Ihre Gesichter sprechen tagelang eine deutliche Sprache. In jenem Moment vor drei Wochen, als nach der dritten Niederlage im dritten Gruppenspiel in Ostrava (Tsch) ihr Schicksal besiegelt und der Olympia-Zug abgefahren ist. In manchen Trainings der letzten zwei Wochen. Und im Gespräch darüber, dass ihr grosser Traum geplatzt ist. Anouk Vergé-Dépré und Joana Mäder sagen ehrlich: «Den Fokus gleichermassen hochzuhalten, ist schwierig.»
Dabei geht es nicht nur um die masslose Enttäuschung, in Paris aufgrund der Länder-Quote (2 Teams pro Nation) nicht dabei zu sein, sondern um die Summe der Hürden, die das Duo in den letzten drei Jahren seit der sensationellen Olympia-Bronzemedaille in Tokio nehmen muss. Rückblende: Nur wenige Tage nach diesem Erfolg trennt sich der Verband überraschend von Florian Karl, dem Trainer von Vergé-Dépré und Mäder. Sie müssen sich auf die Suche nach einem neuen Coach machen. Dies zum Auftakt eines Olympia-Zyklus’, der nur drei statt vier Jahre dauert. Drei Monate später tritt Spiros Karachalios den Posten an.
Der Grieche implementiert eine Beachvolleyball-Philosophie, die für die beiden Spielerinnen ganz neu ist. Das braucht seine Zeit, entwickelt sie individuell und als Duo aber weiter. Nach acht Monaten Arbeit mit Karachalios sind Vergé-Dépré und Mäder im Juni 2022 im WM-Bronze-Match auf Medaillenkurs. Dann der Schock: Bei einem Service kugelt sich Blockspielerin Mäder in Rom ihre rechte Schulter aus. Die Ersthilfe auf dem Feld ist miserabel und unprofessionell. Ihr Ausfall kostet das Team weitere zehn Monate auf dem Weg zur angepeilten Olympia-Quali.
Emotional schwieriger als Schulter-Schock
Rückblickend kann Mäder heute sagen, dass sie dieser geplatzte Olympia-Traum mental stärker belastet als damals das Verletzungsdrama, weil sie danach gleich wieder ein sportliches Ziel vor Augen gehabt habe. «In jenem Moment in Ostrava aber fiel alles von mir ab, was ich und wir durchgemacht haben. Ich habe erkannt, dass ich in den letzten Monaten so vieles einfach abgespult habe. Das war nötig, um den Fokus nicht zu verlieren, holt mich nun aber emotional ein.»
Viele hätten es für unmöglich gehalten, im verbliebenen Zeitraum nach dem Schulter-Schock wieder zur nötigen Form zurückkehren zu können. «Ich habe nie daran gezweifelt», so Mäder, «aber es kostete viel Energie, alles diesem grossen Ziel Paris 2024 unterzuordnen.» Ihr erster Gedanke nach dem Out in Ostrava? «Ich hatte das Gefühl, dass ich für den ganzen Aufwand nichts zurückbekommen habe.»
Das Duo nimmt sich eine einwöchige Auszeit. Vergé-Dépré reist nach Guadeloupe, ihre zweite Heimat, um Abstand zu gewinnen. «Emotional war es die grösste Niederlage, die ich in meiner Karriere erlebt habe», gesteht die Abwehrspielerin. «Das enge Rennen um ein Olympia-Ticket war mental sehr ermüdend. Es gab uns nie Luft, um mal durchatmen zu können.» In diesem Zweikampf – Tanja Hüberli und Nina Brunner sind punktemässig längst vorne weg – kommt für Vergé-Dépré eine emotionale Komponente dazu: Ihre Konkurrentin ist ihre jüngere Schwester Zoé (26) und deren Partnerin Esmée Böbner (24). In diesem internen Duell stehen die erfahreneren Vergé-Dépré und Mäder stets unter Druck, denn von Böbner und Vergé-Dépré wird eine Olympia-Quali (noch) nicht erwartet. Anouk Vergé-Dépré betont: «Es war ein sehr enger Wettlauf gegen die Zeit. Aber dennoch hätten wir genug Chancen gehabt.» Sie nutzen sie nicht.
Noch nicht zu weit in die Zukunft denken
Die Enttäuschung ist verständlicherweise noch nicht verarbeitet. «Die erste Trauerphase haben wir hinter uns», so Vergé-Dépré, «aber wir dürfen es auch zulassen, dass es Zeit braucht, das Geschehene zu verdauen.» Nach der kurzen Auszeit treffen sie sich für eine Trainingswoche in Athen und setzen sich da auch zusammen, um zu besprechen, was in dieser Saison für sie noch ansteht, was sie sich vorstellen können und was nicht. Ferner in die Zukunft denken die Beacherinnen, die beide 32-jährig sind, derzeit noch nicht.
Im Berner Oberland steht nächste Woche ein Highlight im Beachvolleyball-Kalender an. Am Turnier der höchsten Kategorie Elite16 messen sich die weltbesten Teams nur wenige Wochen vor Olympia. Die beiden für Paris qualifizierten Schweizer Frauen-Duos Tanja Hüberli/Nina Brunner sowie Esmée Böbner/Zoé Vergé-Dépré treten im Hauptfeld an. Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder, deren Olympia-Traum vor drei Wochen geplatzt ist, müssen sich durch die Qualifikation kämpfen, ebenso das junge Team Annique Niederhauser/Leona Kernen.
Von den Schweizer Männer-Duos, von denen sich keines im Olympia-Rennen durchsetzen konnte, sind einzig Marco Krattiger/Florian Breer im Hauptfeld gesetzt. Adrian Heidrich/Leo Dillier und Yves Haussener/Julian Friedli starten am Mittwoch ebenfalls ihre Qualifikations-Runden. Ab Donnerstag stehen in Gstaad dann die Gruppenspiele an.
Im Berner Oberland steht nächste Woche ein Highlight im Beachvolleyball-Kalender an. Am Turnier der höchsten Kategorie Elite16 messen sich die weltbesten Teams nur wenige Wochen vor Olympia. Die beiden für Paris qualifizierten Schweizer Frauen-Duos Tanja Hüberli/Nina Brunner sowie Esmée Böbner/Zoé Vergé-Dépré treten im Hauptfeld an. Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder, deren Olympia-Traum vor drei Wochen geplatzt ist, müssen sich durch die Qualifikation kämpfen, ebenso das junge Team Annique Niederhauser/Leona Kernen.
Von den Schweizer Männer-Duos, von denen sich keines im Olympia-Rennen durchsetzen konnte, sind einzig Marco Krattiger/Florian Breer im Hauptfeld gesetzt. Adrian Heidrich/Leo Dillier und Yves Haussener/Julian Friedli starten am Mittwoch ebenfalls ihre Qualifikations-Runden. Ab Donnerstag stehen in Gstaad dann die Gruppenspiele an.
Ihren ersten Auftritt seither haben sie nächste Woche am Heimturnier in Gstaad BE. Ausgerechnet oder zum Glück? «Zum Glück», sind sich Mäder und Vergé-Dépré einig. Sie sagen zwar offen, dass sie noch mit gemischten Gefühlen ins Berner Oberland reisen, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt. Doch Vergé-Dépré hat die Hoffnung, «dass wir etwas einfacher in die Gänge kommen, weil es eben in Gstaad ist und die Energie im Stadion auf uns rüberspringt.»
Mäder weiss, dass es nicht einfach wird, «weil wir beide vielleicht etwas sensibler reagieren. Aber wir sind ehrgeizig und versuchen, es auch zu geniessen». Ihre kurzfristigen Ziele sind, im Moment bleiben und gegen Top-Teams ihre Leistung abrufen zu können.