«Manchmal versuche ich, etwas zu lesen, aber es ist schwer»
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Balotellis Deutschkenntnisse:«Manchmal versuche ich, etwas zu lesen, aber es ist schwer»

Balotellis erster Tag in Sion
«Ich nenne mich nicht Star»

Er ist da! Mario Balotelli trainiert. Er spricht. Er lacht. Der erste Tag des Superstars als Sion-Spieler. Und seine Vorfreude auf die Schweiz.
Publiziert: 02.09.2022 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2022 um 07:47 Uhr
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Da ist er ja! Mario Balotelli im ersten Training mit Sion.
Foto: freshfocus
Alain Kunz

Es ist ja nicht so, dass der Italiener völlig ahnungslos ist, was da auf ihn zukommt. Trotz des Eindrucks, den er während seines ersten Trainings erweckt. Es wirkt wie ein Herantasten an eine fremde Fussballwelt. An ein Trainingscenter mit Containern als Garderoben im provinziellen Riddes. Davor ein Baumarkt. Dahinter Apfelbäume. Alles sekundiert von einer gewaltigen Alpenkulisse. Mario Balotelli (32) hält seinen Kalorienverbrauch auf Low-Level. Balo-Show? Nix da! Balo-Tore im ersten Mätschli? Auch nicht. Fickentscher hält mal toll. Und der Pfosten hat was dagegen.

Knackige Zweikämpfe waren nicht vorgesehen

Die Journalisten sind da längst hinauskomplimentiert worden. Aber woraus? Das Trainingscenter ist derart improvisiert, dass an allen Ecken freie Sicht ist. Zwei freche Fans holen sich nach dem ersten Training gar Autogramme und ein Selfie ab. Sie werden mit Erstaunen feststellen, dass Super-Mario das gesamte Training mit seinem Kreuz bestritten hat, das an seinem Ohrläppchen runterhängt. Da waren knackige Zweikämpfe nicht vorgesehen.

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Balo mit Panther-Schlapphut

Szenenwechsel. Stade de Tourbillon. Es ist eng und stickig im kleinen Medienraum. Balo-Show Teil zwei. Der Star kommt mit Panther-Schlapphut im Schlepptau von Sportchef Barthélémy Constantin, Handy in der Hand. Die Einführung interessiert ihn nicht wirklich. Sein Telefonino umso mehr. Doch das ändert sich.

CC: «Mario hat in jedem Bereich finanzielle Opfer gebracht»

Der Maestro gibt viel von sich preis. Lieber nicht in Französisch sagt er, obwohl er die Sprache nach vier Jahren Ligue 1 exzellent spricht. Aber sein Englisch ist noch besser. Er bekräftigt nochmals, dass er Adana Demirspor unbedingt habe verlassen wollen. «Das ging dort nicht mehr gut. Ich wollte weg. Mehr gibts nicht zu sagen.» Doch das sei nicht einfach gewesen. «Wenn man noch zwei Jahre Vertrag hat, darf man nie respektlos sein. Sonst scheiterts.»

Doch es klappte. Auch weil Balotelli mithalf. «Er hat in jedem Bereich finanzielle Opfer gebracht», sagt Präsident Christian Constantin. Nicht nur beim Salär – er soll in Sion 1,5 Millionen Franken verdienen, was Schweizerrekord ist. Gleichzeitig aber weit weniger als bisher in seinen anderen Stationen. «Sondern weil er auch mithalf, die Transfersumme zu senken», sagt CC.

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Balotelli wusste früh, dass er zu 98 Prozent nach Sion wollte

Das allein zeigt, dass der Mann tatsächlich zum FC Sion wollte. «Die Constantins haben sich enorm um mich bemüht. Von Beginn weg. Weshalb ich schon sehr früh zu 98 Prozent wusste: Da werde ich spielen!». Die ersten Kontakte gabs Ende Juni. Und schon Anfang August hat CC an dieser Stelle gesagt: «Wir sind uns einig!» – wofür er belächelt wurde. Und dann habe auch Gennaro Gattuso, den Balotelli kontaktiert hat, nur gut über das Wallis und CC gesprochen. «Das einzige Problem werde die Kälte im Winter sein», so Balo.

In der Schweiz wird man in Ruhe gelassen

Zwei Dinge seien massgebend gewesen, spürt man heraus. «In der Schweiz lassen sie dich in Ruhe. Mehr als in anderen Ländern», nennt Balo den ersten. «Und es ist nicht weit nach Hause, nach Brescia.» Leben werde er aber selbstverständlich hier. «Es ist ja nicht hässlich …» Zudem lebt sein Sohn in Zürich. Das ist noch ein bisschen näher. «Er spricht Deutsch. Ich nicht. Also will ich das lernen.»

Und sein schlechter Ruf als Skandalkicker? «Ich habe Fehler gemacht. Vieles haben aber Leute verbreitet, die mich nicht kennen.» Seine Eltern aber hätten in so erzogen, nur über Menschen zu sprechen, die man kennt. «Die Leute, die mich lieben, wissen, wer ich bin. Der Ruf ist mir egal.»

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«Für ein paar Minuten reichts am Samstag»

Balo wird der grösste Star sein, der in der Neuzeit je in der Schweiz gespielt hat. Eine grosse Verantwortung! «Ich nehme diese gerne wahr. Aber ich nenne mich nicht Star. Ich spiele Fussball. Und ich will hier eine neue Erfahrung machen.»

Der erste Tag ist durch. Und am Samstag wartet das erste Spiel. Mit Balo? Qualifiziert werde er sein, sagt CC. Es hänge vom Coach ab. Paolo Tramezzani, auch er ein alter Interisto, wird gewiss niemals auf den Balo-Effekt verzichten wollen. Der Stürmer sagt: «Ich habe vor zwei Wochen nicht voll trainieren können und deshalb letzte Woche mit Adana nur eine Halbzeit spielen können. Für ein ganzes Spiel reichts nicht. Aber für ein paar Minuten schon.»

Vorhang auf also für erste Balo-Show! Akt eins mit einer Teilzeitrolle am Samstag gegen den FC Basel.

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