Mental in Bestform
Darum ist der coole Beat Feuz plötzlich auch im Super-G ganz heiss

Die vielen Verschiebungen in Cortina könnten für einige besonders coole Athleten sogar Gold wert sein. Beat Feuz und Marco Odermatt gehören dazu!
Publiziert: 10.02.2021 um 16:28 Uhr
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Beat Feut machen die vielen Verschiebungen an der WM nichts aus.
Foto: keystone-sda.ch
Marcel W. Perren

Zieht man die Ergebnisse aus dem Weltcup in Betracht, gehört Beat Feuz im Super-G an der WM nicht zu den Favoriten. In Val-d’Isère und Gröden fuhr er auf Rang 10, in Garmisch klassierte sich der Emmentaler letzte Woche auf dem neunten Rang. Aber Vorsicht vor zu schnellen Schlüssen.

Vor den Olympischen Spielen 2018 waren Beats Ergebnisse in dieser Disziplin nicht viel besser. Und trotzdem hat der Kugelblitz in Südkorea Silber im Super-G gewonnen. Und genau wie jetzt in Cortina mussten damals in Pyeong Chang die Rennen aufgrund der Wetterkapriolen verschoben werden. Auch vor seinem Abfahrts-Sieg 2017 bei der Heim-WM in St.Moritz hatte Feuz, der am Donnerstag seinen 34. Geburtstag feiert, nach zahlreichen Programmänderungen seine Nerven bestens im Griff.

Sein ehemaliger Trainer Sepp Brunner erklärt, warum Beat aus derart nervenaufreibenden Situationen besondere Stärke gewinnt: «Es gibt einige Athleten, die bei Welttitelkämpfen über Tage hinweg an nichts anderes, als an den Wettkampf denken. Und diese Typen verlieren bei vielen Renn-Verschiebungen enorm viel Kraft. Aber Beat macht so etwas nichts aus, weil er meisterhaft abschalten kann, die Konzentration dann aber in kürzester Zeit wieder hochfährt». Auch Marco Odermatt ist bekannt dafür, dass er in nervenaufreibenden Situationen extrem cool bleibt.

Lehmanns Coup von 1993

Und nicht zuletzt: Urs Lehmann hat 1993 bei der wettertechnisch wahrscheinlich verrücktesten Weltmeisterschaft in Japan aufgrund einer intensiven mentalen Vorbereitung Gold in der Abfahrt gewonnen. Der heutige Ski-Boss erinnert sich: «Ich hatte 1990 bei den japanischen Meisterschaften teilgenommen und dort gelernt, dass man hier als Rennfahrer besonders starke Nerven braucht, weil im viel gepriesenen Land der aufgehenden Sonne an 300 Tagen im Jahr schlechtes Wetter herrscht. Und weil ich mich im Winter 1992 drei Tage vor der Abreise zu den Olympischen Spielen verletzte, nutzte ich die Zeit, um ein paar Kurse zum Thema Visualisierung zu besuchen.»

Diese haben Lehmann schliesslich enorm geholfen, als die WM Abfahrt in Morioka aufgrund von starken Windböen und heftigen Niederschlägen neun Mal verschoben werden musste. «Ich steckte die ständigen Programmänderungen relativ locker weg. Ganz im Gegensatz zu vielen Konkurrenten.» Lehmann kann ein breites Grinsen nicht verbergen: «In Morioka haben alle Nationen im selben Hotel gewohnt. Und mit jeder weiteren Verschiebung konnte ich im Frühstückssaal ein paar Rivalen von der Medaillenliste streichen. Ich habe in ihren Gesichtern ablesen können, dass sie mit diesen besonderen Launen des Wetters nicht umgehen konnten..»

Beat Feuz und Marco Odermatt sind heute, wie Lehmann damals, bestens in der Lage sich mental auf alle Eventualitäten einzustellen. Auch darum gehören sie zu den ganz heissen Kandidaten in den anstehenden Rennen.

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