Meterhoch liegen Schutt, Schlamm und Geröll in den Strassen von Saas-Grund VS. Die Murgänge und Erdrutsche haben an zwei Orten im Dorf Autos mitgerissen, von einigen Fahrzeugen sind nur noch die Dächer zu sehen. Auch die Gebäude haben einiges abbekommen, Keller stehen unter Wasser, die Schäden sind immens.
Am Sonntagnachmittag wird klar, die Unwetter, die seit Samstagnachmittag über das Wallis gezogen sind, haben nicht nur Infrastruktur und Autos zerstört. In Saas-Grund wird am Vormittag die Leiche eines Mannes gefunden. Seine Lebenspartnerin hat ihn zuvor als vermisst gemeldet. Erste Ermittlungen ergeben, dass der Mann mutmasslich durch die Wassermassen überrascht wurde. Blick-Recherchen deuten darauf hin, dass der Tourist in einer Garage den Tod fand. Gemeindepräsident Bruno Ruppen zeigt sich bestürzt ob des Todesfalls in seiner Gemeinde. «Es ist unglaublich tragisch, dass wir einen Todesfall beklagen müssen», sagt er zu Blick. Der Anblick im Dorf sei schrecklich, so der Gemeindepräsident weiter. «Wir müssen jetzt alles daran setzen, die Schäden zu beheben und das Dorf wieder aufzuräumen». Frühesten am Montag wird Saas-Grund wieder über die Strasse erreichbar sein. Bis dahin müssen die Menschen auf dem Luftweg versorgt werden.
Vermisster im Binntal, Überschwemmung in Zermatt
Schlechte Nachrichten kommen auch aus dem Binntal im Goms. Auch hier hat das Unwetter gewütet. Seit Samstagabend wird bei «Heiligkreuz» in der Gemeinde Binn ein 52-jähriger Schweizer vermisst. «Die Suche nach dem Mann ist zurzeit im Gange», teilt die Walliser Kantonspolizei mit. Die ganze Region Goms ist von den heftigen Gewittern betroffen. Die Kantonsstrasse ist teilweise unterbrochen, die meisten der Alpenpässe geschlossen.
Auch Zermatt bekommt einmal mehr die Auswirkungen des Unwetters zu spüren. Wie schon vor etwas über einer Woche tritt der Fluss Vispa im Weltkurort über die Ufer. Wieder laufen Keller voll, wieder müssen Strassen und Häuser vom Schlamm befreit werden. Menschen kommen zum Glück keine zu Schaden.
Autobahn wird zu Fluss
Nicht nur in den Seitentälern hinterlassen die Unwetter im Wallis ihre Spuren. Auch die Talebene bleibt nicht verschont. An mehreren Stellen tritt die Rhone über die Ufer. Besonders heftig ist die Zerstörung in der Region Sierre im Mittelwallis.
Ganze Quartiere laufen in der Stadt voller Wasser, die Feuerwehr muss Menschen mit Booten in Sicherheit bringen. Einige werden mit dem Helikopter gerettet.
Auch die Verkehrswege sind massiv betroffen. Die Autobahn A9 steht komplett unter Wasser. «Die Fahrbahn hat sich in eine zweite Rhone verwandelt, da fährt so schnell kein Auto mehr durch», sagt Anwohner Gabriele Patuto (49) zu Blick.
Wegen der Unwetter müssen im Wallis Hunderte Menschen auf dem gesamten Kantonsgebiet ihre Häuser verlassen, die Rettungskräfte stehen mit einem Grossaufgebot im Einsatz. Um die lokalen Kräfte zu unterstützen, schickt die Armee einen Superpuma ins Katastrophengebiet. Es sind nasse und schwarze Stunden im Wallis.