Luca Aerni über seine vier schlimmen Jahre
«Ich war im Loch. Es ging nichts mehr»

Im Slalom fährt Luca Aerni so stark wie lange nicht mehr. Und weil er auf Speed-Ski von Urs Kryenbühl zurückgreifen kann, könnte der Weltmeister von 2017 auch in der Kombi am kommenden Montag um eine Medaille fahren.
Publiziert: 10.02.2021 um 02:04 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2021 um 13:17 Uhr
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Der Daumen zeigts an: Bei Luca Aerni gehts wieder bergauf.
Foto: freshfocus
Marcel W. Perren

Es ist eine der sensationellsten Pointen der WM-Geschichte. Am 13. Februar 2017 verdrängt Luca Aerni in der Kombinations-Abfahrt von St. Moritz einen Polen Namens Maciej Bydlinski um sechs Hundertstel auf den 31. Rang. Nein, das ist natürlich noch keine Sensation. Aber die kommt jetzt: Aerni nutzt am Nachmittag die Startnummer 1 auf der von der Sonne überfluteten Piste derart grandios aus, dass ihm vom dreissigsten Platz der Sprung auf den Kombi-Thron gelingt!

Eine Hundertstel liegt der YB-Fan in der Endabrechnung vor Österreichs Superstar Marcel Hirscher. Das Glück, dass der vorwiegend im Bernbiet aufgewachsene Walliser an diesem Tag hat, scheint sich danach in ganz viel Pech zu verwandeln. Nachdem er im Dezember 2017 beim Slalom in Madonna die Campiglio mit vier Hundertsteln Rückstand auf Hirscher Zweiter wird, geht es mit der Ski-Karriere des ehemaligen Junioren-Goalies des FC Grosshöchstetten steil bergab.

«Wie ein Schlag in den Nacken»

Zuerst plagen ihn Rückenschmerzen, dann passt die Abstimmung des Materials nicht mehr zusammen. «Ich konnte machen, was ich wollte – es ging einfach nichts mehr. Nach dem Abschwingen im Ziel hat sich für mich fast jeder Blick auf den Zeit-Monitor wie ein Schlag in den Nacken angefühlt.» Aerni bleibt in seiner Parade-Disziplin Slalom zwei Jahre ohne Top-15-Ergebnis. «Den absoluten Tiefpunkt erlebte ich im letzten Jahr beim Slalom in Kitzbühel, wo ich mich nicht für den zweiten Lauf qualifizieren konnte. Da wurde mir endgültig bewusst, dass ich ein paar grundlegende Dinge verändern muss.»

Deshalb trennt sich Aerni im letzten Frühling von seinem Ausrüster Salomon, der gleichzeitig der Arbeitgeber seines Vaters Jean-Charles ist, und wechselt zu Fischer. Mit diesen Ski hat er in den letzten drei Wochen drei Platzierungen unter den ersten Acht erreicht und sich somit für die WM qualifiziert.

«Wenn man wie ich während ein paar Jahren im Loch unten war, geniesst man es um so mehr, wenn es wieder läuft.» Nur etwas schlägt dem 27-Jährigen, der in der Region von Crans Montana lebt, derzeit aufs Gemüt: Wegen Corona bekommt er seit längerer Zeit seine geliebten Eltern nicht zu Gesicht. «Um das Risiko von einer Ansteckung und der damit verknüpften Wettkampfsperre auf ein Minimum zu bringen, habe ich meine privaten Kontakte auf das Zusammenleben mit meiner Freundin reduziert. Meine Eltern werde ich erst im März nach dem Weltcupfinal auf der Lenzerheide wieder besuchen.»

Fährt Aerni mit Kryenbühl-Ski?

Selbstverständlich werden Mama und Papa Aerni vor dem Fernseher mitfiebern, wenn ihr Bub in Cortina um eine weitere Medaillen fahren wird. Vor dem Slalom am Schlusstag wird Luca in der Kombination, die wegen einer unbefahrbaren Piste vom Mittwoch auf den kommenden Montag verschoben werden musste, zum Einsatz kommen.

Und es ist durchaus möglich, dass Aerni im Kombi-Super-G ein Ski eines echten Pechvogels Glück bringen wird. Wie bitte? Luca ist Ski-Markenkollege von Urs Kryenbühl, der sich vor zwei Wochen bei einem üblen Abflug in Kitzbühel das Kreuzband gerissen hat. «Mein Servicemann hat vom Servicemann von Urs ein paar sehr schnelle Ski bekommen. Möglich, dass ich den Kombi-Super-G mit den Kryenbühl-Ski bestreiten werde.»

Alles zur alpinen Ski-WM 2021

Vom 8. Februar bis 21. Februar 2021 findet in Cortina d'Ampezzo (It) die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welcher Disziplin wird wann gefahren? Alle Infos gibts hier.

AFP

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