Wer in Raron VS vom Dorfteil Turtig im Süden ins alte Dorf im Norden mit dem Auto fahren will, der muss im Moment einen längeren Umweg in Kauf nehmen. Die historische Rhonebrücke im Dorf ist für Autos gesperrt. Nur Fussgänger und Velos dürfen drüberfahren.
Der Grund: Die Hochwasser von Ende Juni haben den 1983 angebauten Brückenteil für Fussgänger so stark beschädigt, dass dieser «bis aus Weiteres» gesperrt ist.
Die Folge: Fussgänger und Velofahrer müssen nun die alte Autobrücke aus dem Jahr 1897 nutzen. Weil diese für eine gemeinsame Nutzung von Fussgängern und Autos zu schmal ist, haben die Autofahrer das Nachsehen und werden umgeleitet.
Warum ist die alte Brücke noch da?
Bis wieder Autos über die Brücke fahren können, dürfte es aber noch einige Zeit dauern. Wie der zuständige Beamte des Kantons Wallis gegenüber dem «Walliser Boten» kürzlich sagte, wird die Reparatur noch zehn Monate dauern.
Dabei stellt sich die Frage, warum die Brücke nicht schon längst ersetzt wurde. Schon im Jahr 2017 gab es entsprechende Pläne. Damals hiess es, dass spätestens 2019 mit dem Neubau begonnen werde. «Wir hoffen, dass es noch in diesem Jahrzehnt mit den Arbeiten an der Brücke vorwärtsgeht», sagte damals Gemeindepräsident Reinhard Imboden (55). Die Brücke galt schon damals als marode, wurde teilweise gar als «baufällig» bezeichnet.
Gemeinderätin kritisiert Untätigkeit
Passiert ist bis heute aber nichts. Gemeinderätin Salzmann-Lochmatter (56) erklärt: «Der Neubau der Brücke steht in Zusammenhang mit der dritten Rhonekorrektur. Entsprechend aufwendig und langwierig sind die Planungsarbeiten.» Der neue Fahrplan: Ab 2035 soll mit dem Bau der neuen Brücke begonnen werden.
Eine lange Zeit. «Es wäre inakzeptabel, wenn bis dahin nichts passiert», sagt Salzmann-Lochmatter. Sie fordert einen «zeitgemässen Ersatz» für die beschädigte Brücke.
«Kämpfe für die Brücke»
Wobei aber noch lange nicht sicher ist, dass dann auch weiterhin Autos über die neue Brücke fahren werden. Denn die Pläne des Kantons sehen als definitiven Ersatz in erster Linie nur eine Brücke für Fussgänger und Velos. Eine neue Autobrücke ist aus Kostengründen bislang nicht in Stein gemeisselt.
«Das wäre inakzeptabel. Ich werde deshalb für eine neue Autobrücke kämpfen», so Salzmann-Lochmatter, als Blick sie auf der Brücke trifft.
«Alltag erheblich erschwert»
Dafür hat sie gute Gründe, denn was es bedeutet, wenn keine Autos mehr über die Brücke fahren können, zeigt sich jetzt. «Durch die Sperrung wird der Alltag im Dorf erheblich erschwert», sagt Salzmann-Lochmatter.
Besonders problematisch: Das Gewerbe leidet unter der Sperrung. «Weil die Autofahrer aussen um das Dorf herumfahren müssen, bietet es sich an, direkt weiter ins nächst grössere Dorf zu fahren», erklärt die SVP-Gemeinderätin. Die Einkaufsmöglichkeiten im nächsten Dorf sind im Gegensatz zu Raron deutlich vielfältiger.
Einzelne Geschäfte hätten schon über Umsatzeinbussen geklagt. «Nach der Flut kommt nun die Wut. Die Autobrücke ist die Lebensader des Dorfs, wir brauchen sie unbedingt. Ansonsten ist die wirtschaftliche Stabilität unseres Dorfs in Gefahr.» Immerhin bestehe die Brücke seit über 100 Jahren.