Heftige Gewitter zogen über die Walliser Alpen, Wassermassen und Schlamm schiessen durch die Bachläufe, Flüsse treten über die Ufer, Strassen werden überspült, Zugstrecken sind unterbrochen. Die Unwetter von Ende Juni trafen auch das Goms ganz im Osten des Kantons mit voller Wucht.
Während es an den meisten Orten bei Sachschäden blieb, kam es im Binntal zu einer dramatischen Situation. Denn dort wird nach wie vor ein Schweizer (52) vermisst.
In Ausübung seiner Pflicht
Recherchen von Blick zeigen: Beim Vermissten handelt es sich um David L.* (52), einen Einheimischen. L. arbeitet für das lokale Elektrizitätswerk, ist dort Sicherheitsbeauftragter und Anlagenverantwortlicher. Zudem ist er Präsident der Energiegenossenschaft des Dorfs.
In der Nacht, als die Unwetter über dem Binntal toben, hat L. Pikettdienst. «Dabei hat David auf einen Vorfall in unserem Kraftwerk ‹Heiligkreuz› reagiert», sagt sein Vorgesetzter zu Blick. «Er wollte einem Schadenfall infolge des Unwetters nachgehen.» David L. verschwand wohl gegen 23 Uhr bei der Ausübung seiner Pflicht. Die Kirchturmuhr in Binn steht seit Samstagabend um 22.35 Uhr still, wie der «Walliser Bote» berichtet. Vermutlich rückte L. wegen dieses Stromausfalls aus. Seitdem fehlt von dem 52-Jährigen jede Spur.
Arbeiter finden Autowrack
Am vergangenen Freitag entdeckten Arbeiter im betroffenen Gebiet ein Autowrack, wie die Kantonspolizei Wallis mitteilt. Dabei handelt es sich um das Auto, mit welchem der Vermisste am 29. Juni in der Region unterwegs war.
Das Wrack wurde von den Spezialisten der Kantonspolizei in Zusammenarbeit mit der Stützpunktfeuerwehr Unnergoms durchsucht. Dabei konnten keine Hinweise auf die vermisste Person gefunden werden.
Wochen nach L.s Verschwinden muss aber mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Schwere Zeiten für die kleine Gemeinde mit gerade einmal 126 Einwohnern.
Wallis hart getroffen
Während man in Binn noch Hoffnung haben kann, muss in Saas-Grund getrauert werden. Dort starb ein Mann, wie die Behörden Anfang Juli bekannt gaben. Der Deutsche (67) wurde im Keller eines Hotels von einem Murgang überrascht.
Allgemein haben die Unwetter im Wallis schwere Verwüstungen angerichtet. Das Dorf Saas-Grund wurde zu grossen Teilen verschüttet, in Siders standen ganze Quartiere unter Wasser. Die Autobahn A9 verwandelte sich wegen der überlaufenden Rhone in einen zweiten Fluss. Unzählige weitere Verkehrswege waren ebenfalls unterbrochen, sind es teilweise noch immer.
*Name geändert