

Vier WM-Tage, kein Rennen. Frust pur? Nicht bei Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. Er spricht über Medaillenträume und sagt, warum Lara Gut-Behrami locker bleiben kann.
Publiziert: 10.02.2021 um 09:13 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2021 um 09:38 Uhr
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Urs Lehmann erhöht den Medaillendruck auf das Schweizer Team. Der Swiss-Ski-Boss rechnet mit 8 oder 9 Medaillen.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann aus Cortina

Wie viele Medaillen holt die Schweiz in Cortina? Weil nach der Kombi der Frauen und dem Super-G der Männer auch der Super-G der Frauen verschoben wird, bleiben die Tipps jungfräulich. Keine Rennen, keine Tendenzen. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann wagt trotzdem eine Rechnung: «Wir haben in 49 Weltcuprennen 38 Podestplätze geholt. Bei ungefähr drei Viertel der Rennen gab es also einen Podestplatz. Rechnet man dies hoch auf die 13 WM-Entscheidungen, ergibt dies acht oder neun Medaillen. Ich betone ganz klar: Das ist keine Zielsetzung – die mache ich nicht. Nein, es ist pure Mathematik.»

Fakt ist: Mit einer solch reichen Ausbeute würden die Skigenossen Geschichte schreiben. Denn: In den letzten 15 Weltmeisterschaften waren sieben Medaillen (2017) das höchste der Gefühle. Gewiss, vor 2005 gab es auch keinen Teamevent. Dazu werden in Cortina erstmals mit den Parallel-Riesenslaloms als Einzeldisziplin zwei weitere Medaillensätze vergeben.

Trotzdem: Die Schweizer Mannschaft ist bärenstark aufgestellt und hat in jedem Rennen eine Chance auf Gold. «Die Ausgangslage ist tatsächlich so gut wie noch nie», meint der Ski-Boss. Ob er dabei die Zeit seit seinem Amtsantritt im Jahr 2008 meint? Oder sogar jene Zeitspanne seit seinem WM-Titel in der Abfahrt 1993 in Morioka? Egal: Er hätte in beiden Fällen recht. «Gleichzeitig müssen wir demütig bleiben, denn abgerechnet wird in zwölf Tagen und nicht jetzt.»

«Die Starken werden stärker und die Schwachen schwächer»

Dass am Dienstag nach langem Hin und Her auch der Frauen-Super-G verschoben wird, sieht Lehmann in Bezug auf die Medaillenjagd nicht als Problem – schon gar nicht für Topfavoritin Lara Gut-Behrami (29). «Bei Verschiebungen sage ich immer: Die Starken werden stärker und die Schwachen schwächer. Lara weiss genau, dass sie gut drauf ist. Warum sollte sie also nervös werden?»

Es ist eine rhetorische Frage. Tatsächlich kennt sich kaum einer besser mit Verschiebungen aus als Lehmann. Als vor 28 Jahren in Morioka die Männer-Abfahrt Tag für Tag zurückversetzt wurde, stiegen seine Gold-Chancen im selben Takt. Warum? Einfach: Lehmann war im Gegensatz zu seinen Gegnern perfekt auf das Szenario vorbereitet. Bereits ein Jahr zuvor reiste er extra nach Japan, testete Ski und analysierte Piste und Wetter. Die Folge? Lehmann blieb ganz cool und wurde Weltmeister.

Zurück zur Aktualität und der Medaillenfrage. «Ich wurde zuletzt auch auf die WM 2005 angesprochen», so Lehmann schmunzelnd. Damals war er zwar noch nicht Swiss-Ski-Präsident, doch die «Schande von Bormio», als die Schweizer ohne Edemetall heimreisten, ist ihm noch präsent. «Ich weiss nicht, wie viele Medaillen wir diesmal gewinnen werden. Klar ist aber, dass es einen Nuller wie in Bormio nicht geben sollte. Sonst haben wir dann plötzlich andere Themen, über die wir reden.» Heisst übersetzt: Dann würde der Swiss-Ski-Baum lichterloh brennen.

Niemand kann sich vorstellen, dass es so weit kommt. Denn: Spielt man Lehmanns Rechenspiel ganz genau durch (Anzahl Rennen durch die Anzahl Podestplätze), kommt man sogar auf einen Wert von 0,77. Bei 13 Wettbewerben würde dies zehn Medaillen bedeuten. Auch damit können wir gut leben...

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