Ex-Sion-Trainer Paolo Tramezzani zum Exzentriker
«Mit Balotelli ist man einen Mann mehr auf dem Platz»

Paolo Tramezzani war in der Vorrunde Trainer des FC Sion. Unter ihm hat Mario Balotelli alle seine fünf Sion-Tore geschossen. Tramezzani schwärmt immer noch von Super-Mario. Bedingungslos.
Publiziert: 31.03.2023 um 15:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2023 um 16:16 Uhr
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Das waren noch Zeiten! Trainer Paolo Tramezzani bejubelt mit Mario Balotelli das Tor zum 2:0 gegen den FC Basel.
Foto: keystone-sda.ch
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Alain KunzReporter Fussball

Paolo Tramezzani (52) redet gerne. Oft auch Klartext. Nur über etwas schweigt er: Das Thema FC Sion ist tabu! «Ich war dort Trainer. Aber dieses Kapital ist geschlossen. Das habe ich immer so gemacht, wenn ich einen Klub verlassen habe.» Das Einzige, was er sagt: Dass ihn Christian Constantin nach der Entlassung von Fabio Celestini angerufen habe, ob er interessiert sei, zurückzukommen. Logisch, wäre auch die naheliegendste Lösung gewesen, denn Tramezzanis Sion-Vertrag läuft immer noch. Doch dann entschied sich CC anders.

«Balotelli ist einfach zu führen»

Über Mario Balotelli (32) hingegen spricht Tramezzani noch so gerne. Über eine Person, mit der er sehr gut zusammengearbeitet habe, wie er es betont. «Vom ersten Moment an hat sich eine Art Symbiose ergeben. Das Gefühl war sofort gut, unser Verhältnis auch. Auf menschlicher Ebene haben wir viel schöne gemeinsame Momente gehabt.»

Hier bestätigen sich die Vorurteile, die man gemeinhin über Balotelli hat, schon mal gar kein bisschen. «Vieles wäre einfacher, wenn man mehr solcher Spieler hätte wie Mario, die so einfach zu führen sind», sagt Tramezzani.

«Balo ist der talentierteste italienische Spieler»

Das ist der eine Teil im Fall Balotelli, die Menschenführung durch den Trainer und die Akzeptanz durch den Spieler. Der andere ist das, was auf dem Spielfeld abgeht. Doch auch da lässt Tramezzani nichts auf Balo kommen. «Er war in drei Spielen entscheidend: Gegen YB, Luzern und Basel.» Aber auf Mario sei eigentlich in jedem Spiel Verlass gewesen. Spiele er, habe man eine Person mehr auf dem Platz.

Eine Beurteilung, die fast wie ein Zerrbild daherkommt, wenn man an den Balotelli des Jahres 2023 denkt. «Mir hat der Balotelli des letzten Jahres sehr gut gefallen. Bei mir war er nicht so, wie das geschildert wird. Ich habe die Spiele dieses Jahres nicht gesehen und kann deshalb auch kein schlüssiges Urteil abgeben», sagt der ehemalige Spieler von Inter Mailand, der Tottenham Hotspurs und Atalanta Bergamo. «Generell gilt aber für mich nach vor: Balotelli ist der talentierteste italienische Spieler seiner Generation! Das habe ich gesagt, als er nach Sion kam. Das sage ich heute noch.» Und um seinem Urteil noch mehr Gewicht zu verleihen, fügt Tramezzani hinzu: «Und ich kenne die Serie A!»

Balotelli sei nie ein grosser Läufer gewesen

Blendet er also die Lauffaulheit des Stürmers aus, wegen der man aktuell eher den Eindruck hat, Sion spiele mit Balo nur zu Zehnt statt zu Zwölft? «Schauen wir mal zurück. Denken Sie, Balotelli habe in seiner Blütezeit bei Inter, bei Manchester City oder Liverpool Dutzende Kilometer abgespult? Nein, natürlich nicht! Er war auch nicht derjenige, der pro Spiel 900 Meter sprintet. Er ist kein Intensitäts-, sondern ein Qualitätsspieler.»

Einer, der auch menschlich wichtig sei. «Nehmen wir das Beispiel Filip Stojilkovic. Der war vor der Ankunft von Balotelli gesetzt. Doch Mario half ihm, sprach viel mit ihm. Er hat ihm einige Moves gezeigt, die Filip seinem Repertoire hinzufügen konnte. Denn Balo prophezeite ihm: Er sei ein Spieler, der eine grosse Karriere machen könne. Er nahm ihn richtiggehend unter seine Fittiche.»

Eine nicht immer rationale Liaison

Tramezzani und Balotelli. Eine ganz spezielle und nicht immer rationale Beziehung, wie das in Italien so ist, wenn sich zwei Ex-Spieler desselben Klubs treffen, in diesem Fall Inter Mailand. Da ist der Coach sogar ein bisschen Fan. Fakt ist aber: Balotelli hat all seine fünf Tore unter seinem Landsmann gemacht. Und damals stand der FC Sion auch nicht derart am Abgrund wie im Moment.

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